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„Bloß keine Oma-Pralinen“Kölner Studentin gründet Firma für außergewöhnliches Konfekt

Lesezeit 3 Minuten
Pauline Decker mit ihren Pralinen

Pauline Decker mit ihren Pralinen

Mit gerade einmal 20 Jahren hat sich die Kölner Sportstudentin Pauline Decker mit einer Pralinenproduktion selbstständig gemacht.

Die Schachtel auf dem Tisch im Heilandt-Café sorgt für Aufsehen. Immer wieder bleiben Gäste stehen und fragen: „Was ist das? Das sieht ja toll aus. Ist das Schmuck? Oder sind es vielleicht Kunstwerke? Schicke Weihnachtsbaumkugeln?“

Die Halbkugeln mit der hochglänzenden Oberfläche und den spacigen, bunten Mustern liegen wie Preziosen in den einzelnen Fächern. Einige sehen mit ihren Sprenkeln ein bisschen aus wie Mini-Planeten. Pauline Decker (20) lächelt stolz und erklärt: „Das sind Pralinen.“

Kölner Sportstudentin wappnet sich für Weihnachtsbestellungen

Die Kölner Sportstudentin – Fachrichtung Management, Lieblingssport Handball – hat in der vergangenen Woche 1600 Stück hergestellt. Ganz allein, im Ein-Frau-Betrieb in der heimischen Küche. Jedes Muster wird von ihr mit der Hand gemalt, gesprenkelt oder gestempelt, jede Praline von ihr in die Form gegossen und wieder herausgeholt.

Jetzt werden es noch mehr werden, weil die großen Weihnachtsbestellungen für ihre Marke „Schock!olade“ einlaufen. Ihr Credo: „Keine Oma-Pralinen aus dem Supermarkt.“

Pauline Decker bei der Arbeit, in den Formen wird die Schokoladenschale hart.

Pauline Decker bei der Arbeit, in den Formen wird die Schokoladenschale hart.

Das bedeutet zum Beispiel: Die Schokoschalen sind sehr dünn, sie sollen nicht den Geschmack dominieren. Die größte Kunst sei es, die richtige Temperaturkurve beim Erhitzen und wieder Abkühlen der Schokolade zu erwischen. „Das gibt den gewissen Knack, sonst bröselt es oder es gibt einen Grauschleier.“

Der besondere Glanz auf der Oberfläche entsteht durch Kakaobutter. Das eigentliche Erlebnis aber sollen die fruchtigen Füllungen sein. Die reichen von Vanille-Tonkabohne, über Salzkaramell, Whisky, Haselnuss-Popping Candy, Limette Cheesecake, Himbeere, Sauer Ingwer, Schwarzer Sesam, Saurer-Apfel-Kardamom bis Mango-Maracuja.

Kölnerin ist nach Prüfung Konditorin für Pralinen

Lohnt sich die Mühe? Eine Box mit neun Pralinen kostet 17 Euro. „Ich mache inzwischen durchaus ein wenig Gewinn“, sagt Pauline Decker. Obwohl es ihr noch etwas schwer falle, die eigene Arbeitszeit in die Rechnung einzubeziehen. Was im zweiten Lockdown als Spaß begann, ist inzwischen zu einem angemeldeten Gewerbe geworden. Das war recht kompliziert. Denn eigentlich dürfen nur Konditoren mit Meistertitel Pralinen herstellen.

„Es gibt aber Ausnahmegenehmigungen für sehr kleine Betriebe.“ Pauline Decker machte im April 2022 Prüfung bei der Innung und darf sich seitdem „Konditorin für Pralinen“ nennen.

Pralinen von Pauline Decker

Pralinen von Pauline Decker

Vom Amt geprüft und abgenommen wurde auch ihrer Produktionsstätte, eine Küche im Mehrfamilienhaus ihrer Eltern in Solingen. Die unterstützen sie kräftig. „Die ganze Familie liebt gutes Essen und wir gehen gerne in Sterne-Restaurants.“ Der Vater kennt die Quellen für die Gourmet-Zutaten für die Pralinen. Und die Mutter ist Fotografin und half bei der Gestaltung der Online-Seite und der Verpackungen.

Ich kriege sogar Bestellungen aus Berlin
Pauline Decker

Die Patisserie hat Pauline Decker schon immer sehr interessiert. „Törtchen oder Cupcakes mache ich schon lange.“ Doch dann kam das Praktikum bei einem Chocolatier in Antwerpen. „Das war eine Ein-Mann-Betrieb, da konnte ich einfach unfassbar viel sehr schnell lernen.“ Im Schokoland Belgien gebe es an jeder Ecke gute Chocolatiers. Aber in Deutschland sei da noch viel Luft nach oben. „Da sehe ich nicht so viel Konkurrenz“, sagt sie selbstbewusst. „Ich kriege sogar Bestellungen aus Berlin.“

Pralinen in der Geschenkbox

Pralinen in der Geschenkbox

Pauline Decker wird demnächst auch ein Praktikum in Tokio machen. „Da ist man neugierig auf alles, was aus Europa kommt. Und Japaner finden es super, wenn Essen gut aussieht.“ Das Land könnte durchaus ein möglicher Absatzmarkt werden. Und wer weiß, vielleicht baut Pauline Decker ihre Produktion auch aus. In der nächsten Wintersaison – im Sommer ruht das Geschäft mit der wärmeempfindliche Ware – will sie sich jedenfalls ganz auf das Pralinenmachen konzentrieren.

Bis Montag, 11. Dezember, nimmt sie auf ihrer Internetseite noch Bestellungen entgegen mit der Garantie, dass rechtzeitig zu Weihnachten geliefert wird. Außerdem sind ihre Boxen in den Kölner Heilandt-Cafés zu kaufen. In der Filiale in der Bismarckstraße bleiben wieder Gäste stehen und bewundern Pauline Deckers Werke. „Sind das Riesenmurmeln? Oder doch Weihnachtsbaumkugeln?“