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„Schlaflose Nächte“Neue Kleingartenordnung – Kölner Schrebergärtner machen sich Sorgen

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mann und eine Frau stehen in einem Garten links und rechts von einem ovalen Hochbeet mit Paprikapflanzen.

Rudolf und Elisabeth Mayer freuen sich, dass sie noch Paprika im Hochbeet ernten können.

Noch haben alte Wassertoiletten in Kleingärten Bestandsschutz. Ende 2024 ist damit Schluss. Bis dahin müssen die Kleingärtner umrüsten. Die Meinungen dazu sind gespalten.

„Wir haben noch Kohlrabi, Paprika und Gurken im Beet. Die Ernte war dieses Jahr sehr gut“, freuen sich Elisabeth und Rudolf Mayer, beide 71. Das Ehepaar lebt in Deutz. In Westhoven haben die beiden seit mehr als 25 Jahren einen Schrebergarten. Mit Leidenschaft kümmern sie sich um ihre Stauden, Hochbeete, den Apfelbaum, die Johannisbeersträucher, den Rasen und was sonst noch auf ihrer Parzelle wächst.

Der Garten in der Kleingartenanlage Porzer Ring ist für die beiden während der Saison ihr zweites Zuhause. „Wir sind den Sommer über den ganzen Tag hier, egal welches Wetter ist“, erzählt die Rentnerin. Die Laube der Mayers ist gut ausgestattet, sie können im Garten kochen, haben einen überdachten Sitzplatz und eine Wassertoilette.

Wassertoiletten in Kölner Kleingärten müssen bis Ende 2024 weichen

Genau die bereitet dem Ehepaar jetzt Sorgen, denn seit Anfang des Jahres gilt eine neue Kleingartenordnung in Köln. Die besagt, dass die Wassertoiletten in den Gärten bis Ende 2024 zurückgebaut und die Sickergruben zugeschüttet werden müssen. Der Grund: Das Grundwasser kann durch undichte Sickergruben belastet werden. Das Verbot wurde bereits 1991 eingeführt. Damals wurde ein Bestandsschutz für Wasser-WCs, die vor 1991 genehmigt wurden, vereinbart. Allerdings nur befristet, bei Pächterwechsel mussten vorhandene Wassertoiletten entfernt werden. Bestehende Sickergruben müssen mindestens einmal im Jahr durch eine Fachfirma abgepumpt werden.

Ein älterer Mann hält die Tür zu einem Toilettenraum auf.

Wassertoiletten in Schrebergärten müssen bis Ende 2024 zurück gebaut werden.

Mit einer Komposttoilette oder Chemietoilette käme er nicht zurecht, glaubt Mayer. „Wir haben in der Anlage eine Stelle, wo man Chemietoiletten entleeren kann. Aber diese Toiletten sind so niedrig, da müsste mich jedes Mal jemand hochziehen“, fürchtet er. Eine gut funktionierende Toilette mit ausreichend Fassungsvermögen sei für ihn unverzichtbar. „Ich nehme Entwässerungstabletten, daher muss ich recht oft“, sagt der Hobbygärtner.

Zudem bezweifelt er, dass sich Aufwand und Kosten für die älteren Pächter lohnten. „Wir werden die Gärten nicht mehr lange haben. In unserer Anlage gibt es 96 Parzellen. Im letzten Jahr hatten wir noch 25 Wassertoiletten, dieses Jahr nur noch 19. Es werden also ohnehin weniger, da kann man doch warten bis mit Neuverpachtung alle verschwinden“, schlägt er vor.

Rückbau von Wasser-WCs in Kölner Kleingärten

„Es gibt in den Kölner Anlagen nicht mehr so viele Wassertoiletten mit Bestandsschutz, aber es gibt manche illegale oder geduldete Wasser-WCs“, erläutert Michael Franssen vom Kreisverband Kölner Gartenfreunde. „Oft wurden sie beibehalten, wenn der Garten innerhalb der Familie weitergegeben wurde. Dabei liegt auch hier ein Pächterwechsel vor. Auch wurde der Rückbau in den einzelnen Vereinen unterschiedlich streng gehandhabt“, erklärt er. Die vorhandenen Gruben seien mittlerweile alt und man müsse von Undichtigkeiten ausgehen. Daher mache die Entscheidung der Stadt, alle Wassertoiletten bis Ende des kommenden Jahres abzuschaffen, durchaus Sinn. „Damit hat man eine klare Linie“, findet Franssen.

Ein Mann steht in seinem Garten vor einem Rankgitter.

Lothar Schulz vom KGV Schneebergtal meint, Wassertoiletten mit dichten Gruben sollen bleiben können.

Die Nachricht vom anstehenden Rückbau wird in den Vereinen unterschiedlich aufgenommen. „Uns bereitet das Thema schlaflose Nächte. Viele betroffene Pächter sind gegen die Umstellung“, berichtet Rüdiger Thelen, Vorstand vom KG Neuenhof in Höningen.

Beim KGV Köln Süd sei die bevorstehende Abschaffung der Wassertoiletten kein Thema, erklärt Vorstandvorsitzende Christiane Rosenboom. Der Verein hat vier Anlagen in Raderthal. Teils gibt es gemeinschaftliche Toiletten und eine Chemie-Entsorgungsstation. „Das funktioniert wunderbar“, sagt sie. In der Anlage Kuchenbuch in Höningen ist man ebenfalls gelassen. „Es wird schon seit Jahren streng darauf geachtet, dass bei Pächterwechsel die Toiletten abgebaut und die Gruben zugemacht werden“, erklärt Vereinsvorsitzender Thomas Schilberz. „Ich selbst habe in unserem Garten seit 23 Jahren und von Anfang an eine Campingtoilette – das geht“, sagt er.

Kölner Schrebergärtner sehen Umrüstung teilweise gelassen, teils aber auch kritisch

In der benachbarten Anlage Schneebergtal sieht man das Ende der Wasser-WCs dagegen kritisch. Hier gibt es offiziell noch 30 dieser Art. „Viele Pächter haben schon angekündigt, dass sie ihren Garten aufgeben werden, wenn sie ihre Wassertoilette abschaffen müssen“, berichtet Vereinsvorsitzender Lothar Schulz. Eine zentrale Toilettenanlage zu bauen, sei teuer, zudem sei der Gang dahin für Ältere oder Pächter mit Behinderungen nicht machbar, meint er. Die Komposttoilette wiederum sei für Menschen, die Medikamente nehmen, keine gute Lösung.

„Viele Wirkstoffe, die nicht dahin gehören, gelangen dann ins Grundwasser, wenn die Pächter den Inhalt als Dünger im Garten einsetzen“, so Schulz. Für viele bliebe nur die Chemietoilette. „Das finde ich schade. Es geht um Umweltschutz, aber dann muss man auf Chemie zurückgreifen“, bemängelt er. Sein Vorschlag: Die Gruben auf Dichtigkeit prüfen und sie, solange sie dicht sind, weiter nutzen. Das wäre wohl auch im Sinn von Rudolf und Elisabeth Mayer.