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„Tut mir leid ...“Sarah Connor berührt bei Köln-Konzert nicht nur durch ihre Stimme

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Connor

Sarah Connor begeisterte ihre Fans in der Lanxess-Arena.

Köln – Andere Mädchen flüstern ihr erstes Liebesbekenntnis vielleicht einem Jungen auf dem Schulhof zu. Sarah Connor hingegen suchte sich für den berühmten Drei-Wort-Satz gleich einen Weltstar aus: Michael Jackson. Es geschah 1997 in Bremen bei dessen „History-Tour“, wie sie später der „Bravo“ erzählte. Seinerzeit sang die damals Siebzehnjährige im Kinderchor beim „Earth Song“ mit. Als der King of Pop zwischen zwei Liedern zum Outfit-Wechsel hinter der Bühne verschwand, stürmte das blonde Mädchen aus Delmenhorst hinter ihm her, fiel ihm um den Hals und wisperte „I love You!“ Jetzt, 35 Jahre später, steht Sarah Connor in voller Größe vor 11.000 Zuhörern in der Lanxess-Arena, trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift „No War“, einen ähnlichen, schwarzen Hut wie Michael Jackson und versichert ihrem Publikum: „Hallo Köln, es ist so geil, Euch zu sehen!“

Das werden an dieser Stelle schon zahllose andere ähnlich formuliert haben, aber Connor spricht von „wunderschönen Gesichtern mit Augen ohne Maske“, die man endlich wieder erkennen könne, und erklärt, es komme ihr vor, als habe sie ein Date mit einer alten Liebe. „Tut mir leid, dass ich zweieinhalb Jahre zu spät gekommen bin!“, betont sie und meint ihre durch Corona durchkreuzte Tourplanung.

Sarah Connor: „Wie zerbrechlich Freiheit, Demokratie und Frieden ist“

Anders als unlängst beim „Sound of Peace“-Festival , wo sie auf der Bühne am Brandenburger Tor auch deutlich politisch Stellung bezogen hat – etwa was die deutsche Abhängigkeit von Putins Gas betrifft – lädt sie an diesem Abend dazu ein, „alles, was uns Angst macht zu vergessen“, unterstreicht jedoch, „wie zerbrechlich Freiheit, Demokratie und Freiheit ist“. Während ihr die Menge in der Arena zustimmend applaudiert, lässt sie ihren Song „Ruiniert“ anklingen, der mit Zeilen wie „alle Bomben, Panzer und Despoten und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht“ für sich spricht.

Erwartungsgemäß prägen Titel wie „Keiner pisst in mein Revier“, „Hör auf deinen Bauch“, „Kleinstadtsinfonie“ oder „Bye Bye“ von ihrem in 2019 veröffentlichten, zweiten deutschen Album „Herz Kraft Werke“ den Abend, aber ebenso gefeiert werden Songs ihrer vorherigen CD „Muttersprache“ – insbesondere der den irdischen Abschied thematisierende Song „Das Leben ist schön“, den die Künstlerin einem Jungen am Bühnenrand widmet.

Sarah Connor in der Lanxess-Arena: Selfies mit Fans

Die 42-Jährige berührt. Nicht nur durch ihre Stimme, sondern auch durch das, was sie zwischen den Songs tut, indem sie zu den Menschen im Publikum herunterkommt, einzelne aus der Menge für ein Selfie mit ihr auf die Bühne holt, Transparente würdigt, sich auf Augenhöhe zu ihren Kölner Zuhörern begibt. Die vierfache Mutter erzählt vom Stillen bei früheren Konzerten, von schwangerschaftsbedingter Beckenboden-Schwäche, von ihrer „Kotzbrocken“-Seite und davon, dass sie früher selber unter Depressionen und Panikattacken gelitten habe.

Sarah Connor: Medley mit englisch-Sprachigen Songs

Auf der anderen Seite gibt sie immer wieder Gas, nimmt sie ihr Publikum mit auf eine Zeitreise und wüscht sich, dass es „von der Decke tropft und wie im Puma-Käfig riecht“, wenn sie am Schluss ihres Medleys mit englisch-sprachigen Songs angelangt ist. Tatsächlich scheint sich die Dezibel-Zahl noch einmal zu erhöhen, als sie – begleitet von ihrer sechsköpfigen Band und sieben großartigen Background-Sängerinnen und Sängern – „Bounce“ anstimmt und danach „From Zero to Hero“; einem der fünf Single-Hits, mit dem sie 2005 an die Spitze der deutschen Charts kletterte. Und dabei hatte sie eingangs doch schon versichert. „So laut wie hier in Köln war es auf der ganzen Tour noch nicht!“

Es vergehen zwei Stunden, bis schließlich auch die ersten Takte von „Vincent“ erklingen, jenem Lied, das nach Veröffentlichung des „Herz Kraft Werke“-Albums aufgrund seiner ersten Zeile (bzw. aufgrund des darin enthaltenen Verbs „hochkriegen“) von einigen Radiosendern nicht gespielt wurde. Dass der Song über einen schwulen Teenager partiell boykottiert wurde, zeigt einmal mehr, dass sich in dieser Republik – trotz Gendersprache und anderen Bemühungen um sexuelle Akzeptanz – noch nicht entscheidend viel verändert seit dem Jahr 1990, als sich die Nation über einen leidenschaftlicher Kuss zweier Männer in der ARD-Serie „Lindenstraße“ echauffierte.

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Die teilweise Ablehnung des Liedes tat dem Erfolg von „Vincent“ übrigens keinen Abbruch, die Sängerin erhielt dafür eine Platin-Schallplatte. In der Lanxess-Arena erhielt Sarah Connor, die sich während des Songs in eine Regenbogenflagge hüllte und auf die Bühne legte, tosenden Applaus.