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LebensmittelausgabeEvangelische Gemeine in Zollstock verteilt Lebensmittel an Bedürftige und bietet Hilfe

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Jeweils zwei ehrenamtliche Helfer sind dienstags abends bei der Lebensmittelausgabe in der Melanchthonkirche in Zollstock vor Ort, wie hier Hartmut Neubauer und Ulrike Pickert.

Jeweils zwei ehrenamtliche Helfer sind dienstags abends bei der Lebensmittelausgabe in der Melanchthonkirche in Zollstock vor Ort, wie hier Hartmut Neubauer und Ulrike Pickert.

An der Melanchthonkirche bekommen Hilfesuchende seit fünf Jahren Lebensmitteltüten und Unterstützung bei Problemen.

Kurz vor 18 Uhr haben Ulrike Pickert und Hartmut Neubauer die Lebensmitteltüten mit haltbaren Lebensmitteln wie Kaffee, Tee, Dosen mit Gemüse- und Obst, Marmeladen, Wurst- und Fischkonserven fertig gepackt und in einen Einkaufswagen geladen. Auch Hygieneartikel wie Deo und Seifen finden sich in den Papierbeuteln.

Um 18 Uhr öffnen die beiden Gemeindemitglieder die Tür der Melanchthonkirche in der Breniger Straße. Davor stehen schon einige Menschen. „Hier ist deine Tüte. Möchtest du reinkommen? Wir haben drinnen Kaffee und Tee, da kannst du dich etwas aufwärmen“, begrüßt Pickert die Tüten-Empfänger. Manche nehmen das Angebot an und setzen sich an einen der Tische im Foyer, andere möchten nur die Lebensmittel abholen und dann rasch weiter.

Sprechstunde und Tüten seit 2019

Jeden Dienstag um 18 Uhr öffnet die evangelische Kirche in Zollstock ihr Portal für die Lebensmittelausgabe. Die gibt es seit Herbst 2019. „Wir kamen auf die Idee, eine Diakonie-Sprechstunde mit Lebensmittelausgabe anzubieten, weil praktisch täglich Menschen bei uns vorbeikamen und um Hilfe baten, vor allem um Geld“, schildert Pfarrer Oliver Mahn. Es seien zu viele Anfragen gewesen, das habe die Gemeinde nicht stemmen können. „Wir wollten auch nicht wahllos und ohne verifizieren zu können, wer tatsächlich in Not ist, immer Geld geben“, sagt er.

Jeden Dienstagabend geben ehrenamtliche Helfer – hier Ulrike Pickert – an der Melanchthonkirche in Zollstock Lebensmitteltüten ab.

Jeden Dienstagabend geben ehrenamtliche Helfer – hier Ulrike Pickert – an der Melanchthonkirche in Zollstock Lebensmitteltüten ab.

In der Diakonie-Sprechstunde sollten die Hilfesuchenden neben den Lebensmitteltüten im Wert von zehn Euro auch etwas Warmes und Kaltes zu trinken bekommen wie auch Beratung und Unterstützung. „Wenn zum Beispiel Leute mit Schreiben kamen, dass ihnen wegen nicht bezahlter Rechnungen der Strom abgedreht würde, kümmern wir uns darum und versuchen aber auch, eine langfristige Lösung zu finden. Mit einmal hundert Euro ist es ja nicht getan“, sagt der Pfarrer.

Aufgrund von Corona fand wenige Wochen nach dem Start des Angebots die Lebensmittelausgabe nur noch an der Kirchentür statt. „Diese Form hat sich auch nach der Pandemie noch lange gehalten, aber jetzt bieten wir auch wieder Getränke im Foyer an“, so Mahn.

Gemeinde spendet Lebensmittel

Einen Teil der Lebensmittel spenden Gemeindemitglieder und Nachbarn. Die Lebensmittel – wichtig ist, dass sie haltbar sind – können in einem Korb in der Kirche ablegt oder im Pfarrbüro abgeben werden. Ebenfalls mit Geld kann man das Projekt unterstützen, die Gemeinde hat dafür eine Spendenadresse eingerichtet.

Auch sie selbst kauft Lebensmittel dazu, um den Bedarf zu decken. „Es kommen immer zehn bis zwanzig Menschen, viele von ihnen jede Woche“, erzählt der Pfarrer. Die meisten kämen aus Zollstock, manche aus angrenzenden Veedeln oder weil sie von Bekannten von dem Angebot erfahren haben. „Jeder kann kommen“, sagt der Pfarrer.

Das Projekt wird von rund sechs ehrenamtlichen Gemeindemitgliedern betreut, die abwechselnd die Tüten ausgeben. Die meisten kennen sie per Namen, sind per du und wissen, ob derjenige lieber Kaffee oder Tee möchte, ob er Tierfutter benötigt oder kein Fleisch isst.

„Die Ehrenamtlichen sind ein eingespieltes Team“, so der Pfarrer. Einige Menschen nehmen auch das Beratungsangebot an. „Wenn wir selbst nicht helfen können, wissen wir, wo Hilfe zu finden ist und vermitteln dorthin weiter“, sagt Oliver Mahn. Ebenfalls können Menschen, die einsam sind und Gesprächsbedarf haben, Ansprechpartner finden. „Die Idee ist ein offenes, niederschwelliges und unbürokratisches Angebot“, so der Pfarrer. Einen Nachweis, dass sie bedürftig sind, brauchen die Empfänger nicht vorzuweisen.

Neben Lebensmittel- oder Geldspenden seien auch weitere ehrenamtliche Helfer sehr willkommen, so der Pfarrer.


Info

Die Diakonie-Sprechstunde und Lebensmittelausgabe an der Melanchthonkirche in der Breniger Straße 18 in Zollstock finden jeden Dienstag um 18 Uhr statt. Das Pfarrbüro in der Bornheimer Straße 1a ist dienstags von 9 Uhr bis 12 Uhr geöffnet, mittwochs und donnerstags von 11 Uhr bis 12 Uhr und freitags von 10 Uhr bis 14 Uhr. www.melanchthonkirche.de