Gerade erst Gerüste entferntUnbekannte besprühen in Köln sanierten Brunnentempel
Köln-Raderthal – Kopfschüttelnd stehen Thomas Rhein und seine Frau Karin vor dem Brunnentempel im Fritz-Encke-Park. Gerade erst saniert – schon beschmiert, könnte man sagen. „Linx“ ist an eine Seitenwand und an die Mauern rund um den Brunnentempel mit roter und schwarzer Farbe gesprayt. Wofür der Schriftzug steht, ist unklar. „Aber auf jeden Fall ist es total ärgerlich“, da sind sich auch die vielen Spaziergänger einig, die mit Bedauern die mutwillige Sachbeschädigung zur Kenntnis nehmen.
Aufgefallen war es Heinz-Henning Lampe sofort. Täglich ist er im Fritz-Encke-Park und sieht nach dem Rechten. Ein gutes Dutzend Mitstreiter hat hier vor rund 20 Jahren einen regelrechten Club gegründet, der sich um die Pflege der Parkanlage kümmert. „Das muss von Freitag auf Samstag passiert sein. Gerade waren die restlichen Gerüstteile weggeräumt worden und am nächsten Morgen war hier alles verschmiert“, erzählt er.
Brunnentempel im Fritz-Encke-Park in Köln ist nicht mehr gelb
Lampe ist besonders engagiert. In Eigenarbeit hat er auch die Natursteinmauern und bei fast alle Wegen die Wegbegrenzungen freigelegt. Über die Fertigstellung des Brunnentempels herrschte dennoch leicht verhaltene Freude. Zum einen waren zwar alle glücklich, dass nach langem Ringen im letzten Jahr der Brunnentempel samt Putz- und Dacharbeiten wieder hergestellt wurde, die gewählte Farbe stieß allerdings auf weniger Wohlgefallen.
Denn vor der Sanierung war der Brunnentempel nahezu leuchtend gelb. „Er war wie ein Diamant bei Sonnenschein“, erklärt Rhein, der federführend 2006 dafür sorgte, dass der Tempel auch wieder mit einem Brunnen des Künstlers Serban Rusu bestückt wurde. Jetzt ist der Brunnentempel eher dunkelbeige. Das Amt für Denkmalschutz habe sich bei der Farbwahl durchgesetzt.
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„Es musste ein Zementputz mit Lavasand sein“, weiß Rhein. Die Stadt kann das bestätigen. Eine große Herausforderung bei der Sanierung des Brunnentempels seien die hohen konservatorischen Anforderungen gewesen, da das gesamte Objekt unter Denkmalschutz steht. Besonders ärgert Rhein, dass keine „Antigraffiti-Farbe“ aufgetragen wurde. „Dann wäre das gar nicht passiert, man weiß so etwas doch“.
Stadt muss Bänke wieder aufbauen
Die Polizei wurde informiert, die Stadt bisher nur mittelbar. „Wir haben bis dato nur mit dem Anrufbeantworter gesprochen“, erklärt Rhein. Allerdings sind die städtischen Arbeiten auch noch nicht abgeschlossen. Es fehlen Bänke, die während der Sanierung abgebaut wurden und Steinboden im Inneren muss noch gereinigt und begradigt werden. Für die Ehrenämtler bleibt die Hoffnung, dass nicht nur die Graffitis entfernt werden, sondern die Stadt auch noch einmal an die schadhaften Stellen herangeht, die durch den Putz schimmern, wo die Mineralfarbe bereits jetzt ihre Deckung verloren hat. (sam)