Nicht nur KarnevalsmusikKölner Band Kempes Feinest will kölsche Lieder pflegen
Köln – Das Achterdeck im Marienburger Bootshaus füllt sich: Knapp 300 Gäste versammeln sich, stoßen mit Kölsch an, unterhalten sich, genießen den Blick auf Rhein und Dom. Dann wird es auf einmal ruhiger. „Vince, deine Band möchte bitte aus dem Bälleparadies abgeholt werden“, sagt Nicole „Nici“ Kempermann, die am Rand der Bühne steht. Vincent Themba durchquert die lachende Menschenmenge, und dann ist die Band Kempes Feinest komplett – mit Keyboarder Tomek Gwosdz, Schlagzeuger Victor González und Gitarrist Tom Ederer.
Bereit für ihren Auftritt, den die fünf Musiker im Rahmen ihrer ersten eigenen Konzertreihe „Op die janz fiese Tour“ spielen. Zwar in kölscher Sprache, allerdings abseits von Karnevalssession und Sommerkarneval. Also kölsche Musik statt Karnevalsmusik. „Es geht nicht nur um die Sprache, es geht um die Art der Musik. Der Kölner ist gegenüber verschiedenen Musikgenres aufgeschlossen, und deswegen ist es für einen Musiker cool, sich da entfalten zu können“, so Gwosdz. In ihrem Fall mit einer Mischung aus Rock, Pop und kölscher Tradition.
2015 gewann Kempes Feinest das „Loss mer singe“-Casting
Gegründet wurde die Band vor vier Jahren. Teilweise sei Nici Kempermann durch ihren Vater Peter „Kempes“ Kempermann, ehemaliger Frontmann der Rabaue, auf die Idee gekommen, kölsche Musik zu machen, „ich finde die Sprache toll, sie ist einfach echt“. Die Kontakte ihres Vaters in der kölschen Musikszene wären vorwiegend zu Beginn der eigenen Karriere hilfreich gewesen. „Er hat alle angerufen und gesagt, dass seine Tochter jetzt auch Musik macht“, so Kempermann lachend.
Bereits 2015 gewann Kempes Feinest das „Loss mer singe“-Casting. Das Lied „Wenn du nit danze kann’s“ brachte sie erstmals auf die Songlisten der Karnevals-DJs und somit auch in die Kölner Kneipen. 2017 folgte das Debütalbum „Doch isso“, und vergangene Session wurde ihre Single „Melodie“ vom Festkomitee offiziell für das Tanzvideo zum Sessionsmotto übernommen. „Für mich war vor allem der Auftritt bei der »Lachenden Kölnarena« ein Highlight. Das sind Dinge, die passieren dir als normaler Musiker nicht allzu oft“, sagt Ederer.
Lieder zum Tanzen und Mitsingen, Balladen zum Schunkeln
Doch im Karneval könne man nicht seine ganze musikalische Bandbreite zeigen, so Ederer weiter. Gewünscht werde meist Stimmungsmusik, Balladen seien eher Mangelware. „In der Session gehen die Leute zu einer Sitzung und erwarten ein bunt gemischtes Programm aus verschiedenen Bands und Tanzgruppen. Da kann man meistens nur die angesagtesten fünf bis sechs Lieder spielen“, sagt Kempermann. Das wollen sie bei ihrer eigenen Konzertreihe durch Köln und die Region ändern.
Das könnte Sie auch interessieren:
So präsentieren sie beim Auftritt auf dem Achterdeck ihr vollständiges Repertoire – Lieder zum Tanzen und Mitsingen, Balladen zum Schunkeln, bei einigen Songs mit Unterstützung von Domstürmer-Frontmann Micky Nauber und Miljö-Sänger Mike Kremer. „In der Session sehen wir die anderen Bands zwar häufig, doch immer nur kurz. Aber man kommt danach ab und zu bei einem Kölsch zusammen, und so entstehen Freundschaften“, sagt Kempermann.
Bevor es am Elften im Elften dann wieder mit dem Karnevalsprogramm losgeht, steht noch einiges auf dem Plan. Gwosdz tritt vor den Traualtar, Themba reist nach Südafrika, González nach Spanien, Ederer „macht Pärchenurlaub“ und Kempermann bleibt in Köln, „ich werde unseren Proberaum einfach mal für mich genießen“. Zudem stehen noch zwei weitere Konzerte an: am 10. August in der Ubierschänke am Ubierring und am 14. September im Piranha an der Kyffhäuserstraße. Mit dabei sind beim ersten Konzert Ina Dahlenberg von den Funky Marys, beim zweiten Yannick Weingartz von Lupo. Karten sind ab 12 Euro im Vorverkauf erhältlich.