Deutschlandradio in RaderbergKölner Funkhaus wird für fast 300 Millionen Euro saniert

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Das DLF-Funkhaus des Deutschlandradios in Köln-Raderberg. Das Gebäude steht seit Anfang 2024 unter Denkmalschutz.

Das DLF-Funkhaus des Deutschlandradios in Köln-Raderberg. Das Gebäude steht seit Anfang 2024 unter Denkmalschutz.

Das Deutschlandradio wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Intendant Stefan Raue spricht über die Bedeutung des Kölner Standorts.

Seit Januar steht es unter Denkmalschutz: das DLF-Funkhaus des Deutschlandradios in Raderthal. Der Entwurf des Architekten Gerhard Weber sieht von außen aus wie ein Mikrofon, im Haus selbst feiert das Deutschlandradio in diesem Jahr 30-jähriges Bestehen. Bei einem Besuch hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Intendant Stefan Raue über die Zukunft des Kölner Standorts und mit Verwaltungsdirektor Rainer Kampmann über die um 100 Millionen Euro gestiegenen Sanierungskosten gesprochen.

DLF-Hochhaus wurde von oben nach unten gebaut

Schon von weitem ist das 102 Meter hohe Haus zu erkennen, es gehört zu Kölns höchsten Gebäuden. „Das Haus ist eine Landmarke in Köln“, sagt Verwaltungsdirektor Rainer Kampmann. Das sei einer der Gründe für den Denkmalstatus. „Dazu kommt, dass es als Hängehochhaus ein typisches Bauwerk seiner Zeit ist, und auch als Zeitzeuge für eine historische Entwicklung steht: die Entwicklung des deutschen Nachkriegsrundfunks.“ Das Haus wurde von 1974 bis 1978 in nur vier Jahren gebaut, an einem Stahlbetonkern sind die einzelnen Stockwerke „aufgehangen“, das Haus wurde von oben nach unten gebaut.

Das Gebäude vom Deutschlandfunk in Raderberg.

Das Gebäude vom Deutschlandfunk in Raderberg.

Der Deutschlandfunk sitzt seit der offiziellen Eröffnung 1980 in dem Haus. 1994 wurde aus den Sendern RIAS und DS Kultur in Berlin und dem Deutschlandfunk in Köln dann das „Deutschlandradio“ gebildet. Das Deutschlandradio wiederum ist die Körperschaft für die Sender Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova.

Das 30. Jubiläum begeht das Deutschlandradio nun nicht mit einer zentralen Feier, sondern mit vielen dezentralen Veranstaltungen, darunter auch Live-Podcasts mit bekannten Formaten wie „Eine Stunde History“. In Köln finden im Kammermusiksaal die Raderbergkonzerte statt, am 12. Juli können sich Hörerinnen und Hörer durchs Funkhaus führen lassen und sich ein Bild davon machen, wofür der Sender die 289 Millionen Euro benötigt, um das Funkhaus zu sanieren.

Der Kammermusiksaal des Deutschlandradios.

Der Kammermusiksaal des Deutschlandradios.

Eine Erhöhung von 100 Millionen Euro der Sanierungskosten war nötig geworden, auch wegen des Denkmalschutzes. „Das ist ein ordentlicher Happen“, sagt Intendant Stefan Raue. „Das wissen wir.“ Verwaltungsdirektor Kampmann erklärt: „Wir hätten normalerweise die Fassade abgenommen und eine neue draufgesetzt. Da die Fassade nun Teil des Denkmalschutzes ist, müssen wir sie ertüchtigen.“

Deutschlandradio will Etagen im Funkhaus weitervermieten

Perspektivisch will das Deutschlandradio alle Stockwerke des Hochhauses nicht mehr allein nutzen. „Wir brauchen diese Flächenansprüche nicht mehr“, so Kampmann. Ein Verkauf sei schwierig, da die einzelnen Gebäudeteile miteinander verbunden seien. Aber einzelne Etagen zu vermieten, sei durchaus denkbar. Auch deshalb starte man bei der Sanierung mit dem Flachbau, in dem das Deutschlandradio seine Studios hat.

Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue.

Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue.

Bis 2036 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Die Kostensteigerung um 100 Millionen sieht die KEF, die Kommission zur Überprüfung und Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, „äußerst kritisch“, wie sie im Februar bekannt gab. „Die KEF untersucht gerade noch einmal, wo wir sparen können. Wir haben im April dazu Daten geliefert, im August wird ein Gutachten erwartet“, sagt Kampmann. Obwohl Rundfunkzentralen an Bedeutung verlieren würden, sei der Standort Köln für das Deutschlandradio wichtig. „Das Gebäude ist auch für die Stadt identitätsstiftend.“

Die Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks.

Die Nachrichtenredaktion des Deutschlandfunks.

Dass das Deutschlandradio zwei Standorte hat, den in Köln und auch den im ehemaligen RIAS-Gebäude in Berlin, ist im Deutschlandradio-Staatsvertrag festgehalten. Der Sender betreibt „gleichgewichtige Funkhäuser“ in beiden Städten, heißt es dort. Doch der Unterhalt von zwei Standorten ist teuer. Und die Rundfunkkommission der Länder bereitet gerade eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor. In dem Zuge soll nicht nur die neue Rundfunkgebühr ermittelt werden, sondern auch ein Reformstaatsvertrag erarbeitet werden. Dadurch sollen die Sender digitaler, schlanker und auch sparsamer werden.

Eine Zusammenlegung des Deutschlandradios ist öffentlich bislang noch nicht diskutiert worden. Und Intendant Raue sagt: „Wir fühlen uns wohl in Köln und in Berlin.“ Wie genau die Sanierung des Kölner Funkhauses aussehen wird, harrt aber auch der Entscheidung der Ministerpräsidenten im Oktober. „Wir sind verantwortlich für beide Standorte und müssen dafür sorgen, dass sie sicher sind“, so Raue. Dazu komme die Tradition des Deutschlandradios. „Die Hörer haben ein Gespür dafür, was der Deutschlandfunk in Berlin, und was der Deutschlandfunk in Köln ist. Wir sind ein Spiegel der gesamtdeutschen Einigung.“

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