Der Zug verläuft anders und der langjährige Vorsitzende der Freunde des Zollstocker Dienstagszuges, Michael Siegenbruck, sucht einen Nachfolger.
Finanzierung immer schwierigerZollstocker Dienstagszug in diesem Jahr mit anderem Zugweg
„Bei uns passt das diesjährige Karnevalsmotto wörtlich FasteLOVEnd – wenn Dräum widder blöhe richtig gut. Wir haben davon geträumt, dass Zollstock und Raderthal weiter zusammenwachsen. In der Vergangenheit haben sich die örtlichen Karnevalsvereine oft bekriegt, jeder hatte seinen eigenen Zug. Jetzt gehen Raderthaler mit, und wir starten in diesem Jahr nicht, wie sonst, am Südfriedhof, sondern an der Europaschule in Raderthal“, erzählt Michael Siegenbruck, Vorsitzender der Freunde des Zollstocker Dienstagszuges. Der Verein organisiert den Zollstocker Dienstagszug.
Der geht am Dienstag, 4. März, um 11 Minuten vor 11 Uhr von der Derkumer Straße los. Von der Europaschule ziehen die Jecken über die Markusstraße und biegen am Höninger Platz in den Höninger Weg. Kurz hinter dem Zollstocker Geschäftszentrum geht es rechts in die Sibille-Hartmann-Straße und dann in die Bremsstraße Richtung Herthastraße, wo sich der Zug auflöst.
Der Gottesweg, der von den Zuschauern immer gut besucht war und wo vor der Kneipe Kläävbotz Siegenbruck in den vergangenen Jahren den Zoch moderierte, bleibt bei der Strecke leider außen vor. „Wir finden es auch schade, der Weg über den Gottesweg war immer sehr schön. Aber wir können das finanziell nicht mehr stemmen“, sagt Siegenbruck.
Zu viele Absperrungen, Schilder und Sicherheitskräfte seien nötig, um die Strecke, die im Anschluss über die Vorgebirgstraße, Herthastraße und Bremsstraße ging, erklärt er. „Das müssen die Vereine selbst zahlen“, so Siegenbruck.
Tierheim geht erstmals beim Zug mit
Wichtig sei ihnen aber gewesen, an den Seniorenhäusern – dem Rosenpark und dem Johanniterhaus in der Sibille-Hartmann-Straße – vorbeizukommen. Auch auf die Moderation müssen die Jecken nicht verzichten, die findet ist diesem Jahr auf dem Höninger Weg, Höhe des Taxistandes nahe der Kreuzung Gottesweg, statt. Ein Zollstocker Gastronom werde dort für genügend Getränke sorgen, informiert Siegenbruck.
Im vergangenen Jahr rollte der Zug mit 24 Gruppen und 1500 Teilnehmern – inklusive Musik- und Tanzgruppen und mehreren Festwagen – durchs Veedel. So viele werden auch in diesem Jahr wieder dabei sein, sagt Siegenbruck. „Es gehen neue Gruppen mit. Eine weitere Zollstocker Kita ist dabei, das Tierheim Zollstock geht zum ersten Mal mit, wie auch die Raderthaler Philippus-Gemeinde und ihre Kita“, berichtet er.
Zug-Finanzierung immer schwieriger
Die Finanzierung der Veedelszüge werde immer schwieriger, bedauert Siegenbruck. Der Zollstocker Zug kostet um die 14.000 Euro. In diesem Jahr bekommt der Veedelszug noch einen Zuschuss von 2.250 Euro aus öffentlichen Mittel. „Das ist eine Förderung des Landes, die die Stadt an die Veedelszüge verteilt. Die läuft aber dieses Jahr aus. Die große Frage ist, wie es im nächsten Jahr weitergeht“, zeigt sich der Vereinsvorsitzende besorgt. Die Kosten für die Absperrungen, Sicherheit und Genehmigung würden immer höher, beklagt er.
Hinzu komme, dass dem Verein Sponsoren weggebrochen seien durch Umzug oder Tod. Der Verein organisierte rund zwölf Jahre ein Sommerfest auf dem Zollstocker Markplatz zur Finanzierung des Veedelszuges, aber auch das funktionierte laut Siegenbruck in den vergangenen Jahren nicht mehr. „Auch hier sind die Kosten explodiert“, sagt er.
Der Verein gründete sich 2011, um den Zollstocker Dienstagzug zu retten, der kurz vor dem Aus stand. Im ersten Jahr gingen 300 Teilnehmern mit. „Wir hätten damals niemals damit gerechnet, dass wir über 1200 Teilnehmern haben werden“, sagt Siegenbruck, der als Motor des Zollstocker Karnevals gilt. Auch stünden immer mehr Zuschauer am Zugweg, auch aus benachbarten Veedeln.
Die Teilnahme am Zollstocker Zug ist nach wie vor kostenlos. Bis vor Corona unterstützte der Verein die Kitas und Schulen aus den Veedeln darüber hinaus mit Wurfmaterial. „Das können wir nicht mehr stemmen“, bedauert Siegenbruck. Der Verein unterstützte in der Vergangenheit auch regelmäßig Wohnungslose.
Verein sucht neuen Vorsitzenden
Eine Veränderung wird es auch bei den Freunden des Zollstocker Dienstagszuges selbst geben: Siegenbruck wird nach der Session den Vereinsvorsitz abgeben. „Ich habe es rund 15 Jahre gemacht. Jetzt ist Zeit, dass andere – gerne auch jüngere – übernehmen“, meint der 52-Jährige. Ein Nachfolger wird noch gesucht.
Gruppen, die beim Zollstocker Veedelszoch mitgehen möchten, können sich dafür bis Donnerstag, 30. Januar, anmelden. Auch werden noch Wagenengel und ehrenamtliche Ordner für den Zugweg gesucht. Diese müssen nur aktiv werden, falls es etwas passiert und dann die Polizei rufen.
info@freundedeszollstockerdienstagszugs.de