Sürther AueKölner Park soll Schall- und Sichtschutz zur Schrottfirma bieten
Köln-Sürth – Im Naturschutzgebiet Sürther Aue sollte noch vor ein paar Jahren ein neues Hafenbecken gebaut werden. Der Beschluss wurde jedoch nach langem Hin und Her im Herbst 2019 zurück genommen. Das grüne Grundstück liegt zwischen dem Sürther Wohnviertel und dem Hafengelände, es gehört der Stadt. Die Verwaltung befasst sich seit geraumer Zeit mit der Frage, wie das Naturschutzgebiet künftig aussehen soll. Ende Januar sollen die Pläne, die in Auftrag und Abstimmung mit der Stadtteilpolitik entstanden sind, in der Bezirksvertretung vorgelegt werden.
Aber auch die Anliegergemeinschaft Sürther Aue hat einen eigenen Vorschlag ausgearbeitet. Wesentlich verantwortlich für das Konzept ist der Entwickler für Stadtquartiere, Frank Kirsch, der auch Mitglied der Gemeinschaft ist. Die Nachbarn erhoffen sich, dass ihr Vorschlag Beachtung findet. Die Bürger des Kölner Südens hätten einen attraktiven Auenpark verdient, heißt es. Durch die Ansiedlung des Schrottverwerters Theo Steil kämen hohe Belastungen auf sie zu.
Anlieger prüfen Klage gegen Unternehmensumzug
Das Unternehmen will sich im nördlichen Bereich des Hafengeländes ansiedeln, der an das Naturschutzgebiet angrenzt. Die Bezirksregierung hat den Bau und Betrieb der bis zu 17 Meter hohen Anlagen zur Bearbeitung und Verwertung von Schrott und Abfällen genehmigt. Die Anlieger wollten das bislang verhindern, und sie ziehen auch jetzt noch eine Klage in Erwägung.
Abgesehen davon wollen sie nun einen „Konsensweg“ beschreiten. „Wir könnten uns vorstellen, zusammen mit der Stadt das Naturschutz-Areal zu gestalten“, betonen Gerd Conrads und Rolf Dillmann von der Anliegergemeinschaft. Wenn es nach ihnen ginge, sollte das Naturschutzgebiet zum „Sürther Auenpark“ werden. Das Gelände soll einen Schall- und Sichtschutz zum neuen Schrottverarbeitungsbetrieb bieten – in Form eines 15 Meter hohen begrünten Deiches, der quer durch die Sürther Aue führt. Südlich davon in Richtung Hafen würde ein Naturraum nach Flora- und Fauna-Richtlinien angelegt. Das Gebiet dürfte nicht betreten werden, mit Ausnahme eines Spazier- und Radweges.
Als besondere Aufwertung stellt sich Frank Kirsch zwei kleine Seen vor – Feuchtbiotope in einer Senke, die gleichzeitig Wasserrückhaltebecken sein sollen und dem Hochwasserschutz dienen könnten. Kirsch rechnet mit Kosten von rund 2,5 Millionen Euro. „Wir würden damit drei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt Gerd Conrads: So würden Sicht- und Schallschutz, Flora- und Fauna-Biotope sowie Überflutungsbereiche geschaffen.
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Gerade das Thema Überschwemmung ist heikel. Im Dezember hat der Regionalrat des Regierungsbezirks einen neuen Regionalplan vorgestellt. Dieser basiert auf der Annahme eines extremen Hochwasser, wie es nur alle 500 Jahre vorkommt. Bei solch hohen Pegelständen und auch schon früher wäre das Hafengelände komplett überflutet, und eigentlich dürfte dort laut Regionalplan nicht neu gebaut werden. „Die gleiche Bezirksregierung genehmigt aber die Ansiedlung einer Schrottverwertung mit Lagerung und Behandlung von Gefahrstoffen“, kritisieren Gerd Conrads und Robert Dillmann.
Firma hofft auf Miteinander
Bezirksbürgermeister Manfred Giesen zeigt sich erstaunt darüber, dass die Anliegergemeinschaft einen eigenen Auen-Entwurf ausgearbeitet hat. Die Bezirksvertretung habe die Verwaltung längst mit einem Konzept beauftragt. Das sei nun nahezu fertig und beinhalte offene Flächen für eine mögliche Beweidung sowie Waldbewuchs. Eine gewisse Einzäunung zum Schutz der Tiere sei vorgesehen. Intensiv beteiligt seien die Naturschutzorganisationen BUND und die biologische Nabu-Station in Finkens Garten, die für die Pflege in Frage kämen. „Nach den Sommerferien hatten wir eine Begehung in der Sürther Aue“, sagt Giesen. Der Vorschlag der Anliegergemeinschaft komme ziemlich spät.
Theo Steil muss von seinem bisherigen Deutzer Standort wegziehen, weil dort Wohnungen und Gewerbegebiet entstehen. Der Geschäftsführer Christoph Satlow will bis Mitte diesen Jahres komplett nach Godorf umgezogen sein, wie er sagt. Er geht davon aus, dass es ein verträgliches Miteinander mit der „sehr kompetenten Bürgerschaft“ geben wird. Auf Vermittlung von Manfred Giesen will er zum Beispiel auf Betriebszeiten an Samstagnachmittagen verzichten.