Tiere sind keine Weihnachtsgeschenke, findet das Tierheim in Köln-Zollstock. Warum sie vor Heiligabend dennoch weiter Haustiere vermitteln.
„Liebe allein reicht nicht“Tierheime geben Hunde und Katzen nicht als Weihnachtsgeschenke heraus
Zu Weihnachten einen Hundewelpen oder ein Katzenjunges an den Liebsten verschenken? Kölner Tierheime raten dringend davon ab, und geben deshalb auch keine Tiere als „Überraschungsgeschenke“ heraus. Während der Tierschutzverein „Pitbull, Stafford & Co.“ in Ostheim drei Wochen vor Heiligabend gar keine Tiere mehr vermittelt, gibt es im Tierheim in Dellbrück an diesem Samstag, dem 21. Dezember, die letzten Tiervermittlungen des Jahres.
Das Konrad-Adenauer-Tierheim in Zollstock versucht es mit einem Mittelweg. „Wir haben dieses Jahr keinen direkten Vermittlungsstopp“, sagt Elke Sans, stellvertretende Tierheim-Leiterin. „Aber wir geben Tiere nicht als Überraschungsgeschenke heraus.“ Trotz viel Aufklärungsarbeit würden jedes Jahr Leute anrufen, die Tiere verschenken wollen. „Diese Anfragen lehnen wir ab. Aber manche Personen suchen zum Beispiel bloß ein neues Partnertier, weil das alte verstorben ist. Diese Leute wollen wir nicht abweisen.“ Dieses Jahr haben sie deshalb auch zwischen den Jahren geöffnet. Die Tiere würden sie ohnehin nicht sofort vermitteln; es gebe erst einmal Gespräche, um zu schauen, ob Tier und Mensch zueinander passen.
In diesem Jahr besonders viele Tierabgaben
Im Mittel leben rund 300 Tiere auf dem Tierheim-Gelände in Zollstock, darunter nicht nur Katzen und Hunde, sondern auch Kaninchen, Vögel und Wildtiere. Auch wenn sie nicht ansatzweise leer seien, freut Elke Sans sich, dass die Woche vor den Weihnachtstagen etwas ruhiger als sonst sei. „Aber es dauert nicht lange und dann kommt die nächste hektische Phase“, sagt sie. Oft gebe es kurz vor Weihnachten noch eine Abgabewelle, weil Menschen ihre Haustiere über die Feiertage loswerden wollten. „Manchmal gibt es gute Gründe für Tierabgaben. Aber nicht, bloß weil der 23. Dezember ist.“ Nach Weihnachten gebe es eher nicht mehr Abgaben als sonst, aber dann wieder zu den Oster- und Sommerferien.
Sans arbeitet seit 2003 in dem Tierheim. „Dieses Jahr war das schlimmste seit langem. Fast die Hälfte des Jahres hatten wir in allen Bereichen eine Aufnahmesperre. Jeden Tag mussten wir Tiere ablehnen, und es gingen kaum welche raus zu neuen Besitzern.“ Besonders der Sommer sei hart gewesen. Sie glaubt, dass es dieses Jahr vier Gründe für die vollen Tierheime gibt: Viele Hunde seien in der Corona-Zeit angeschafft, aber nicht trainiert worden. Diese verhaltensauffälligen Hunden würden die Leute nun abgeben. Auch würden Kölner häufiger Hunde aus dem Ausland aufnehmen, die ebenfalls untrainiert oder sogar krank seien. Auch die Tiere von Geflüchteten aus der Ukraine würde das Tierheim vermehrt aufnehmen. Und zudem sei alles teurer geworden, sodass Besitzer sich die Tierarztkosten nicht mehr leisten konnten.
Anschaffung eines Haustiers muss durchdacht sein
„Ich finde auch, dass die Leute unüberlegter geworden sind. Sie sehen süße Tiere in Filmen oder Instagram, und wollen dann direkt ein Haustier. Aber da werden nur die positiven Seiten gezeigt.“ Die Realität sähe oft anders aus. Oft wären die Besitzer von Jungtieren überfordert. Sans betont: „Liebe allein reicht nicht, es gehört mehr dazu: Geduld, Zeit und Geld.“ Zusätzlich müsse das Tier zur langfristigen Lebensplanung und auch vom Charakter her zum Besitzer passen. Von Mode-Hunden, wie französischen Bulldogen und Möpsen hält sie wenig. Zum einen, weil die Besitzer den Hund nur des Aussehens und nicht des Charakters wegen wollten, und weil zum Beispiel Möpse Qualzuchten seien.
In Zollstock kommen laut Sans bis zu 15 Anfragen täglich für Tier-Abgaben herein. Sie versuche, diese Tiere dann zügig weiterzuvermitteln. Für rund 1200 Tiere würden sie jedes Jahr eine neue Unterkunft finden. Dass die Tierheime trotzdem sehr voll sind, läge daran, dass verhaltensauffällige Hunde oder scheue Katzen schwer zu vermitteln seien. Diese Tiere würden teils jahrelang im Tierheim bleiben, weil sich kein geeigneter Besitzer findet.
Elke Sans bittet deshalb alle Kölner, Tiere nicht als Überraschungen zu verschenken. Stattdessen könne man einen Gutschein für Tierzubehör kaufen oder gemeinsam mit der zu beschenkenden Person in Ruhe ein passendes Tier aussuchen. „Tiere bereichern das Leben. Aber sie bedeuten auch hohe Kosten und viel Zeit.“ Und dies müsse gut durchdacht sein.