Bei der Fachtagung zu altersgerechtem Wohnen in Köln stellten die Beteiligten fest: Die Situation für Senioren muss sich schnell verbessern.
Altersgerechtes WohnenWohnsituation für Senioren in Köln ist unzureichend
Das Wohnungsangebot in Köln ist knapp. Zu knapp. Dass sowohl die Anzahl der benötigten und angekündigten Neubauten nicht annähernd den Bedarf decken, ist seit Jahren ein Problem in der Stadt. Aber auch der (Alt-)Baubestand ist für die Bedürfnisse verschiedener Bevölkerungsgruppen nicht passend oder zu teuer. Viele Menschen in der Altersgruppe ab 60 Jahren kämpfen mit besonders großen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche.
Wie sich diese Situation möglichst schnell und effektiv verbessern lässt, war die Fragestellung einer Fachtagung, die die Seniorenvertretung Köln (SVK) in der katholischen Pfarrgemeinde St. Pius an der Irmgardstraße in Zollstock veranstaltet hat.
Ein Viertel der Kölner Bevölkerung sind Senioren
„In Köln leben rund 250.000 Seniorinnen und Senioren, das entspricht etwa einem Viertel der Bevölkerung“, erläutert Volker Scherzberg gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im Anschluss an die nicht-öffentliche Veranstaltung. „Die Interessen dieser Gruppe werden in Köln nicht ausreichend berücksichtigt, da sind andere Städte deutlich besser aufgestellt“, führt der SVK-Sprecher aus.
Mit Fachleuten der Wohnungswirtschaft sowie Vertreterinnen und Vertretern der Kommunalpolitik seien dabei vor allem die Schwerpunkte Altbau und Neubau unter altersspezifischen Gesichtspunkten sowie Anliegen und Bedarf der Senioren und Seniorinnen erörtert worden.
„Es geht uns darum, mit diesem Pilotprojekt alle Akteure für das Thema zu sensibilisieren und eine Diagnose zu stellen, die schließlich auch mit empirischen Daten die Misere auf dem Kölner Wohnungsmarkt verbessert“, sagt Mitorganisatorin Christine Köhler. „Vor allem ist es uns wichtig, dabei Hemmnisse und Lösungsansätze aufzuzeigen“, so das Mitglied im Seniorenbeirat der Stadt Köln. Gerade einmal 6,9 Prozent der Kölner Wohnungen würden in die Kategorie barrierefrei und günstig gehören, sagt Köhler. „Günstig“, das bedeute Preise pro Quadratmeter, die unter zehn Euro lägen.
Welche Handlungsmöglichkeiten und Spielräume die Politik, die Sozialverbände oder Wohnungsbau-Gesellschaften und Genossenschaften dabei für und in Köln haben, war demnach zentral in der Diskussion zwischen deren Vertreterinnen und Vertretern sowie dem Senioren-Gremium, dem Scherzberg und Köhler angehören und durch die der Moderator und Fachjournalist Frank Überall am Donnerstag die Anwesenden geführt hat. Dazu zählten Franz-Xaver Corneth, Präsident des Kölner Mietervereins, Stefan Hofius, Vorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Köln-Süd, Dietmar Frings von der Kölner Beratungsstelle „wohn mobil“, die Hilfe bei Wohnungsanpassungen und -wechseln anbietet, sowie Kölner Politikerinnen, Ausschussmitgliedern und Verwaltungsfachleuten.
Fazit: Es muss sich etwas verbessern und das schnell. Etwa auch bei der Ausschreibung von Grundstücken. Diese sollten vornehmlich an Baugenossenschaften vergeben werden, die per Satzung Versorgungskriterien unterlägen und sich verpflichtet hätten, den Wohnraum zu moderaten Preisen anzubieten, lautet der Appell der SVK.
Wohnungssuche in Köln ist für Senioren besonders schwer
Denn für Seniorinnen und Senioren spielten neben Faktoren wie Finanzen, fortgeschrittenes Alter und spezielle Bedürfnisse wie Krankheit oder Bewegungseinschränkungen soziale Aspekte eine wichtige Rolle bei der Wohnungssuche. „Das vertraute Umfeld, die Erreichbarkeit von und Anbindung an Versorgungsmöglichkeiten – all das sind Dinge, die ältere Menschen genau abwägen müssen, bevor sie Entscheidungen treffen“, berichtet Volker Scherzberg.
Um aus Absichtserklärungen und gutem Willen konkrete Maßnahmen entstehen zu lassen, sollen diese nun zeitnah bei den kommenden Sitzungen etwa im Ausschuss für Soziales und Senioren sowie der städtischen Arbeitsgemeinschaft für Seniorenpolitik zur Bearbeitung vorgelegt werden. „Wir sind als SVK nicht nur Beratungsstelle für den Rat und die Verwaltung, sondern uns stehen geeignete Hebel zur Verfügung, die wir ansetzen können und zur Verbesserung der Lage nutzen wollen“, sagt Christiane Köhler. Sie fordert: „Das Wohnen muss in Köln zur Chefsache erklärt werden.“