AboAbonnieren

Verkehrswende in KölnHitzige Diskussion um Fahrradschutzstreifen in Zollstock

Lesezeit 4 Minuten
Die Vorgebirgstraße in Köln-Zollstock mit schräg parkenden Autos auf der linken Seite. Auf der rechten Fahrbahnseite soll ein Fahrradschutzstreifen hin.

Die Vorgebirgstraße soll einen Fahrradschutzstreifen auf der rechten Fahrbahnseite bekommen.

Bezirkspolitiker diskutieren erneut heftig über den Fahrradschutzstreifen an der Vorgebirgstraße in Zollstock. CDU fürchtet Parkplatznot.

Jede Menge Radfahrer, die sicher und zügig vom Kölner Süden in die Innenstadt fahren – das und damit die angestrebte Verkehrswende erhoffen sich die grünen und die SPD-Bezirksvertreter von einem Fahrradschutzstreifen auf der Vorgebirgstraße. Jede Menge Zollstocker, die vor allem abends genervt durchs Veedel kurven und einen Parkplatz suchen, befürchten dagegen die CDU-Vertreter.

Erneute Diskussionen um Vorgebirgstraße in Köln-Zollstock

In ihrer jüngsten Sitzung hatten die Lokalpolitiker über die Verwaltungsvorlage zur Neuordnung der Straße abzustimmen und diskutierten zum wiederholten Mal erneut lange und hitzig über das Thema. Die Verwaltung empfiehlt auf dem rund 1,2 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Straße „Am Vorgebirgstor“ und dem Raderthalgürtel in beide Richtungen eine Fahrbahn in einen Fahrradschutzstreifen umzuwandeln. Ihre Planungen basieren auf Untersuchungen zur Neuordnung, die sie auf einen Prüfantrag der Grünen im Jahr 2021 hin durchgeführt hatten.

Im Juni des vergangenen Jahres stellte die Verwaltung in einer Bürgerbeteiligung – auch die hatten die Lokalpolitiker beschlossen – die verschiedenen Varianten vor. Derzeit verfügt die Vorgebirgstraße im betroffenen Abschnitt stadtauswärts wie stadteinwärts über zwei Fahrbahnen. Auf der Mittelallee – ursprünglich angelegt für Längsparken mit 250 Stellflächen – wird seit vielen Jahren Schrägparken praktiziert und geduldet, wodurch sich 500 Parkplätze ergeben. Diese Plätze bleiben bei der Vorzugsvariante erhalten. Temporär dürfen auch am rechten Fahrbahnrand in beide Richtungen Fahrzeuge abgestellt werden. Diese fallen durch eine Radspur weg.

CDU fürchtet Parksuchverkehr durch Fahrradschutzstreifen

Die Verwaltung geht davon aus, dass durch die Umgestaltung die motorisierten Fahrten auf der Vorgebirgstraße deutlich verringert und der Radverkehr erheblich gestärkt wird. Mit 240 Plätzen gibt sie die Zahl der vorhandenen temporären Parkplätze an, erklärt aber, von diesen würden nur wenige genutzt. In der Vorlage ist von einem „geringen Verlust“ an Parkplätzen durch den Fahrradschutzstreifen die Rede.

Die CDU-Vertreter sind jedoch überzeugt, dass sehr viele Stellplätze wegfallen werden. Sie orientierten sich an der Zahl von 240. „In Zollstock herrscht großer Parkdruck. Wenn weitere Parkplätze wegfallen, hat das jede Menge Parksuchverkehr zur Folge. Das wiederum hat einen höheren CO2-Ausstoß zur Folge. Das ist alles andere als klimafreundlich“, kritisiert Christoph Schykowski, CDU.

In Zollstock herrscht großer Parkdruck. Wenn weitere Parkplätze wegfallen, hat das jede Menge Parksuchverkehr zur Folge
Christoph Schykowski, CDU

Er verweist auf eine Mitteilung der Verwaltung zum abgelehnten Bewohnerparken in Zollstock, der zufolge stets mehr Autos im Stadtteil parken als legale Stellplätze vorhanden sind. Dabei gebe es nur 150 Meter von der Vorgebirgstraße entfernt eine hervorragende Alternative für Radfahrer, den Radweg im Vorgebirgspark, so Schykowski. „Dieser Radweg wurde vor einigen Jahren für viel Geld saniert und ist gut ausgebaut. Hier kann man vom Militärring ohne eine einzige Ampel bis zum Bischofsweg fahren“, erklärt er.

Grüne und SPD – wie auch die Verwaltung – sehen in dem Radweg keine Alternative, sondern eine Freizeitstrecke. „Da gibt es Konflikte mit Fußgängern und Hundebesitzern“, merkt Bodo Schmitt, Grüne, an. Die seien selten, da gebe es mehr Konflikte mit Paketdiensten und Anlieferern auf der Vorgebirgstraße, hält Schykowski dagegen.

Rat wird letztendlich über Vorgebirgstraße entscheiden

„Die Verkehrswende als solche ist kein Selbstzweck, sondern steht unter dem Primat des Klimaschutzes. Wenn die Einrichtung einer Fahrradspur zu einem zusätzlichen Ausstoß von 500 Tonnen Kohlendioxid führt, obwohl eine gute und zumutbare Alternative existiert, ist sie abzulehnen“, betont Achim Görtz, CDU. Die 500 Tonnen resultieren aus Berechnungen der CDU, die durch Parkplatzsuchverkehr und Umwegfahrten von Autofahrern entstünden. „Weder sind wir gegen die Verkehrswende noch gegen ein gut ausgebautes Radwegenetz. Aber diese Maßnahme, obwohl es eine gute Alternative bereits gibt, ist ein Rückschlag bei der Erreichung der sehr ehrgeizigen Klimaziele in Köln“, fasst Schykowski noch einmal zusammen.

Grüne, SPD und Isis Becker, Linke, stimmten für den Radschutzstreifen auf der Vorgebirgstraße und forderten, auf Anregung der FDP, die entfallenden Parkplätze möglichst zu kompensieren. CDU und Alexander Kau, AfD, lehnten den Radschutzstreifen ab. Die FDP enthielt sich.

Alle Lokalpolitiker waren sich einig, dass nach Abschluss der Planungen in voraussichtlich sechs Monaten und vor Baubeschluss eine Bürgerinformation stattfinden soll. Letztendlich wird aufgrund der überbezirklichen Bedeutung der Vorgebirgstraße der Rat über den Fahrradschutzstreifen entscheiden.