„Wir arbeiten als Team“Das ist die neue Spitze im Bezirk Köln-Rodenkirchen
- Seit knapp zwei Wochen sind Manfred Giesen und Elisabeth Sandow im Amt.
- Wir trafen uns mit dem neuen Bezirksbürgermeister von Rodenkirchen und seiner Stellvertreterin zum Gespräch am Rhein.
- Beim Spaziergang verrieten sie ihre Ziele, warum es erstmals ein Stellvertreter-Trio gibt, und sprachen über Kompromisse.
Köln-Rodenkirchen – Etwas mehr als eine Woche ist vergangen, was waren Ihre ersten Amtshandlungen?Manfred Giesen: Ich war im Büro, habe ein wenig herumgeräumt, mich eingerichtet und die Sitzungstermine der Bezirksvertretung mit Miriam Paßmann, der stellvertretenden Bezirksamtsleiterin, festgelegt für das nächste Jahr. Mit meinen Stellvertretern habe ich mich ebenfalls zusammengesetzt, um die Aufgabenverteilung zu besprechen.
Warum Aufgaben verteilen? Übernimmt der Bezirksbürgermeister nicht die meisten Termine?
Giesen: Nicht unbedingt. Wir haben uns für eine ausgewogene Verteilung entschieden. Wir haben überlegt, wer welche Themen bevorzugt, und uns, soweit es machbar ist, nach Wohnorten aufgeteilt. Das heißt natürlich nicht, dass ich nur in Sürth oder Rodenkirchen und Weiß unterwegs sein werde.
Elisabeth Sandow: Wir arbeiten als Team und wollen die Repräsentationsaufgaben auf mehreren Schultern verteilen. Die Termine müssen nicht alle vom Bezirksbürgermeister erledigt werden. Ich muss mich aber auch nicht nur auf meinen Wohnort Zollstock fokussieren. Es ist ein Plan und eine grobe Einteilung, an die wir uns aber auch halten wollen.
Hat das auch damit zu tun, dass Sie, Herr Giesen, nicht nur Bezirksbürgermeister sind, sondern auch ihr Ratsmandat wahrnehmen und nicht so viel Zeit haben werden?
Giesen: Vielleicht spielt das eine Rolle. Das Ratsmandat möchte ich auch wahrnehmen, weil ich es meinen Wählern schuldig bin. Ich bin als Direktkandidat eingezogen und habe natürlich meine Verantwortung wahrzunehmen.
Und die Fraktion trägt diese Entscheidung mit? Bei den Grünen sind Doppelmandate nicht üblich.
Giesen: Ja, sie gestehen es mir zu. Zumindest am Anfang. Wir werden sehen, wie es sich entwickelt.
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Was muss im Bezirk besonders dringend erledigt werden?
Sandow: Wir sind uns über die Fraktionsgrenzen hinweg einig, dass wir beim Neubau von Schulen und der Sanierung bestehender Objekte genauer hinschauen müssen. Auch fordern wir schon länger ein Verkehrskonzept für den Kölner Süden, bei dem Radfahrer, Fußgänger, aber auch Autofahrer gleichberechtigt berücksichtigt werden. Wir wollen da einen gesunden Mix haben. Wir brauchen Wohnraum, vor allem bezahlbaren Wohnraum. Das kooperative Baulandmodell hat noch zu große Schlupflöcher, die es Bauherren erlauben, weniger als 30 Prozent geförderte Wohnungen zu bauen.
Wäre also ein Projekt wie es die Mietergenossenschaft vom Kalscheurer Weg umsetzt, nachahmenswert und ausbaufähig?
Sandow: Auf jeden Fall. Solche Vorhaben sind unbedingt unterstützenswert. Wir müssen aufholen, damit sich jeder eine Wohnung in Köln mit preiswerten Mieten leisten kann. Wir können nicht erzwingen, dass bei Bauvorhaben die 30 Prozent an sozialen Wohnungen realisiert werden, aber wir können den Finger immer wieder in die Wunde legen und dies in unseren Beschlüssen festsetzen.
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Gibt es Ideen, wo die Schüler untergebracht werden, wenn die Europaschule saniert wird?
Giesen: Eine charmante Lösung wäre, die Gesamtschule möglichst schnell zu bauen, die an der Alteburger Straße geplant ist. Dann könnten dort die Schüler der Europaschule unterkommen, bis dass ihre Schule saniert ist. Vielleicht kann man aber auch bei laufendem Betrieb sanieren.Sandow: Denkbar wäre auch eine Container-Lösung. Aber Köln leidet ja darunter, dass es kaum freie Flächen gibt. Erst recht nicht in der Größe, die hier benötigt würde.
Was steht noch weit oben auf der Agenda?
Giesen: Wir haben noch ein großes Thema, die Shell im Kölner Süden. Ich will da gar nicht so sehr in die Vergangenheit schauen, was alles passiert ist dort auf dem Gelände. Wir müssen jetzt nach vorn blicken und in einen konstruktiven Dialog mit den Verantwortlichen treten. Wir wollen eine gute Nachbarschaft, und das Werk ist auch als Arbeitgeber wichtig, aber wir haben Forderungen. Alle unterirdischen Leitungen müssen möglichst schnell an die Oberfläche verlegt werden, damit eine Leckage schnell erkannt wird, auch die Prüfintervalle des Werkes müssen enger getaktet werden.
Vieles, von dem, was sie als dringliche Aufgaben nennen, fallen nicht unbedingt in die Zuständigkeit der Bezirksvertretung. Vieles wird im Rat entschieden und manchmal entgegen der Stimmen in der Bezirksvertretung. Glauben Sie, dass sich dies verbessern wird?
Giesen: Wir haben deshalb ein paar unserer Leute in den Rat geschickt (lacht). Nein im Ernst, wir haben einige Leute im Rat, die im Bezirk leben. Und ansonsten setzen wir auf eine gute Zusammenarbeit mit der Ratsfraktion.
Auch in Sachen Parkstadt Süd?
Giesen: Bei dem 15-geschossigen Hochhaus, das an der Sechtemer Straße geplant ist, sind wir übergangen worden. Das darf sich so nicht wiederholen.Sandow: Ich glaube, in der Parkstadt kann etwas wirklich Schönes entstehen. Ich bin sicher, dass man dort gut wohnen und in den Büros gut arbeiten kann. Und in unmittelbarer Nähe wird es den Grüngürtel geben.
Wird es chaotisch auf der Bonner Straße, wenn die Nord-Süd-Bahn bis zum Verteiler gebaut wird?
Giesen: Das wird hart. Aber wir müssen den ökologischen Vorteil sehen, wenn nicht mehr so viele Leute mit dem Auto in die Innenstadt fahren. Vielleicht sollte man den P & R-Platz in Godorf ausbauen.
Für den Ausbau der Kreuzung Bonner Straße/Schönhauser Straße auf 21 Spuren werden einige der alten Platanen vor dem Rewe gefällt.
Giesen: Ich kann nicht nachvollziehen, warum das so sein muss. Viele Bäume, die dort gefällt wurden, waren krank oder verkümmerten. Aber diese großen Platanen könnten noch 50 Jahre stehen.
Sandow: Stadtentwicklung ist manchmal mit Schmerzen verbunden. Wichtig ist, dass es einen ökologischen Ausgleich gibt. Da kann man nicht nur einen jungen Baum pflanzen als Ersatz für einen alten.Giesen: Da müsste man einen kleinen Wald pflanzen.