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„Meschenich braucht das“Aus der Thomaskirche wird ein Treffpunkt für Menschen im Kölner Süden

Lesezeit 3 Minuten
Der luftige Innenraum einer Kirche mit einer hohen holzverkleideten Decke bietet Platz für Tische, Stühle, Gitarren.

Die Thomaskirche in Meschenich steht Menschen jetzt als Treffpunkt zur Verfügung.

In der Thomaskirche werden schon seit längerem keine Gottesdienste mehr gefeiert. Dank einer anonymen Spende kann sie aber als Begegnungsraum erhalten bleiben.

Über 40 Jahre diente die evangelische Thomaskirche an der Raiffeisenstraße nahe dem Kölnberg als Gemeindetreffpunkt. Vor zwei Jahren wurde die Kirche entweiht, die Zahl der Gemeindemitglieder war von 1400 auf rund 400 gesunken. Die Gemeinde ist weg, als Treffpunkt bleibt der Ort erhalten. Dank des Förderprogramms „Dritte Orte“, der Unterstützung der Evangelischen Kirche als Vermieter, der Stadt sowie durch Stiftungen und private Unternehmen, konnte jetzt der Grundstein für eine Begegnungsstätte gelegt werden.

„Wir hätten das Gebäude auch abreißen und zur Wohnbebauung freigeben können. Aber hier hat sich plötzlich eine unglaubliche Chance aufgetan“, sagt Stefan Jansen-Haß, der 20 Jahre amtierender Pfarrer in der Thomaskirche war. Die „unglaubliche Chance“ ergab sich in Form einer ordentlichen, anonymen Spende aus dem Kölner Süden, die eine neue Heizung und eine Dachsanierung ermöglicht. „Ohne diese Spende hätten wir vielleicht noch ein Jahr das Gebäude aufrechterhalten können“, sagt Jansen-Haß.

Anonyme Spende ermöglicht Sanierung in Köln-Meschenich

„Ein Meilenstein für den Ort“, nennt es Bezirksbürgermeister Manfred Giesen, der diesen Kontakt vermitteln konnte. Schon lange unterstützt die Bezirksvertretung Meschenich und Godorf mit finanziellen Mitteln, zwei Stadtteile, die Giesen als „benachteiligt“ einstuft. Bei den Spenden geht es allerdings um kleinere Summen. Gerade hat die Bezirksvertretung für Meschenich zu Sankt Martin 1158 Weckmänner gespendet. Mit der gestifteten Summe sind jetzt langfristige Angebote möglich.

Zwei Männer und eine Frau stehen in einem Raum auf braunen Fliesen, rechts lässt ein buntes Glasfenster Licht herein.

Pfarrer Stefan Jansen-Haß, Azbiye Kokol vom Förderverein soziales Meschenich, und Bezirksbürgermeister Manfred Giesen (v.l.) freuen sich über das Projekt.

„Meschenich braucht das. Wir benötigen dringend Räume, wo sich Vereine und Institutionen zu Sitzungen und Veranstaltungen treffen können. Ein Ort zur Ruhe, aber auch als Austausch, ist im Viertel dringend nötig“, sagt Azbiye Kokol, die nicht nur das benachbarte Jugendzentrum leitet, sondern auch dem Förderverein Soziales Meschenich (FSM) vorsitzt. Die Vielzahl der Angebote des Vereins reichen jetzt bereits von Kinder- und Jugendarbeit, Frühförderung, interkultureller Arbeit, Sozialberatung bis hin zu individuellen Angeboten für alle Altersgruppen. Dafür werden Räume verstreut in ganz Meschenich bis Ehrenfeld an der dortigen Belvedere Schule genutzt. „Unsere Raumkapazität ist komplett gesprengt“, so Kokol.

Schon seit der Entweihung finden in der Thomaskirche in einem kleinen Raum Angebote wie Beratung, Vorschuluntersuchungen, Sport, Musikunterricht und ein Bienen-Projekt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW statt. „Aber wir brauchen eine feste Anlaufmöglichkeit, um gute soziale Arbeit leisten zu können“, sagt Kokol, die mit sämtlichen Vereinen und Unterstützern vor Ort, möglichst kreativ die neuen Möglichkeiten ausloten möchte. „Das ist jetzt langfristig planbar und das wäre ohne diese finanzielle Unterstützung einfach nicht möglich gewesen und vor allem können wir hier leer stehende Räume nutzen“, bedankt sich Giesen. Die Begegnungsstätte mit dem dazu gehörenden großen Garten wird von den Jugendzentren Köln und der Jugendhilfe Köln koordiniert.