So wohnt KölnDie Dahls leben in einem Ladenlokal, in dem früher Obst verkauft wurde
- Bis 1970 gab es an der Hauptstraße in Sürth einen Laden für Obst und Gemüse.
- Die Dahls wohnten in dem Haus ursprünglich im Obergeschoss.
- Dann entschlossen sie sich nach unten zu ziehen und altersgerecht umzubauen.
Sürth – Bis 1970 wurde an der Sürther Hauptstraße 143 noch Obst und Gemüse verkauft. Ältere Dorfbewohner erinnern sich vielleicht noch an den Laden, den die Familie Kreutzberg im Jahr 1904 eröffnet hatte und dann 66 Jahre später aufgab. Danach zog eine Edeka-Filiale ein und schließlich ein ganz besonderes Geschäft - „Antico Mondo“, ein Auktionshaus für antikes Spielzeug. Von 2000 bis 2014 brachten Autos, Motorräder, Flugzeuge und Lokomotiven aus Blech vornehmlich Männeraugen zum Leuchten. Sammler aus ganz Europa trafen sich dort und ersteigerten die Raritäten, manchmal für Summen im fünfstelligen Bereich.
Große Fenster waren Schaufenster
Nur noch die großen Fenster, die einmal Schaufenster waren, erinnern daran, dass es dort 110 Jahre lang geschäftig zuging. Die Räume des einstigen Ladens sind in einen „Alterswohnsitz“ umgewandelt. Seit sechs Jahren leben dort Annette und Alfred Dahm, sie sind die Urenkel der Familie Kreutzberg. Zu den Bewohnern gehören auch „Dolce“ und „Vita“, die beiden Katzen.„Wir haben dem Mieter im Jahr 2014 gekündigt, weil wir vom ersten Stock nach unten ins Erdgeschoss ziehen wollten“, sagen Annette und Alfred Dahl. Aus Sorge, dass ihnen im Alter das Treppensteigen zu anstrengend werden könnte, entschlossen sie sich zu diesem Schritt. „Zweimal habe ich mir das Bein gebrochen und saß Monate im Rollstuhl“, erzählt die 68-jährige Annette Dahl. Das habe ihr die Augen geöffnet. Es sei unglaublich schwierig gewesen, die Stufen hinauf in die obere Wohnung zu gelangen. Dort wohnt jetzt die Tochter mit ihrer Familie.
Aufwendiger Umbau in Köln-Sürth
Allerdings waren große Umbauten notwendig. „Das ganze Haus war alt“, berichtet Annette Dahl, die letzte Renovierung sei 1964 vorgenommen worden. Alfred Dahl zeigt das heutige Schlaf- und Wohnzimmer und deutet auf den kleinen Flur. „Hier waren einmal die Lagerräume und hier wurde an der Theke verkauft“, erklärt er. Zusammen mit ihrem Architekten Michael Walter haben sie geplant und getüftelt – entstanden ist eine helle, 110 Quadratmeter große und altersgerecht gestaltete Wohnung ohne hinderliche Schwellen, mit breiten Türen und einer bodengleichen Dusche. Auch der Ausgang auf die Terrasse lässt sich leicht mit einer Rampe ausstatten, wenn nötig. Mehr als 100 000 Euro haben sie in die Renovierung der Erdgeschosswohnung investiert. „Aber es hat sich gelohnt“, betont das Ehepaar.
Altersgerecht bis in jeden Winkel
Beim Umbau haben sie selbst tatkräftig angepackt und wurden unterstützt von ihren beiden Kindern. In nur acht Monaten war alles fertig. Die ehemaligen Schaufenster mit direktem Blick auf den Gehweg stören sie nicht. „Anfangs haben wir nicht einmal Vorhänge aufgehängt“, sagt der 75-jährige Alfred Dahl. „Wir haben doch nichts zu verbergen“, meint er. Annette und Alfred Dahl sind froh, dass sie sich frühzeitig zu dem Schritt entschlossen haben – bevor einer krank wird. „Später hätten wir vielleicht nicht mehr die Kraft dazu gehabt. Entscheidungen fallen mit zunehmendem Alter ja auch immer schwerer“, findet Annette Dahl.
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Sie sind wild entschlossen, so lange und so selbstständig wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen. „Im Pflegeheim wird man schneller alt“, meint Annette Dahl. Das habe sie immer wieder erlebt während ihrer Berufstätigkeit. 31 Jahre lang hat sie als Arzthelferin gearbeitet und war zusammen mit dem Mediziner häufig in Altersheimen unterwegs. Ähnliches berichtet Alfred Dahl. „Ich habe zwölf Jahre lang einen älteren Herrn in einem Pflegeheim betreut; man hat keine Aufgaben mehr und man passt sich dem allgemeinen Rhythmus an“, meint der ehemalige Postbeamte. Das sei nichts für ihn.
Pflegeheim verursache hohe Kosten
Und da sind auch noch die Kosten. Annette und Alfred Dahl gehen davon aus, dass sie mindestens 4 000 Euro im Monat ausgeben müssten, wenn beide im betreuten Wohnen untergebracht wären. Auch vor diesem Hintergrund habe sich der teure Umbau gelohnt. Und wenn sie – vielleicht irgendwann einmal - tatsächlich ohne fremde Hilfe nicht mehr auskommen sollten, dann würden sie sich jemand ins Haus holen. Im Dachgeschoss gibt es dafür ein Appartement. Derzeit ist es an eine syrische Familie vermietet, das soll auch möglichst lang noch so bleiben. Der altersgerechte Umbau war ein wesentlicher Teil der Vorbereitung auf das Alter. Aber Annette und Alfred Dahl tun auch sonst viel, damit sie fit und aktiv bleiben. Sie wandern, fahren mit dem Fahrrad, schwimmen, spielen Tennis, kümmern sich um ihren Garten. Sie pflegen Kontakte und achten auf gesunde Ernährung. Auch die Enkel halten sie auf Trab. Ein Puppenhaus und ein Puppenwagen stehen im Wohnzimmer. Das Spielzeug kann aber schnell hinter dem Vorhang verschwinden. Muss aber nicht – die Großeltern sind da ganz flexibel.