Die Lage in den Kölner Tierheimen ist derzeit angespannt. Grund dafür ist auch die Corona-Pandemie.
„Extrem wie noch nie“Kaum noch Platz für Hunde – Lage in den Kölner Tierheimen spitzt sich zu
Das Tierheim in Bonn hat zuletzt vermeldet, keine Hunde mehr aufzunehmen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wie ist die Lage in den Kölner Tierheimen? Ein aktueller Lagebericht.
Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen ein Haustier angeschafft haben. Was im ersten Moment wie ein schöner Nebeneffekt klingt, hat sich im Herbst 2023 zu einer fast schon dramatischen Lage zugespitzt. Denn viele der sogenannten „Pandemie-Tiere“ (Tiere, die während der Pandemie über Kleinanzeigen-Portale im Internet vermittelt wurden) werden mittlerweile in Tierheimen abgegeben. Dort herrscht derzeit Hochbetrieb.
Tierheim Köln-Dellbrück: Problemhunde belegen Zwinger oft alleine
„Das böse Wort Aufnahmestopp wollen wir aber noch nicht in den Mund nehmen“, erzählt Sylvia Hemmerling vom Tierheim Köln-Delbrück im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Und dennoch sei die Situation zurzeit alles andere als optimal. „Wir bauen momentan unser Hundehaus um, sodass wir eh schon weniger Kapazitäten als üblich haben“, sagt Hemmerling.
Aber nicht nur der fehlende Platz führt dazu, dass es im Tierheim eng ist. Auch soziale Unverträglichkeiten zwischen den Hunden macht es den Mitarbeitenden in Dellbrück oft schwer, mehrere Tiere zusammen in einem Zwinger unterzubringen. Problemhunde belegen diese nicht selten alleine. Ein Aufnahmestopp wolle man dennoch unter keinen Umständen aussprechen. „Wir sind weiter da, um in der Not zu helfen“, sagt Hemmerling.
Tierheim in Zollstock: Situation so „extrem wie noch nie“
Und auch auf der anderen Rheinseite, im Tierheim Zollstock, gibt es noch keinen generellen Aufnahmestopp für Hunde. Private Abgaben erfolgen hier erst nach einer vorherigen Beurteilung durch die Mitarbeitenden. Irgendwo sei aber immer noch ein Platz frei, erzählt Tierheimleiterin Petra Gerigk dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Genau wie in Dellbrück hat auch das Tierheim in Zollstock einen Vertrag mit der Stadt Köln, welcher die Aufnahme von Fundtieren und Tieren aus Sicherstellungen regelt. Für diese Tiere werden immer Zwinger freigehalten. Die Situation sei laut Gerigk zurzeit so „extrem wie noch nie“. Rund 70 Hunde sind derzeit in Zollstock untergebracht. Zuletzt sprach man bereits ein Aufnahmestopp für Katzen aus – bei den Hunden wolle man, wenn möglich, darauf verzichten.
Die Ursache für die überfüllten Tierheime liegt auch hier an einem Zusammenspiel aus der Pandemie und den erhöhten Lebenskosten in allen Bereichen. „Wenn am Jahresende eine Stromnachzahlung von 800 Euro im Briefkasten liegt und sich der Hund im selben Zeitraum einer OP von 2000 Euro unterziehen muss, da kommen die Leute eben an ihre finanziellen Grenzen. Und viele denken sich dann, ganz salopp gesagt: ‚Ohne Strom kann man nicht leben, ohne Hund schon‘“, sagt Gerigk.
Aufnahmestopp von Hunden? Weihnachten könnte die Situation nochmal verschärfen
In Zollstock laufen zudem Anfragen aus der ganzen Region, bis aus der tiefsten Eifel, ein. Viele der Tiere, die hier abgegeben werden, seien zudem krank und teilweise in einem „grottenschlechten Zustand“. „Wir haben zudem viele verhaltensauffällige Hunde“, erzählt Gerigk. Auch dies sei auf die Pandemie zurückzuführen und der Tatsache, dass sich viele, auch hundeunerfahrene Menschen, Tiere zugelegt hätten und mit diesen völlig überfordert gewesen seien.
Das Tierheim in Ostheim ist ehrenamtlich geführt. Was Aufnahmen von neuen Tieren angeht, habe man hier die komplette Entscheidungsfreiheit, erklärt die Vorsitzende Silvia Schulisch. Zurzeit beherbergt das Tierheim acht Hunde. Platz ist noch da. Da das Personal aber auch hier knapp ist, überlege man sich jede Aufnahme gründlich. Neben den Pandemie-Hunden, die es vermehrt auch hierhin geschafft haben, nimmt Ostheim auch hin und wieder Hunde aus Rumänien auf.
Aufnahmestopps sind in den Kölner Tierheimen derzeit also noch kein Thema. Da sich die Lage aber tendenziell nicht verbessern wird, kann es im Winter durchaus noch zu solchen Überlegungen kommen. Denn dann steht ja auch wieder Weihnachten bevor, eine Zeit, in der in Tierheimen erfahrungsgemäß immer eine große Fluktuation herrscht.