Schuld eingestandenKölner FDP-Politiker veruntreut Spendengeld
Köln – Ja sicher, sagt Ulrich Wackerhagen. „Das alles war so unfassbar dumm von mir, und jetzt muss ich natürlich mit den Folgen leben.“ Wackerhagen, 78 Jahre alt, seit 1997 als Sprecher oder sachkundiger Bürger für die FDP im städtischen Kulturausschuss, Vorsitzender oder Sprecher zahlreicher Vereine wie der „Kunstmeile 12“ oder der Lindenstiftung und ein in der Kölner Kulturszene bisher hoch geschätzter Mann, der 2019 den Bundesverdienstorden für seine ehrenamtlichen Engagements erhalten hat, dieser Ulrich Wackerhagen klingt bei weitem nicht mehr so selbstsicher, wie man ihn gemeinhin kennt.
„Ich habe richtig Mist gebaut“, räumt er im Telefonat mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ kleinlaut ein: „Das ist etwas, das mich mein ganzes restliches Leben begleiten wird, dass ich diesen Riesenfehler gemacht habe. Ich werde das bereuen bis zum Ende.“ Was theatralisch klingt, lässt sich auch einfacher ausdrücken: Wackerhagen hat Geld veruntreut. Nach derzeitigem Stand etwa 85.000 Euro, die er mittlerweile aber nahezu vollständig zurückbezahlt hat.
Spende für „besondere Ausgaben“
Und das kam so: Als Vorsitzender des Trägervereins des Theaters „Der Keller“, für den er seit 1996 ehrenamtlich tätig ist, hatte Wackerhagen Zugriff auf das Geld einer Spenderin, erzählt er. 200.000 Euro habe die Frau im März 2019 für das renommierte Theater überwiesen, und im Jahr darauf noch weitere 30.000 Euro.
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„Auf ihren ausdrücklichen Wunsch sollte das Geld auf ein Konto gehen, das unter meinem Namen läuft und wo ich dann über die Verwendung entscheide“, erzählt Wackerhagen. Die Spende nämlich sollte „für besondere Ausgaben“ eingesetzt werden. „Etwa wenn ein schöner Vorhang fehlt oder ein besonderer Leuchter oder eine Theke für die Eingangshalle, jedenfalls nicht für die grundsätzlichen Bau- und Unterhaltungskosten.“
„Ich wollte das Geld nur ausleihen“
Ausgegeben habe er einen Teil der Spende dann aber für ein Hilfsprojekt in Kolumbien und private Zwecke .„Ich hatte hohe Forderungen, die noch nicht eingetrieben waren. Und dringende Rechnungen, die erledigt werden mussten. Da habe ich gedacht, das Geld für das Theater liegt ja nur rum, ich leihe mir das vorübergehend für ein paar Monate und zahle es dann zurück“, versucht Wackerhagen sein Tun zu erklären.
Der CDU-Politiker Ralph Elster, einer von Kölns ehrenamtlichen Bürgermeistern, ist seit 2016 Schatzmeister des Theater-Trägervereins. Er hat die Veruntreuung der Spendengelder am 29. September angezeigt, seitdem ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft. Hätte das Treiben des Vorsitzenden nicht schon früher auffallen müssen? Elster, der sich im Zusammenhang mit seiner Strafanzeige anwaltlich vertreten lässt, hat dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf seine Fragen schriftlich geantwortet.
Auf „Redlichkeit“ vertraut
Wackerhagen habe den Trägerverein seit 1999 als Vorstandsvorsitzender „stets finanziell korrekt und zur Zufriedenheit der Mitglieder“ geleitet, heißt es in der Antwort. Elsters Vertrauen in seine „Redlichkeit und Professionalität“, auch im Umgang mit dem Spendenkonto, sei „absolut nachvollziehbar“ gewesen. Ende Mai diesen Jahres jedoch seien erste Unregelmäßigkeiten aufgetaucht.
Eine Handwerker-Rechnung, die über das Spendenkonto bezahlt werden sollte, wurde angemahnt. Bereits am 1. Juni habe Ralph Elster deshalb ein Treffen mit dem Steuerberater und Intendanten des Theaters organisiert, in dem Wackerhagen „unmissverständlich“ aufgefordert worden sei, eine Liste der Kontobuchungen vorzulegen.
Da dies trotz Nachfragen nicht erfolgt sei, habe es am 7. September ein weiteres Treffen gegeben. Bei diesem Termin habe er die geforderten Kontounterlagen mitgebracht, und seine Veruntreuungen eingestanden, bestätigt Wackerhagen. Elster habe daraufhin eine „steuerliche Sonderprüfung“ des Kontos beauftragt, schreibt sein Anwalt Marcel Leeser.
Trotz Anzeige bei der Mitgliederversammlung
Am 5. Oktober – obwohl er sechs Tage zuvor wegen des Verdachts der Untreue angezeigt worden war – ging Wackerhagen trotzdem zur Mitgliederversammlung des Fördervereins. Im Büßergewand, um seine Veruntreuungen auch den Mitgliedern gegenüber einzugestehen, wie dem Protokoll der Sitzung zu entnehmen ist.
Elster wurde bei der Versammlung zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ob man denn tatsächlich sicher sein kann, dass die Höhe des verursachten Schadens bereits feststeht, wollte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ wissen. Noch seien nicht alle Unterlagen überprüft worden, teilte der Anwalt des CDU-Politikers mit. „Die steuerliche Aufarbeitung dauert derzeit noch an und erfolgt in Abstimmung mit den zuständigen Finanzbehörden.“
Position im Kulturauschuss niedergelegt
Das sei ihm klar, sagt Wackerhagen. Seine Position im städtischen Kulturausschuss im Auftrag der FDP habe er niedergelegt, „um Schaden von meiner Partei abzuwenden“. Eines aber, das sei ihm noch wichtig. Auch der Spenderin habe er seine Verfehlungen gestanden. Und die habe ihm verziehen.