Wenn TV-Produktionen, wie Babylon Berlin oder Tatort laufen, sind nicht selten Ausstattungsstücke aus Köln dabei. Besuch bei zwei Händlern.
Babylon BerlinErfolgsserie nutzt Requisiten aus dem Kölner Süden

Tanja und Martin Lackner verleihen ihre antiken Objekte an Film- und TV-Produktionen.
Copyright: Inge Swolek
Die fünfte Staffel der ARD-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ spielt im Jahr 1933. Die aktuellen Dreharbeiten sind von Mitte März bis Ende April an mehreren Orten in NRW angesetzt. Auch die Drachenburg in Königswinter dient als Filmkulisse. Während die Suche nach den nicht weniger als 1500 Komparsen ganz offiziell vonstattengeht, läuft die Suche nach den Requisiten und Möbeln für die zahlreichen Filmszenen eher im Hintergrund. Seit Anfang des Jahres sind die Ausstatter auch bei Kölner Antiquitätenhändlern unterwegs. Sie stöbern, sichten und sammeln, was laut Drehbuch für die neue Staffel gebraucht wird.
Set-Ausstatter werden in Köln-Rodenkirchen fündig
„Die Filmausstatter sind sehr gut geschult, sie wissen genau, was für ein Szenenbild gebraucht wird und sind auch sehr streng bei der Auswahl der Requisiten. Sie arbeiten mit Liebe zum Detail, bevorzugen Originale. Ich freue mich, dass unsere klappbaren Wirtshaustische aus den Jahren um 1900, der Teewagen mit abnehmbarem Tablett aus den 30er-Jahren, eine Skulptur von Siegfried, dem Drachentöter, und ein altes Telefon bald im Film zu sehen sein werden“, berichtet stolz der Antik- und Design-Händler Thomas Dyck aus Rodenkirchen, der auch schon für den Film „Herrhausen“ und für „Witwenmacher - Starfighter F-104G“ einige Originale aus seiner Sammlung verliehen hat.

Thomas Dyck verkauft und verleiht Antiquitäten.
Copyright: Inge Swolek
Während Dyck mit seinen Tischen, Stühlen, Schränken und Lampen die Epochen vom 18. Jahrhundert bis in die Neuzeit bedienen kann, hat sich das Ehepaar Lackner auf die 20-er Jahre spezialisiert. „Ich bin in die 20-er verliebt und mag die Formen des Art Deco. Diese zeitlose Eleganz fasziniert mich seit meiner Studentenzeit“, erzählt der 73-jährige Martin Lackner, der bis heute mit Leidenschaft Antikmärkte in Frankreich und England besucht und selten mit leeren Händen nach Köln zurückkehrt.
Möbel aus Rodenkirchen sind im Tatort und Kinofilmen zu sehen
Die 160 Quadratmeter große Lagerhalle an der Brühler Landstraße gleicht einem Wimmelbild und ist für Filmausstatter eine wahre Fundgrube. Deshalb ist die Liste der Kinofilme und TV-Produktionen, die das Ehepaar Lackner mit Requisiten in den letzten 30 Jahren ausgestattet hat, schier unendlich. Egal ob Regale, Stühle, Sekretäre oder Skulpturen, Porzellan, Leuchten oder Plakate aus den 20er-Jahren, all diese Sachen waren nicht nur im ‚Tatort‘ und in der Staffel 3 und 4 von „Babylon Berlin“ zu sehen, sondern auch in den Kinofilmen „Das Tagebuch der Anne Frank“ und „Jud Süß – Film ohne Gewissen“.
„Wir verleihen seit 1996, unser erster Film war die Komödie ‚Peanuts - die Bank zahlt alles‘. Bis heute sind wir sehr stolz, wenn unsere Sachen in hochwertigen Filmen zu sehen sind, aber es macht mich auch glücklich, dass diese Einzelstücke nach Abschluss der Dreharbeiten wieder zu uns zurückkommen“, sagt Tanja Lackner, die davon überzeugt ist, dass die Originale aus jener Zeit nichts von ihrem Charme und ihrer Eleganz verloren haben und somit jedem Szenenbild das „gewisse Etwas“ verleihen.
Wenn im nächsten Jahr die neue Staffel ‚Babylon Berlin‘ in der ARD ausgestrahlt wird, dann werden in den Filmsequenzen, die in den Räumen auf der Drachenburg spielen, sicherlich auch das Telefon aus dem Fundus von Thomas Dyck und die Art-Deco-Sektkühler, vom Martin Lackner zu sehen sein. Der Großteil der Set-Ausstattung für die neue Staffel wird allerdings aus dem Requisitenverleih im Studio Babelsberg bestückt. Allein vier 40-Tonner rollen mit diesen Ausstattungsstücken aus Berlin direkt zum Drehort nach Königswinter.
Damit können die Requisitenverleiher aus dem Kölner Süden aber gut leben. „Der Koch, in diesem Fall der Regisseur, möchte ein Festtagsmenü zaubern, und braucht neben den Basics ganz besondere Zutaten. Die können wir liefern, wir sind das I-Tüpfelchen für ein gutes Szenenbild“, sagt Tanja Lackner stolz und selbstbewusst.