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Köln-Rodenkirchen„Abartige Zustände“ bei Jungenklos der Grüngürtelschule

Lesezeit 3 Minuten

Die lange verkrustete Pinkelrinne stinkt unerträglich.

Rodenkirchen – Für den Gestank im Jungenklo der Grüngürtelschule gibt es nur ein Wort: Unerträglich. Der Geruch nach altem Urin ist so scharf, so beißend, dass sich jedem, der den Toilettenraum betritt, der Magen umdreht. Schuld daran ist in erster Linie das veraltete und nicht mehr zeitgemäße Trockenurinal, eine lange Rinne auf dem Fußboden, in die die Jungs hinein pinkeln. Eine Wasserspülung gibt es nicht. Die Rinne ist dementsprechend verkrustet - so schockierend wie der Geruch ist auch die Optik.

Immer mehr Wildpinkler

Rund 340 Kinder besuchen die KGS Grüngürtelschule an der Mainstraße, davon sind 185 Jungen. Dass sie sich den Gang zum WC soweit wie möglich ersparen, ist logisch. Doch mitunter lässt er sich nicht vermeiden. Dann aber muss es schnell gehen mit der Folge, dass so manche Unterhose leidet, wie Eltern berichten. Sie und auch einige Lehrkräfte wundern sich, dass es bei den „abartigen Zuständen“ nicht mehr Wildpinkler auf dem Schulgelände gibt.

Der stellvertretenden Schulpflegschaftsvorsitzenden und Schülermutter Tessa Lohausen und einer weiteren Mutter, Tanja Paeffgen, wollen die Zustände nicht länger hinnehmen. Sie haben sich an die Öffentlichkeit gewandt, nachdem Briefe und Hilferufe an die Verwaltung bislang nichts gebracht haben.

Untätigkeit der Stadt

„Seit Jahren ist das Problem bekannt“, sagt Tessa Lohausen. Sie kritisiert die Untätigkeit der Stadt und bedauert die „Ohnmacht“ der Eltern. Tanja Paeffgen hat ihrem siebenjährigen Sohn schon mal eine Flasche Händedesinfektionsmittel in den Ranzen gesteckt, denn auch Seife sei nicht vorhanden auf der Toilette. Die Wände sind rund um den Lichtschalter mit einer Schmutz-Schicht beschmiert, es gibt Schimmelecken - und entsprechend gesundheitliche Bedenken wegen des Toilettennotstandes. Seit kurzem ist die Jungentoilette nun gesperrt. „Wir wissen keinen anderen Rat mehr“, sagt die Schulpflegschaftsvorsitzende Silvia Behrendt.

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Den 340 Grundschülern stehen jetzt neun Mädchen-Toiletten zur Verfügung, die einigermaßen akzeptabel, aber längst nicht ausreichend sind für alle Kinder. Einige betroffene Eltern würden an eine Klage gegen die Stadt denken, falls sich die Situation nicht verbessere, heißt es.

Auf Nachfrage dieser Zeitung teilt die Gebäudewirtschaft mit, dass die Mädchen- und Jungentoilette der Grüngürtelschule sowie auch der direkt angrenzenden Ernst-Moritz-Arndt-Schule (EMA) für rund 150 000 Euro saniert werde. Mit der Planung werde derzeit ein externes Architektenbüro beauftragt. Zum Schuljahresbeginn 2018/2019, also nach den Sommerferien 2018, sollen die neuen WC-Anlagen fertig sein.

Eltern fühlen sich hingehalten

Die Eltern mögen das kaum glauben, zu oft sind sie schon hingehalten worden. Zuletzt sollte eine Sanierung in den Herbstferien erfolgen. Daraus wurde aber nichts. Zuvor habe es von Seiten der Stadt immer wieder geheißen, dass die Grüngürtelschule sowieso komplett saniert werde, sobald die benachbarte EMA-Grundschule in einen Neubau im Sürther Feld umzieht - das war ursprünglich einmal für 2009 vorgesehen. Wegen Umplanungen und Verzögerungen kann die EMA jedoch frühestens im Jahr 2022 in einen Neubau einziehen. „Bis dahin können und wollen wir aber nicht warten“, betont Tessa Lohausen.

„Anspruch auf saubere Toiletten“

Einmal am Tag wird das Klo geputzt. „Das reicht einfach nicht“, sagt Tanja Paeffgen. Ein Antrag auf zweimalige Reinigung sei von der Bezirksvertretung abgelehnt worden. Auch eine Toilettenfrau sei schon einmal in Elterninitiative eingestellt worden. Aber das Projekt habe wegen Finanzierungsschwierigkeiten nicht funktioniert. Freilich könnten Eltern freiwillige Putzdienste übernehmen. „Aber das ist doch nicht die Aufgabe der Eltern“, betont Tessa Lohausen im Namen der Schulpflegschaft. Vielmehr sei die Stadt verantwortlich. „Wir haben einen Anspruch auf saubere Schultoiletten“, sagt sie.

Die Grüngürtelschule ist insgesamt gebeutelt, nicht nur wegen der inakzeptablen WC-Anlage. Es herrscht auch akute Raumnot. Die Schulpflegschaft und Kinder sind deswegen im Frühjahr dieses Jahres vors Kölner Rathaus gezogen. Dort haben sie protestiert und auf die "katastrophale Raumnot" der Grüngürtelschule aufmerksam gemacht, die vor 30 Jahren für gerade einmal 150 Schulkinder gebaut wurde.