Einzigartiges Bauprojekt in Köln-Zollstock„Indianer“ schaffen günstigen Wohnraum
Köln-Zollstock – „Wir freuen uns, dass es mit der Offenlage der Baupläne noch vor der Sommerpause geklappt hat“, sagte Ralf Leppin von der Mietergenossenschaft Kalscheurer Weg eG Ende Mai.Die Mietergenossenschaft will auf einer Grünfläche gegenüber des Südfriedhofes, neben der sogenannten Indianersiedlung, 15 dreigeschossige Häuser mit 107 Wohnungen unterschiedlicher Größe errichten. Alle Wohnungen werden sozial gefördert und langfristig zu günstigen Preisen zu mieten sein.
Mietpreisbindung und Kita sind geplant
Ein einmaliges Projekt in Köln, das von allen Seiten quer durch die Fraktionen von Beginn an hoch gelobt wurde. „Wir wollen eine Mietpreisbindung nicht nur für 25 Jahre, sondern für 50 Jahre schaffen“, erklärte Leppin. Der Mietpreis für sozialen Wohnraum lag im vergangenen Jahr bei 7 Euro pro Quadratmeter. Außerdem wird eine fünfzügige Kita errichtet, die die Mietergenossenschaft ebenfalls selbst bauen und vermieten wird.
Es wird auch ein Büro für die Genossenschaft und ein Versammlungsraum in einem der Häuser entstehen. Auf dem Randstreifen entlang des Südfriedhofs am Kalscheurer Weg werden rund 90 Pkw-Stellplätze für die Wohnungen eingerichtet. „Wir konnten den Stellplatzschlüssel senken, da die Siedlung auto-arm wird, wir Car-Sharing haben und ein Lastenrad anbieten werden“, erzählt Leppin. Die als Festwiese genutzte Grünfläche bleibt erhalten.
Die Initiative zum Bauprojekt ergriffen Bewohner der Indianersiedlung, offiziell Siedlergenossenschaft Kalscheurer Weg eG. „Als uns klar wurde, dass die freie Grünfläche, die der Stadt gehört, früher oder später ohnehin bebaut wird, wollten wir das lieber selbst in die Hand nehmen und nicht einem Investor überlassen“, erklärte Leppin. Da nicht alle Siedler das Risiko für die Erweiterung der Indianersiedlung mittragen wollten, wurde 2017 die Mietergenossenschaft gegründet. Diese hat mittlerweile 280 Mitglieder, darunter etwa 100 Siedler.
20 Millionen Euro werden nicht reichen
Zu Beginn waren 20 Millionen Euro für das Bauprojekt veranschlagt, durch Verzögerungen rechneten die Mietergenossen zuletzt mit 31 Millionen Euro. „Die Bauzinsen sind inzwischen gestiegen sind und durch die Inflation wird es noch etwas mehr werden“, befürchtet Leppin.Die Finanzierung stehe, die Mietergenossen haben Fördermittel beantragt, mit den Banken sei so weit alles klar, durch die Verteuerungen müssten sie allerdings nachjustieren, so Leppin.
Bauprojekt der Mietergenossenschaft
Den Entwurf für die Quartiersentwicklung am Kalscheurer Weg können Bürger zwischen dem 9. Juni bis einschließlich 11. Juli 2022 im Rahmen der öffentlichen Auslegung einsehen im Stadthaus Deutz, Ladenlokal 5, Willy-Brandt-Platz 2, 50679 Köln. Eine Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 0221/221-30183 oder der E-Mail-Adresse bauleitplanung@stadt-koeln.de nötig. Umfassende Informationen über die Planung sind ab dem 9. Juni unter www.stadt-koeln.de/artikel/69888/index.html zu finden. Hier können auch Stellungnahmen abgegeben werden. Weiter Infos zum Bauprojekt gibt es im Internet.
Verzögert hatte sich das Projekt, weil die Mietergenossen zunächst die Fläche von rund 2,4 Hektar kaufen wollten. Sie konnten sich jedoch mit der Stadt nicht über den Kaufpreis einigen. Nun überlässt ihnen die Stadt das Gelände im Rahmen des Erbbaurechts zu einem Zins von 1,5 Prozent. „Wir werden 99 Jahre 75 000 Euro an die Stadt zahlen“, erläutert Leppin.
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Zu einer neuerlichen Verzögerung kam es unter anderem, weil die Kita neben dem benachbarten Steinmetzbetrieb stehen wird. „Hier ging es um Lärmschutz. Der Betrieb wird seine Säge in einem anderen Gebäude unterbringen, so dass keine Lärmschutzwand nötig ist. Die wollte nämlich niemand“, so Leppin.
14 Kleingärten mussten für das Bauprojekt weichen, die Mietergenossen übernahmen den Abbau und das Entsorgen der Lauben und Sickergruben. Auch einige Bäume mussten gefällt werden. „Es war uns ganz wichtig, so viele Bäume wie möglich zu erhalten. Außerdem werden wir eine Ausgleichsfläche in Longerich bepflanzen“, berichtete Leppin. Die zukünftigen Häuser werden über Erdwärme beheizt. „Wir werden klimaneutral bauen“, so der genossenschaftliche Bauherr. Frühestens 2023 könne der Bau beginnen, man rechne mit einer Bauzeit von zwei Jahren.