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Jahrelanger LeerstandDie einst prächtige Kölner Villa in Marienburg verfällt zusehends

Lesezeit 3 Minuten
Eine historische, langsam verfallende Villa in Marienburg von außen.

Das denkmalgeschützte Anwesen an der Parkstraße 5 in Marienburg steht seit Jahren leer.

Die historische Villa in der Parkstraße 5 in Köln verkümmert. Ein Aktionsbündnis versucht, das Gebäude durch einen Investor zu retten.

Der Kontrast zwischen Glanz und Zerstörung ist an kaum einem Ort in Köln größer als an der Parkstraße 5 in Marienburg. Dort steht eine denkmalgeschützte Villa schon lange leer und verfällt langsam, aber sichtlich. Fensterscheiben sind zerborsten, heruntergelassene Jalousien verwittert. Die Farbe der Fassade blättert ab.

Auf die Mauer vor der Villa hat jemand einen persischen Schriftzug gesprayt, mit dem er oder sie dem iranischen Revolutionsführer „Chamenei“ den Tod wünscht. Das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot hat bereits gegen den Leerstand an der Parkstraße 5 demonstriert – und mittlerweile einen Investor gefunden, der sie kaufen und dem Wohnungsmarkt wieder zur Verfügung stellen, namentlich aber nicht genannt werden möchte. Das Anwesen bietet immerhin rund 30 Zimmer, Wohnraum, der dringend benötigt wird.

Eindringendes Wasser und Vandalismus gefährden historische Villa

Die Zeit drängt, denn die Schäden am Gebäude sind bereits beträchtlich, wie in seinem Inneren deutlich sichtbar: Ein Durchgangszimmer mit kuppelartiger Decke ist von grünem Schimmel überzogen. Daneben befindet sich ein verwüstetes Büro. Auf die dort immer noch liegenden Akten tropft seit langer Zeit Wasser. Es stammt wohl vom Balkon im ersten Stock. Dort steht eine Wasserschicht, die offensichtlich langsam durch die Gebäudedecke gedrungen ist.

In den Badezimmern sind Fliesen und sanitäre Anlagen sind aus den Badezimmern herausgerissen, ebenso wie die Steckdosen in allen Räumen. Jemand hat die Villa wohl geplündert.

Aber ihre Formschönheit ist noch vorhanden. Von der holzvertäfelten Halle führen zahlreiche großzügig geschnittene Räume mit Erkern und Kaminen und großen Fenstern in den Gartenbereich mit Pool. In den oberen Stockwerken stehen unzählige Zimmer teilweise mit Giebeln zur Verfügung.

Zu sehen ist eine holzvertäfelte Eingangshalle, von der links und rechts zwei Türen in weitere Zimmer abgehen. Links führt eine Treppe ins Obergeschoss.

Von der holzvertäfelten Eingangshalle gehen viele große Zimmer aus und führt eine Treppe ins Obergeschoss.

Die stattliche Villa im „Queen-Elisabeth-Style“ wurde in den Jahren 1913 und 1914 für den Kölner Verleger Josef Neven DuMont und seine Familie nach Plänen des Architekten Paul Pott gebaut. Ab 1935/1936 nutzte dann die NSDAP-Ortsgruppe Bayenthal die Villa. Als der Krieg vorbei und Bonn 1949 Regierungssitz geworden war, bezog 1958 die iranische Botschaft das Anwesen. Nach der Islamischen Revolution 1979 übernahm die einflussreiche iranische „Bonyad-e Mostazafan va Janbazan“, auf Deutsch „Stiftung der Unterdrückten und Opferbereiten“, das Gebäude.

Nach wenigen zur Verfügung stehenden Quellen, diente es nach dem Iran-Irak-Krieg zur Unterbringung und Behandlung von Verwundeten, beispielsweise von Giftgasopfern. Darüber hinaus wurde es von der „Union Islamischer Studentenvereine in Europa“ und anderen schiitischen Organisationen für Veranstaltungen genutzt – und war schlicht als das „Iran-Haus“ bekannt. Es galt lange als ein Standort des iranischen Geheimdienstes.

Villa in Marienburg: Verfall und fehlende Handlungsoptionen

Noch länger wurde die in der Villa eingerichtete Moschee für Gebete genutzt. Das ist nun seit Jahren vorbei. Das hochherrschaftliche Wohngebäude fristet ein Dasein als Geisterhaus. Sein Eigentümer oder seine Eigentümerin scheinen gänzlich das Interesse am Standort Parkstraße 5 verloren zu haben. Im Grundbuch ist ein Koroush Mahdioun eingetragen, der in Köln ein Unternehmen mit Sitz an der Marienburger Straße betreibt. Doch erreichbar ist er nicht.

Bei Anrufen erteilt eine Mitarbeiterin die Auskunft, dass er sich im Ausland aufhalte. Eine E-Mail-Adresse kann sie nicht zur Verfügung stellen. Rückrufversprechen werden nicht eingelöst. Somit bleibt die Frage, was mit der Villa geschehen wird, unbeantwortet.

Das Wohnungsamt sieht sich nicht in der Lage gegen den Leerstand vorzugehen: „Das Gebäude stand dem Kölner Wohnungsmarkt nie zur Verfügung“, schreibt eine Sprecherin der Stadt. Somit falle es nicht unter die Wohnraumschutzsatzung, die es seit zehn Jahren ermöglicht mit Ordnungsverfügungen und Bußgeld gegen den Leerstand von Wohnraum vorzugehen. So bleibt ein Achselzucken im Hinblick auf den Leerstand an der Parkstraße 5. Und so wird die ehemals glanzvolle Villa sich nun wohl langsam vom Geisterhaus in eine Ruine verwandeln.