Nach 65 Jahren könnte es der letzte Karnevalszug in Zollstock gewesen sein. Darum ist die Zukunft des Zugs ungewiss.
Mit BildergalerieWar es der letzte Zollstocker Dienstagszug? Die schönsten Fotos vom Zug

Schüler und Eltern der Rosenzweig Grundschule als Verkehrszeichen verkleidet.
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„Ich höre auf, wir lösen den Verein auf, keiner will sich engagieren und die Kasse ist leer. Ich könnte heulen…“, sagt Michael Siegenbruck, der Vorsitzende des Vereins „Freunde des Zollstocker Dienstagszuges“, der nach 16 Jahren schweren Herzens die Reißleine zieht.
Das hat sich bei den Jecken anscheinend noch nicht rumgesprochen. So war die Stimmung beim Zollstocker Zug grandios. Den Zug im Veedel gibt es bereits seit 65 Jahren. Inzwischen gehen rund 1500 Jecke mit, davon bis zu 90 Prozent Kinder aus den Schulen und Kitas. Die Fünftklässler der Europaschule waren dieses Jahr mit dem Thema Müllberge unterwegs. Die Rosenzweig-Grundschule prangerte die Verkehrssituation vor ihrer Schule an.
„Unser besonderes Anliegen war es, den Nachwuchs im Karneval zu fördern, deshalb war das Mitgehen immer kostenlos“, sagt Michael Siegenbruck. „Ich hoffe, dass sich doch Zollstocker bei mir melden, bevor sich der Karnevalsverein im Mai auflöst.“
Karneval in Zollstock: Tausende Euro allein für Straßenabsperrungen
Der Zug wird, wie alle Veedels Züge, aus dem Brauchtumstopf der Stadt Köln mit 2.200 Euro bezuschusst. Aber das ist einfach zu wenig, denn die Kosten liegen inzwischen bei 15.000 Euro. „Die Auflagen werden von Jahr zu Jahr schlimmer, pro 14 Teilnehmer brauchen wir jetzt zwei Ordner vom Sicherheitsdienst. Allein auf den 400 Metern, wo wir uns aufstellen, stehen 50 Parkverbotsschilder, dazu kommen die rot-weißen Barken für die Straßenabsperrungen, das allein kostet 8.000 Euro“, klagt der Vereinsvorsitzende.
Seitdem die früheren Hauptsponsoren nicht mehr so großzügig sind, hat der Verein nach neuen Wegen für die Finanzierung gesucht: durch einen Frühschoppen und das große Sommer- und Herbstfest am Zollstocker Marktplatz sollten die Kassen aufgefüllt werden. „Die Leute kommen zwar, bringen aber Essen und Getränke von zu Hause mit, dann funktioniert das nicht, dafür sind die Fixkosten für Strom, Zelte und Gema zu hoch“, so der 52-jährige Vollblutkarnevalist.