Raderberger organisierten eine Veedels-Weihnachtsfeier für Menschen, die Heiligabend nicht allein verbringen wollten – und die kam sehr gut an.
Weihnachtswunder inklusiveGemeinsamer Heiligabend in Raderberg – Veedels-Weihnacht voller Erfolg
„Wie wird die Stimmung? Kommen genug Menschen? Werden sie sich miteinander unterhalten und sich wohlfühlen?“ – Diese und ähnliche Fragen trieben Amélie Chrobok, ihre Mutter Irene Geuer, Uli Kievernagel und Said Alagha in den Wochen vor Heiligabend um. Die vier hatten eine gemeinsame Weihnachtsfeier in Alaghas Restaurant „Assada“ in der Brühler Straße unter dem Dach des Bürgervereins Raderberg und -thal organisiert. Eine Premiere und entsprechend aufregend.
Kurz nach Weihnachten strahlen die vier übers ganze Gesicht, als sie vom Veedels-Heiligabend unter dem Motto „Nicht ganz so stille Nacht“ erzählen. „Es war ein richtig schöner Abend. Die Stimmung war super, weihnachtlich, gemütlich, entspannt. Alle haben sich unterhalten und das Buffet war ein Knaller“, schildert Geuer.
Die Idee zur Veedels-Weihnacht hatte Tochter Amélie, 20. Im März war ihr Großvater, Geuers Vater, gestorben, zu dem die beiden ein enges Verhältnis hatten. Mit ihm hatten sie immer Weihnachten gefeiert. Ohne ihn würden sie an Heiligabend nur traurig auf seinen leeren Stuhl schauen, fürchtete Amélie.
Es gibt wahrscheinlich viele Menschen, die an dem Abend unfreiwillig allein seien, vermuteten sie und ihre Mutter. Die Idee zu einer gemeinsamen Feier im Veedel entstand, die beiden machten sich an die Umsetzung und fanden tatkräftige Mitstreiter in Kievernagel und Alagha. Als die Planung stand, hängten sie Plakate auf, um den Abend bekannt zu machen. Auch diese Zeitung berichtete über Veedels-Weihnachtsfeier.
Spenden für Gratis-Teilnahme
Die stieß gleich auf große Resonanz. „Wir haben rund 50 Plätze, und die waren schon Ende November ausgebucht. Wir mussten vielen Menschen absagen, das hat mir total leidgetan“, erzählt Alagha. Unaufgefordert hatten sich im Vorfeld der Feier unabhängig voneinander fünf Menschen aus dem Veedel gemeldet, die den Unkostenbeitrag für den Abend von 30 Euro für Menschen übernahmen, die sich das nicht leisten konnten. „Das war wirklich toll. Das war für mich mein ganz persönliches Weihnachtswunder“, freut sich Kievernagel. Die Weiterleitung der Gratis-Eintrittskarten übernahmen die Nonnen aus dem Kloster in der Brühler Straße.
Am Heiligabend ging es um 18 Uhr los. „Die Gäste kamen alle ganz früh. Es war eine bunt gemischte Truppe, von jung bis alt. Viele kamen allein, manche zu zweit, auch eine ganze Familie mit Oma war dabei“, berichtet Geuer. Viele von ihnen hatten aus der Zeitung von der Feier erfahren. Das „Assada“ war weihnachtlich geschmückt, Alagha hatte ein großes Buffet mit aller Drum und Dran – inklusive veganen und glutenfreien Gerichten – aufgefahren.
Geschichten, Lieder und Zauberer
Auch für Programm hatte das Orga-Team gesorgt. Geuer, seit Jahrzehnten als Journalistin – unter anderem für die WDR-Radio-Sendung „Zeitzeichen“ – tätig, las zum Einstieg eine Geschichte vom Weihnachtsfrieden 1914 vor: Britische und deutsche Soldaten an der Westfront sangen im ersten Kriegsweihnachten spontan zusammen „Stille Nacht“ und verwandelten das Schlachtfeld in ein Fußballfeld – und hätten am liebsten nie wieder aufeinander geschossen.
Davide la Marca, ein Zauberer aus dem Veedel, ging von Tisch zu Tisch und brachte die Gäste mit Kartentricks zum Staunen. Zwei weitere Gäste trugen spontan Geschichten vor. „Wir haben auch ein paar Weihnachtslieder zusammen gesungen, das war gar nicht geplant, aber sehr schön“, berichtet Amélie.
Auch 2025 soll es Veedelsfeier geben
Unter den Gästen war auch Hans-Peter Nilges. Der 60-Jährige lebt allein in Sülz und hat schon oft Heiligabend allein verbracht. Jetzt wollte er etwas anderes ausprobieren. „Es war ein sehr, sehr schön Abend. Es war super organisiert, aber nicht zu durchgetaktet. Das Schönste war für mich die Gemeinschaft, ich habe mich sehr wohlgefühlt und würde im nächsten Jahr wieder hingehen“, erzählt er.
Dass es im kommenden Jahr wieder eine Veedels-Weihnacht geben soll, sind sich die vier Organisatoren jetzt schon einig. „Auf jeden Fall – es war wirklich ein voller Erfolg“, sagen sie. Zum Abschied bekamen alle Gäste auch noch ein Geschenk: Das Buch „Menschlichkeit ist die beste Medizin“ vom Bonner Mediziner Walter Möbius, ehemaliger Leibarzt von Helmut Kohl. Er hatte von der Aktion gehört und die Bücher gestiftet.
Auch Amélies Wunsch erfüllte sich: Es war kein einsamer, trauriger Heiligabend, mit Blick auf einen leeren Stuhl. „Wir haben schon an meinen Vater gedacht, ein Glas Sekt auf ihn getrunken und ein Tränchen verdrückt“, erzählt Geuer. „Aber aus etwas Traurigem ist etwas Neues und Schönes entstanden“, meint Amélie – ein weiteres, kleines Weihnachtswunder.