Die Lokalpolitiker wollen den ehemaligen Schmuckgarten auf dem Marienburger Fort seit Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen.
„Arbeit der BV ignoriert“Stadt Köln will Treppe an Marienburger Fort bauen – Lokalpolitiker rügen Vorgehen
Auf dem preußischen Fort am Militärring in Marienburg gab es früher einen Schmuckgarten mit Rosen, Oleander, Springbrunnen und Baumplätzen. Auch wenn dieser schon seit vielen Jahren nicht mehr in dieser Form existiert, sei der Dachgarten immer noch ein Ort mit viel Aufenthaltsqualität, finden die Lokalpolitiker.
Die historische Treppe, die in den Schmuckgarten führte, ließ die Stadt Ende 2020 abbrechen, weil sie marode war. Ab 2017 war sie bereits gesperrt. Seither ist der Aufstieg zur Grünanlage beschwerlich und nicht offiziell, nur zwei steile Trampelpfade führen nach oben. Die CDU-Fraktion hatte bereits Anfang 2019 die Instandsetzung der Treppe gefordert.
In diesem Juli beschlossen die Bezirksvorsteher, auf Initiative der CDU, die Verwaltung solle prüfen, ob ein barrierefreier Rundweg oder eine Treppe am alten Standort möglich seien und ihnen die Ergebnisse, inklusive einer groben Kosteneinschätzung, vorlegen. Für ihre jüngste Sitzung Anfang November hatten alle Fraktionen einen gemeinsamen Antrag vorbereitet, in dem sie die Verwaltung auffordert, in Ergänzung eine barrierefreie Brücke an einem geeigneten Standort zu prüfen.
Entscheidung 2022 – Infos an BV erst jetzt
Zur Sitzung teilte ihnen die Verwaltung mit, man habe 2022 drei Varianten eines neuen Zugangs erarbeitet und sich unter Berücksichtigung der Umsetzbarkeit, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit für den Wiederaufbau der alten Treppenanlage nach historischem Vorbild und unter Verwendung des historischen Materials entschieden. Die anderen Varianten – Rundweg und Brückenbau – schieden demnach aus.
Die Projektleitung liege bei der Gebäudewirtschaft, die Kosten für den Wiederaufbau – rund 694.000 Euro – seien beim Rechnungsprüfungsamt eingereicht. Das Projekt befinde sich derzeit im baurechtlichen Genehmigungsverfahren, unmittelbar im Anschluss werde mit dem Bau begonnen, so die Verwaltung,
CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Schykowski bedauerte, dass die anderen Varianten vom Tisch seien. Vor allem aber ärgerte er sich über das Verhalten der Verwaltung. „Die Entscheidung ist schon 2022 gefallen. Obwohl die Verwaltung von den Wünschen der Bezirksvertretung wusste, hat sie uns nicht darüber informiert. Das zeigt, wie sie uns und unsere Arbeit ignoriert. Das muss ich deutlich rügen“, sagte er.
„Das ist absolut undemokratisch. Der Abteilungsleiter der Gebäudewirtschaft soll uns bitte erklären, warum die Belange der Bezirksvertretung derart ignoriert werden“, schloss sich Jörg Klusemann, SPD, der Kritik an. Ebenfalls Oliver Ismail, Bündnis 90/Die Grünen bezeichnet das Kommunikationsverhalten der Verwaltung als „irritierend“. „Auch der Verein Kölner Festungsmuseum wurde nicht informiert. Das ist kontraproduktiv“, sagte er. Ismael schlug einen Ortstermin mit allen Beteiligten vor.
Die Lokalpolitiker vertagten ihren Antrag einstimmig, mit der Maßgabe, die Fachverwaltung solle ihre Vorgehensweise in der Januarsitzung erläutern.
Kölner Festungsmuseum gegen Treppe am alten Standort
Das Kölner Festungsmuseum, das sich seit 2004 in dem Fort befindet und sich um die Anlange kümmert, hatte der Stadt bereits vor Jahren vorgeschlagen, eine Brücke von der Erhöhung hinter der Grabenmauer zum ehemaligen Schmuckgarten zu errichten. Eine Brücke sei barrierefrei, es könnten Gerätschaften zur Pflege der Grünanlage darüber transportiert werden und es wäre eine Öffnung zum ehemaligen Feind, den Franzosen, und somit ein Friedenszeichen, hatte Vereinsvorsitzender Robert Schwienbacher im Juli dieser Zeitung gegenüber erläutert.
Auch mit einer Treppe ist der Verein einverstanden, allerdings nicht am alten Standort. Gleich daneben befindet sich nämlich die ehemalige Kaponniere, ein Vorbau mit Schießscharten – die einzige noch erhaltene in Deutschland. Damit die Festungsfassade richtig zur Geltung komme, müsse die Kaponniere freistehen, so Schwienbacher.
Das ehemalige Fort wurde 1876 erbaut und gehört zum äußeren Festungsgürtel, den die Preußen als Schutz vor Angriffen der Franzosen errichteten. Nachdem Deutschland den Ersten Weltkrieg verloren hatte, mussten dem Friedensvertrag von Versailles gemäß alle Festungsanlagen gesprengt, werden. 1925/26 wurde nach Plänen des Gartendirektors Fritz Encke die Anlage in ein grünes Fort umgewandelt und der Schmuckgarten angelegt.