Parken an der Bonner StraßeKölner Start-Up „Ampido“ schafft neue Plätze
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Bayenthal/Südstadt – Autofahrer in der notorisch parkplatzknappen Südstadt wird die Nachricht freuen: Das Kölner Start-Up-Unternehmen Ampido hat einen Schotterplatz an der Bonner Straße zwischen Bahndamm und Koblenzer Straße gemietet, um dort kostenpflichtige Parkplätze anzubieten. Große Banner machen auf das neue Angebot aufmerksam. 50 Cent für eine Stunde, drei Euro für den Tag und 30 Euro im Monat soll das Parken hier kosten.
Das Besondere: Autofahrer können die Smartphone-App des Unternehmens nutzen, um einen Platz zu reservieren und zu bezahlen. Schranken oder Kassenautomaten werden nicht aufgestellt. Vorerst können zwar nur eine Handvoll Autos auf dem Grundstück stehen. Das Angebot sei noch in der Testphase, sagt Gründer Yasotharan Pakasathana: „Wir müssen die Fläche noch herrichten, Löcher stopfen, Grünzeug entfernen.“ In einigen Wochen soll aber Platz für bis zu 100 Autos sein.
Begrenzte Nutzungsdauer
Eigentümer des Grundstücks ist der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes. Der Vertrag zwischen Mieter und Vermieter lag der Stadtverwaltung zur Genehmigung vor. Denn der Parkplatz liegt dort, wo in den nächsten Jahren der Innere Grüngürtel und die Parkstadt Süd entstehen sollen. Eine vom Rat beschlossene Sanierungssatzung verleiht der Stadt das Recht, bei allen neuen Verträgen mitzubestimmen. „Wir haben den ersten Vorschlag abgelehnt“, sagt Günther Wevering vom Amt für Stadtentwicklung. Ampido kann die Fläche auf Drängen der Stadt nur für ein Jahr nutzen. Anschließend kann der Mietvertrag um kurze Zeiträume verlängert werden. Eine unbegrenzte Nutzung ist explizit ausgeschlossen.
Wevering will keinen Zweifel daran lassen, dass der Parkplatz den Plänen für die Verlängerung des Grüngürtel nicht im Wege steht. Derzeit arbeiteten Planer an der künftigen Gestaltung der Großmarktumgebung.
Pfad derzeit nicht umsetzbar
Die Händler müssen den Standort wohl verlassen, wenngleich offenbar später als bislang geplant. Stattdessen soll anschließend südlich der Südstadt ein neues Stadtquartier mit viel Grün entstehen. Doch schon vorher sollen erste Veränderungen sichtbar werden. Ein sogenannter Pionierpfad soll einen Spaziergang entlang des Bahndamms zwischen Südstadion und Friedenspark möglich machen. Der Parkplatz von Ampido liegt genau im geplanten Verlauf. Laut Wevering sei das aber kein Problem. Gegen die Vermietung spreche so lange nichts, wie das angrenzende Grundstück – ebenfalls im Eigentum des BLB – noch an einen Gewerbebetrieb vermietet sei. Bis dahin sei der Pfad ohnehin nicht umsetzbar.
Pakasathana will den Plänen auch gar nicht im Wege stehen. „Wir wollen lediglich Leerstände besser nutzen“, sagt er über sein Unternehmen (siehe „Zum Unternehmen“). Aus der Südstadt hätten sie besonders viele Anfragen von Parkplatzsuchenden erreicht, von Berufspendlern und Besuchern der Lokale und Restaurants der Südstadt, erzählt er. So seien sie auf die ungenutzte Fläche an der Bonner Straße gestoßen.
Autofahren in der Südstadt ist kein Vergnügen
Alice Baker von der Aktionsgemeinschaft Bonner Straße/Chlodwigplatz, in der die Geschäftsleute vertreten sind, begrüßt das neue Angebot. „Das ist auf alle Fälle eine Erleichterung“, sagt sie. Dass durch die zusätzlichen Parkplätze mehr Verkehr entsteht, glaubt sie nicht: „In die Südstadt kommen nur die mit dem Auto, die wirklich müssen.“ Pakasathana ist überzeugt, dass Ampido den Verkehr sogar reduziert. „Autofahrer können, bevor sie losfahren, sehen, ob etwas bei uns frei ist“, sagt er.
Ist der Parkplatz voll, können Besucher ihr Auto außerhalb stehen lassen und in die KVB umsteigen. Außerdem plane Ampido, in Kooperation mit der KVB Leihfahrräder vor den Parkplätzen aufzustellen.
Das Stadtentwicklungsamt ist derweil um Eindeutigkeit bemüht. In den nächsten Wochen soll auf einem Banner am Zaun, der das von Ampido genutzte Grundstück begrenzt, die Entwürfe der Planer für die Parkanlage zu sehen sein. Zu sehr gewöhnen sollte sich also niemand an die neuen Parkplätze.
Zum Unternehmen
Ampido startete 2013 an der Uni. Pakasathana und sein Gründerkollege wollten die Parkplätze der Anwohner in der Umgebung der Uni tagsüber für Studenten zugänglich machen.
Ihre Idee: Parkplatzbesitzer können mit Hilfe einer App ihren Stellplatz stundenweise anderen Autofahrern anbieten. „Wir tragen dazu bei, dass bestehende Parkplätze besser genutzt werden“, sagt Pakasathana. So könnte Platz im Straßenland frei werden, etwa für Radwege und auf Bürgersteigen.