Köln – Weite Teile der Kölner Politik halten es für gerechtfertigt, dass die Jecken den 11.11. gefeiert haben. Scharf kritisieren sie jedoch die Geschehnisse auf der überfüllten Zülpicher Straße. Die Stadt habe dort bei den Kontrollen versagt. Zudem hätten die Bilder dem Image Kölns geschadet. Aus dem Rathaus ist zu hören, dass einige Parteien erwägen, zum Hauptausschuss am kommenden Montag eine aktuelle Stunde zur Zülpicher Straße zu beantragen.
„Am 11.11. feierten stadtweit rund 50.000 Menschen Karneval, genauso viele wie zuletzt im wieder vollbesetzten Rhein-Energie-Stadion zusammenkamen“, sagt Christiane Martin, Fraktionsvorsitzende der Kölner Grünen. Unter anderen deshalb sei es „folgerichtig, auch die Karnevalsfeiern zuzulassen. Eine Komplettabsage wäre, angesichts der 2G-Vorkehrungen, nicht vermittelbar gewesen“. Allerdings: „Während das Einlasskonzept in der Altstadt aus unserer Sicht weitgehend aufgegangen ist, war das dichte Gedränge auf der Zülpicher Straße mit Blick auf die hohen Inzidenzzahlen besorgniserregend." Laut Martin solle der städtische Krisenstab daraus Lehren ziehen. „Zu überlegen ist, ob in solchen Fällen zum Beispiel der Einlass früher gestoppt werden muss. Die konsequente Kontrolle der 2G-Nachweise samt Personalausweis hat offenbar teilweise nicht funktioniert, was künftig sichergestellt werden muss."
„Bund muss auf 2G umschwenken“
Auch Bernd Petelkau, Chef des Grünen-Bündnispartners CDU, verteidigt die Stadt. „Die Regeln waren angemessen. Es war richtig, auf 2G umzuschwenken. Die Kontrollen in der Innenstadt rund um den Heumarkt und den Alter Markt haben sehr gut funktioniert“, sagt Petelkau. „Im Bereich Zülpicher Straße brauchen wir offenbar schärfere Kontrollen“, stellt auch er fest. „Gleichzeitig fordern wir, dass auch der Bund zu 2G umschwenkt, damit wir bundeseinheitliche Regeln haben“, ergänzt Petelkau. „Die Menschen haben daher ein Recht darauf, wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren zu dürfen. Gleichzeitig appellieren wir erneut an die Bürgerinnen und Bürger, sich impfen zu lassen.“
„Besorgnis erregende Bilder“
„An vielen Stellen der Stadt haben die Jecken der Lage angemessen vorsichtig gefeiert. Leider gab es auch die Besorgnis erregenden Bilder von der Zülpicher Straße, die bundesweit Kopfschütteln ausgelöst haben. Hier hat das Sicherheitskonzept der Stadt offenbar stellenweise nicht funktioniert“, konstatiert Christian Joisten, Fraktionsvorsitzender der SPD-Ratsfraktion. „Wir fordern seit Monaten von der Stadtspitze, bei der Bekämpfung der Pandemie nicht nur auf Sicht zu fahren. Leider ist das am 11.11. mal wieder passiert“, kritisiert Joisten.
„Feiern ohne Abstand darf sich in der aktuellen Situation nicht wiederholen“, fordert Heiner Kockerbeck, Fraktionssprecher der Linken. „Es wäre ratsam gewesen, die Zahl der Feiernden auf den Plätzen zu begrenzen. Auch sollten wir über eine Voranmeldung nachdenken, um die Zahl der Besucherinnen und Besucher steuern zu können.“ Angesichts der sich zurzeit wieder verschärfenden Pandemie stelle sich „die Frage, ob es überhaupt ratsam ist, Großveranstaltungen zuzulassen“.
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„Das Grundkonzept war nicht schlecht. Aber es muss auch umgesetzt werden. Das war am 11.11. nicht der Fall“, sagt FDP-Kreisvorsitzender Lorenz Deutsch. Die Bilder der überfüllten Zülpicher Straße „zeigen, dass die Stadt selbst die Regeln offensichtlich nicht durchgesetzt hat“. Das habe auch dem Image Kölns geschadet, findet Deutsch: „Wirklich bedauerlich ist, dass durch die entstanden Bilder der Ruf der Stadt Köln bundesweit arg gelitten hat.“
„Die Stadt Köln und die Gastronomie haben mit den Hygiene-Konzepten – die auf den gesetzlichen Vorgaben beruhen – ihr Bestmögliches getan, um einen sicheren Sessionsauftakt zu gewährleisten. Viele Menschen haben sich extra impfen lassen, um sicher Karneval zu feiern“, sagt Jürgen Amann, Geschäftsführer Köln-Tourismus. Zugleich moniert er die Außenwirkung, die die Aufnahmen von enthemmten Jecken für Köln habe. „Die Bilder von den Feierenden am 11.11. waren etwas unglücklich im Kontext der steigenden Corona-Zahlen. Einen langfristigen Image-Schaden sehen wir aktuell aber nicht.“