Sanierung des WDR-FilmhausTeurer und länger als geplant – 240 Millionen Euro statt 65
Köln – Der WDR lässt sein 40 Jahre altes Filmhaus in zentraler Lage an der Nord-Süd-Fahrt zurzeit aufwendig umbauen. Das Projekt wird sich allerdings erheblich verzögern und deutlich teurer werden als zunächst geplant. Der Sender teilte im November 2015 auf Anfrage mit, dass die Baukosten bei rund 65 Millionen Euro liegen sollten – inklusive der Planung wurden 80 Millionen Euro veranschlagt.
Nun sollen es inklusive aller Risiken 240 Millionen Euro sein. Die Arbeiten sollten zudem bereits im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Der WDR geht inzwischen jedoch davon aus, dass der Betrieb im rundum sanierten Filmhaus zwischen Tunisstraße und Appellhofplatz erst 2024 aufgenommen werden kann.
Die extreme Kostensteigerung beruht laut WDR-Sprecherin Ingrid Schmitz darauf, dass in der ursprünglichen Summe lediglich Bau- und Planungskosten veranschlagt worden seien. In der Summe von 240 Millionen Euro seien aber auch der Abriss, die Inneneinrichtung samt Studiotechnik, die Mietkosten für die Ausweichquartiere sowie die Finanzierungskosten enthalten.
Finanzierung durch Kredit
Vor vier Jahren hieß es noch, dass angesichts der finanziellen Situation des WDR eine der Vorgaben für das Ausweichszenario gewesen sei, dass keine neuen Flächen in der Innenstadt angemietet werden sollten. Das hat offensichtlich aber nicht funktioniert, weshalb die 580 Mitarbeiter auch in angrenzenden Gebäuden untergekommen sind, wie etwa in einem Shoppingcenter an der Breite Straße. Ein weitere Faktor sei die enorme Steigerung der Baukosten in den vergangenen Jahren.
Der WDR will zur Finanzierung der 240 Millionen Euro einen Kredit aufnehmen. Der Verwaltungsrat sowie der Haushalts- und Finanzausschuss sind bereits informiert. Im November soll der Rundfunkrat das Budget absegnen.
Keine einzige Bewerbung auf europaweite Ausschreibung
Dass der Umbau erst vier Jahre später fertig sein wird als geplant, hat nach Angaben der Sprecherin vielfältige Gründe. So habe sich zunächst nicht eine einzige Baufirma auf die europaweite Ausschreibung für den Rohbau beworben. Das führte zu einer Verzögerung von vier Monaten. Der WDR durfte daraufhin direkt auf Bauunternehmen zugehen. Es sei zwar gelungen, eine Firma direkt zu beauftragen, diese könne aber nun erst fünf Monate später als geplant Mitarbeiter auf die Baustelle schicken.
Der Rohbau soll bis 2021 fertig sein. Danach folgt die Fassade – die Arbeiten sollen bis 2022 abgeschlossen sein. Anfang des kommenden Jahres muss noch der Auftrag für die Technische Gebäudeausrüstung europaweit ausgeschrieben werden. Dabei handelt es sich in der Regel um das sensibelste und komplizierteste Gewerk.
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Auf die Frage, ob angesichts der hohen Kosten für die Generalsanierung nicht doch ein Neubau an selber Stelle sinnvoll gewesen wäre, verwies die WDR-Sprecherin darauf, dass man alle Szenarien durchgespielt habe, unter anderem auch einen Verkauf und Neubau an anderer Stelle. Die Sanierung sei aber die wirtschaftlichste Lösung gewesen. Ein Neubau an der Nord-Süd-Fahrt hätte zudem nicht mehr neun Stockwerke hoch sein dürfen und deshalb nicht genug Raum für die Mitarbeiter geboten.
Ursprungsbau von 1974
Das WDR-Filmhaus wurde zwischen 1971 und 1974 gebaut. Eine grundlegende Sanierung ist nötig, weil der Brandschutz nicht mehr den aktuellen Vorschriften entspricht und die Haustechnik veraltet ist. Das Gebäude verfügt über zehn Stockwerke sowie drei Untergeschosse. Die vielen kleinen Räume konnten aus Sicht des Senders nicht mehr optimal genutzt werden. Nach dem Umbau sollen deutlich großzügigere Flächen zur Verfügung stehen. Das Büro Buchner Bründler Architekten (Basel) gewann den Architektenwettbewerb für den Umbau.
Im Filmhaus befanden sich der Programmbereich Information mit Sendungen wie „Tagesschau“, „Monitor“, „Die Story“ und „Lokalzeit“ sowie der gesamte digitale TV-Sender „Einsfestival“. Das Fernsehstudio E, in dem der Brennpunkt aus Köln produziert wurde, fand im unteren Bereich des Gebäudes Platz.