„Kölner Stadt-Anzeiger“und „Express“ luden ein zum Sommerkino-Abend im Rheinauhafen: Gezeigt wurde „Das letzte Tabu“ über Homophobie im Fußball.
Schattenseiten im Profifußball„Das Stadion ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, homophober Jargon ist leider ein Teil davon“
Ob in der Fankurve, neben dem Sportplatz oder auf dem Rasen: Homophobie ist in der Welt des Fußballs ein Problem. Der in Köln produzierte Dokumentarfilm „Das letzte Tabu“ dreht sich um die Frage, warum es weltweit gerade mal eine Handvoll geouteter aktiver Profifußballer gibt, lässt auch Sport-Funktionäre und Experten zu Wort kommen. Bevor der Film am Montagabend im Rheinauhafen-Sommerkino vor rund 160 Gästen gezeigt wurde, diskutierte Sarah Brasack, stellvertretende Chefredakteurin des „Kölner Stadt-Anzeiger“, mit Shary Reeves, Journalistin und ehemalige Fußballspielerin, sowie Stephan Köker vom queeren Kölner FC-Fanclub „Andersrum rut-wieß“ über das Thema.
„Das Stadion ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, homophober Jargon, oft in Verbindung mit Frauenfeindlichkeit, ist leider ein Teil davon“, sagte Stephan Köker. Beleidigungen von Spielern als „Schwuchtel“, „Tunte“ oder „kleines Mädchen“ seien im Stadion immer noch Realität. Die größten Probleme machte Stephan Köker allerdings außerhalb des Platzes aus. „Im Stadion selbst sind die homophoben Anfeindungen nach meiner Wahrnehmung rückläufig. Es sind eher die Aussagen von Funktionären oder Sportgerichten, die ich kritisch sehe. Es ist beispielsweise keine fünfzehn Jahre her, dass die Sperre für einen Fußballspieler halbiert wurde, nachdem er sich damit gerechtfertigt hatte, dass er seinen Gegenspieler nicht als ,schwarze Sau‘, sondern als ,schwule Sau‘ bezeichnet hat.“
„Der Film hat mich extrem berührt“, sagte Reeves, die viele Jahre lang als Bundesliga-Spielerin auf dem Platz stand und die mit einer Frau verheiratet ist: „Homophobie im Frauenfußball übrigens auch ein Thema, ebenso wie Sexismus. Als Spielerin habe ich auf dem Rasen sehr viele menschenverachtende Kommentare gehört.“
Im Film wird die Zahl zitiert, dass es weltweit rund 500.000 männliche Profifußballer gibt. Statistisch betrachtet müssten Zigtausende darunter homo- oder bisexuell sein – bislang sind derzeit bislang weltweit aber nur sieben aktive Spieler geoutet. „In Deutschland gibt es keinen einzigen – wie kann das sein?“, fragte Brasack. Köker erklärte, dass er jeden Fußballspieler verstehen könne, der sich nicht dem gesellschaftlichen und medialen Druck nach einem Coming Out aussetzen und seine sexuelle Orientierung lieber für sich behalten wolle. Shary Reeves sagte dazu: „Im Frauenfußball sind zwar deutlich mehr Spielerinnen als lesbisch geoutet, allerdings ist das in der Vergangenheit oft unfreiwillig geschehen. Nicht selten waren es andere, auch Männer, die diese Information publik gemacht haben.“