So wohnt KölnDer Traum von einer historischen Villa im Kölner Süden
- In unserer Serie „So wohnt Köln“ stellen wir ungewöhnliche Wohnmodelle, Behausungen, Projekte oder Konstellationen vor – von prekär bis spektakulär.
- Anja Maria und Burkhard Arnold erfüllten sich 2014 einen Traum und kauften sich ein historisches Backsteinhaus aus dem Jahr 1905.
- Als sie nach Umbauarbeiten in die Rodenkirchener Villa einzogen, spukte es dort zunächst. Vom Dachboden direkt über dem Schlafzimmer hörte das Ehepaar Schritte.
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Rodenkirchen – „Wir haben uns sofort wohlgefühlt“ – da sind sich Anja Maria und Burkhard Arnold hundertprozentig einig. Zwei Jahre hatten sie nach einem geeigneten Wohnhaus gesucht, in dem im Erdgeschoss auch Platz war für ihre Fotogalerie „in focus“. An der Hauptstraße 114 wurden sie fündig.
Anja Maria verliebte sich spontan in das historische Backsteinhaus mit dem Giebeltürmchen. In ein Haus, das im Jahr 1905 gebaut worden war, das ziemlich marode war, zwei Jahre lang leer gestanden und winzige verwohnte Zimmer hatte – und für Burkhard Arnold zunächst überhaupt nicht in Frage kam. „Bei der ersten Besichtigung bin ich rückwärts wieder raus gelaufen“, sagt der 61-Jährige. Aber seine Frau überzeugte ihn mit all ihrem quirligen Charme, ihrer Hartnäckigkeit und ihrem Gespür für das Besondere.
Den Umzug nach Rodenkirchen haben sie nie bereut
Im Jahr 2014 erwarben sie das Objekt – schon damals sehr teuer, zu „Rodenkirchener Preisen“, wie der Foto-Galerist mit einem Augenzwinkern sagt. Für heutige Verhältnisse eher ein Schnäppchen. Genaue Zahlen will er nicht nennen.
Die äußerst aufwendige Kernsanierung verschlang genauso viel Geld wie die Anschaffung selbst. Aber den Umzug vom Belgischen Viertel nach Rodenkirchen haben sie nie bereut. „Wir wurden sehr nett aufgenommen, und hier hat man alles, was man braucht“, betont Anja Maria Arnold und legt noch eins drauf: „Wir ziehen hier nie mehr aus.“ Auch in diesem Punkt ist sich das Ehepaar einig, das seit 26 Jahren verheiratet ist.
Am Anfang spukte es im neuen Haus
Sie lacht und bekräftigt erneut, dass es schon nach drei Wochen so gewesen sei, als wären sie schon immer hier gewesen. Aber es ist der 50-Jährigen anzusehen, dass es da noch etwas gibt. „Anfangs hat es hier gespukt“, verrät die gebürtige Kölnerin mit einer Nüchternheit, die kaum Zweifel aufkommen lässt, dass das stimmt. „Als wir am ersten Tag ins Bett gegangen sind, haben wir auf dem Dachboden direkt über uns Schritte gehört, und irgendwo kam leise Musik her.“ Ihr Mann nickt.
„in focus“-Galerie
Burkhard Arnold gründete im Jahr 1990 die „in focus“-Galerie. Gezeigt wird Fotografie von der klassischen Reportage-, Porträt-, Akt- und Architekturfotografie bis hin zu konzeptioneller, experimenteller, inszenierter und abstrakter Fotografie seit etwa 1945. Sie ist eine der ältesten Foto-Galerien in Deutschland. Neben wechselnden Ausstellungen im eigenen Haus organisiert und kuratiert die „in focus“-Galerie auch nationale und internationale Ausstellungen in Institutionen, Galerien, Museen. Ab dem 10. September ist an der Hauptstraße 114 der Fotograf Bruno Bernard alias „Bernard of Hollywood“ mit rund 70 PinUp- und Mädchenbildern aus dem Hollywood der 1950er Jahre zu sehen. Er gilt als Entdecker von Marilyn Monroe.
Es sei unheimlich gewesen, aber gegruselt hätten sie sich trotzdem nicht. Im Gegenteil. „Ich dachte sofort an Frau Katzenburg, die Erstbesitzerin des Hauses, die auch hier gestorben ist“, sagt Anja Maria. Sie habe wohl die „Neuen“ begutachten wollen, und das sei doch ihr gutes Recht, findet sie. „Gute Nacht, Frau Katzenburg“, sei zum täglichen Abendritual geworden. Und irgendwie sei es ein wohliges Gefühl gewesen, die alte Dame als guten Geist um sich zu haben.
Nach ungefähr drei bis vier Wochen hätten die nächtlichen Geräusche dann aufgehört. „Frau Katzenburg war wohl mit uns zufrieden“, sagt Anja Arnold, die 20 Jahre als Förderschullehrerin tätig war und von sich sagt: „Ich bin eigentlich nicht so eine, die an Übersinnliches glaubt.“
Mehrfach hatten sie auf dem Dachboden nach Tieren gesucht, auf der Suche nach den Verursachern der Geräusche –, ohne Erfolg. Auch die Nachbarn hätten nichts veranstaltet, was entsprechende Geräusche verursacht hätte.
Nur die Musikquelle wurde gefunden – sie sei von einem alten Weltempfänger gekommen, der achtlos im Flur lag. Die Musik habe sich von selbst aus- und eingeschaltet. „Wahrscheinlich kam das durch Erschütterungen, wenn ein Laster die Straße entlang fuhr“, sagt Burkhard Arnold, ganz Realist.
Die dritten Eigentümer in 100 Jahren
Innerhalb von 100 Jahren sind Burkhard und Anja Maria Arnold mit Hund Lou die dritten Eigentümer. Nach Frau Katzenburg hatte die Rodenkirchener Familie Willi Schmitz im Jahr 1937 die Villa für 13 500 Reichsmark gekauft, wie in den Unterlagen nachzulesen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnten wegen der akuten Wohnungsnot vorübergehend drei Familien in dem Haus. 1957 wurden Bäder eingebaut, seitdem gab es keine größeren Renovierungen.
Bis zum Jahr 2011 lebte Frau Schmitz in der Villa, bevor sie 2013 im Seniorenheim starb. Warum soll dennoch Frau Katzenburg und nicht Frau Schmitz nachts durchs Haus gegeistert sein? Das sei so ein Gefühl, meint Anja Arnold, und schließlich sei sie Erstbesitzerin gewesen und auch im Haus verstorben.
Die Pantoffeln der alten Besitzerin standen noch am Bett
Die Arnolds kauften das Haus mitsamt der ursprünglichen Einrichtung. „Sogar die Pantoffeln von Frau Schmitz standen noch vor dem Bett“, berichtet Anja Arnold. Nur wenig haben sie behalten – einige Gläser, Leinendecken und einen Spiegel mit prächtigem Goldrahmen. Die Kernsanierung war aufwendig, sie dauerte trotzdem nur ein halbes Jahr. „Wir hatten die besten Arbeiter der Welt“, loben die Arnolds.
Die ursprünglich mit PVC beklebten Holz- und Terrazzo-Böden wurden freigelegt, Leitungen und Fenster erneuert, das Dach wurde isoliert, die Bäder von Grund auf saniert und modernisiert, Zwischenwände wurden entfernt und so die Räume vergrößert. Insgesamt steht den Arnolds rund 200 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche zur Verfügung, dazu ein großer, beschaulicher Garten nebst ehemaligem Waschhaus, Saunahäuschen und selbst gepflanztem Apfelbaum. Original erhalten ist eine Backsteinmauer im Garten an der Grenze zum Nachbargrundstück, wo eine riesige denkmalgeschützte Linde steht – und ihre Blüten und Blätter haufenweise in den Arnold'schen Garten streut.
Sabine Weiss kam zur Vernissage in die Villa
Stylish und geradlinig mit nostalgischen Akzenten präsentiert sich die Villa im Innern, grau und weiß sind vorherrschende Farben. Nur im Wohnzimmer hat sich Burkhard Arnold mit einer dunkelroten Wand durchgesetzt. Werke unterschiedlicher Fotografen zieren die Wände – Arnold, der eigentlich Sozialpädagoge ist, widmet sich seit 30 Jahren der Fotokunst. Die alten Holztreppen verbinden die Etagen. Sie seien breit genug, um später einen Treppenlift einbauen zu können, meinen die Arnolds mit einer Portion Selbstironie.
Im Erdgeschoss befindet sich auf rund 80 Quadratmetern die Fotogalerie. Derzeit ist noch die aktuelle Ausstellung zu sehen mit Arbeiten der 94-jährigen prominenten französischen Fotografin Sabine Weiss.
Sie gilt als „Grande Dame“ der humanistischen Fotografie. Bei der Vernissage war sie anwesend. „Und sehr fidel“, wie Anja Arnold sagt.