Zu wenig SchulenAusbau der Gesamtschule in Rodenkirchen verzögert sich
Köln-Rodenkirchen – Die Schuldezernentin Agnes Klein rief in der vergangenen Woche den „Notstand“ aus – in Köln fehlen 140 Kitas und 40 Schulen. Die statistischen Zahlen zum Bevölkerungswachstum waren zu niedrig angesetzt und werden nun nach oben korrigiert.
Und: Die Stadt baut zu langsam, die Prozesse in Politik und Verwaltung dauern zu lange – so lauten die Botschaften, die allerdings nicht neu sind. Ein Paradebeispiel für langsame Prozesse ist die Ernst-Moritz-Arndt-Grundschule in Rodenkirchen.
Ein Neubau im Sürther Feld wurde im Jahr 2009 beschlossen, 2012 wurde nach dem Architektenwettbewerb ein Siegerentwurf prämiert. Voraussichtlich kann der Schulbetrieb erst 2020 starten.
Einzug ins Provisorium verzögert sich
An den weiterführenden Schulen wie Gesamtschule Rodenkirchen und Gymnasium Rodenkirchen wurden aus Platzmangel jahrelang Bewerbungen von Kindern abgelehnt. Für die Gesamtschule hat die Politik im vergangen Jahr einen Erweiterungsbau beschlossen sowie eine Erhöhung der Zügigkeit um zwei Klassen, das sind pro Jahr 54 Kinder mehr.
Der Neubau soll nördlich direkt ans Hauptgebäude angrenzen, er kann aber frühestens in drei bis vier Jahren fertig sein. Um dennoch jetzt schon Platz zu schaffen, wurde für die Übergangszeit ein Provisorium gebaut. Im April dieses Jahres fielen Bäume für die Vorbereitung des Baugeländes an der Eygelshovener Straße.
Zum Beginn des neuen Schuljahres sollten alle Kinder der insgesamt acht fünften und sechs sechsten Jahrgänge mit dem Lernen im neuen Interimsgebäude beginnen.
Die Arbeiten gingen zügig voran, aber zuletzt hat der Einzug dann doch nicht geklappt. Er wird sich voraussichtlich um rund drei Wochen verzögern. Dem Vernehmen nach brauchen die frisch verlegten Bodenbeläge noch eine Weile, bis sie geruchsneutral sind.
Für die Schule, die kurzfristig über die Verzögerung informiert wurde, bedeutet das: Die 54 Kinder, die zusätzlich aufgenommen wurden, müssen einstweilen im Haupthaus untergebracht werden. „Das kriegen wir aber hin“, sagt der Schulleiter Ralph Kuhn. Organisatorisch sei es allerdings viel Arbeit, alle mühsam ausgetüftelten Stundenpläne wieder umzustellen. Insgesamt zeigt er sich zufrieden, dass das Provisorium nicht aus Containern besteht, sondern wie ein Festbau wirkt. Wenn alles fertig ist an der Eygelshovener Straße, soll der Umzug stattfinden.
Zwei neue Schulen gebraucht
Das Gymnasium Rodenkirchen platzt ebenfalls seit Jahren aus allen Nähten. Die Schulleitung würde sich eine Aufstockung des Gebäudes wünschen, was aber Politik und Verwaltung abgelehnt haben. Stattdessen soll sie künftig freie Räume der nahen Hauptschule in Rodenkirchen nutzen, die nach und nach ausläuft.
Durch einige Umbauten kommt das Gymnasium bislang noch mit dem bisherigen Raumangebot aus. „Wir versuchen, so lange wie möglich ohne »Wanderungen« auszukommen“, sagt die Schulleiterin Almuth Roselieb.
Möglicherweise werde im nächsten Schuljahr die Übermittagsbetreuung in die Hauptschule ausgelagert. Dadurch würden dann wieder Raumkapazitäten im Gymnasium frei.
An der Gesamtschule Zollstock wurden ebenfalls neue Klassen eingerichtet. Mittelfristig braucht der Kölner Süden zwei neue städtische Schulen mit Oberstufe. Sie sind auch geplant. Eine davon soll in der Parkstadt Süd gebaut werden, die andere im geplanten Neubaugebiet Rondorf Nord-West. Es werden aber noch Jahre vergehen, bis die neuen Wohnviertel verwirklicht werden. Deshalb soll vor allem die Schule in Rondorf möglichst unabhängig von der restlichen Bebauung entstehen.
Neubau für Offene Schule Köln geplant
Dass der Plan für eine neue Schule auch schnell umgesetzt werden kann, wird am Beispiel der nicht städtischen Offenen Schule Köln (OSK) deutlich, die jetzt das fünfjährige Bestehen mit einem Fest feierte.
Im Jahr 2012 gründete eine Elterninitiative die OSK als staatlich anerkannte Ersatzschule und inklusive Gesamtschule für alle – für hochbegabte Kinder genauso wie für solche mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
Ein Bürogebäude im Rodenkirchener Gewerbegebiet wurde angemietet. Die OSK hat sich laufend vergrößert und seit zwei Jahren gibt es eine gymnasiale Oberstufe. Alle Abschlüsse sind also möglich.
Zu 87 Prozent wird die Schule staatlich finanziert, der Rest und alle anderen Kosten, die aufgrund des besonderen Konzepts zusätzlich entstehen, werden mit Spenden und freiwilligen Elternbeiträgen in Form eines Solidarmodells gedeckt: Einige Eltern zahlen nichts, einige wenig, andere viel. Es wird kein verpflichtendes Schulgeld erhoben.
Jetzt ist ein Neubau geplant, seit dem vergangenen Jahr steht der Standort im Sürther Feld fest. Anfang 2019 sollen die Bauarbeiten beginnen und schon 2020 der Betrieb starten.