Stadtweit ist rund jeder zehnte über 18-Jährige in Köln verschuldet. Eine aktuelle Analyse zeigt, wo die meisten von ihnen leben – und wo die wenigsten.
Schuldneratlas 2023Hier wohnen in Köln die meisten verschuldeten Menschen
Alle Jahre wieder beginnt in der Adventszeit das große Geldausgeben: Nicht nur Weihnachtsgeschenke wollen bezahlt werden, sondern auch der Glühwein oder die Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt. Doch nicht alle Menschen können sich das leisten.
Wer verschuldet ist, muss jeden Cent mehrfach umdrehen und bei jedem Kauf ganz genau überlegen, ob diese Ausgabe notwendig ist. In Köln betrifft das 85.210 Menschen. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform.
Zahl der verschuldeten Menschen in Köln ist gesunken
Die Analyse enthält aber auch eine gute Nachricht: Die absolute Zahl der Schuldner in Köln hat sich reduziert. 2022 waren insgesamt noch 89.000 Verbraucherinnen und Verbraucher in Köln überschuldet. Somit sinkt die Quote aller Verschuldeten im Stadtgebiet auf 9,5 Prozent. Diese hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kontinuierlich reduziert. Damit liegt Köln knapp unter dem NRW-weiten Durchschnitt von 9,72 Prozent, allerdings deutlich über der bundesweiten Schuldnerquote von 8,15 Prozent.
Die Kölner Niederlassung der Creditreform hat die Zahl der verschuldeten Menschen nicht nur stadtweit, sondern für jedes einzelne Veedel ausgewertet. Was auffällt: Auf der rechten Rheinseite ist die Schudnerquote deutlich höher als auf der linken. „Der Rhein bildet traditionell eine Trennlinie“, heißt es in der Creditrefom-Analyse. „Im linksrheinischen Köln fällt die Schuldnerquote mit 7,94 Prozent deutlich niedriger aus als im rechtsrheinischen Köln, wo 12,25 Prozent der privaten Haushalte überschuldet sind.“
Aber auch im direkten Vergleich zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Veedeln: Die wenigsten Schuldner gibt es in Klettenberg, dort liegt die Schuldnerquote bei 3,4 Prozent. Auf ähnliche Werte kommen Lindenthal (3,6 Prozent) und Lövenich (3,9 Prozent) Am anderen Ende der Liste liegt Gremberghoven mit der stadtweit höchsten Schudnerquote: 22,8 Prozent, gefolgt von Meschenich (20,7 Prozent) und Lindweiler (20,0 Prozent). Hier ist also rund jeder fünfte Einwohner verschuldet.
Die meisten Verschuldeten leben in Gremberghoven, die wenigsten in Klettenberg
Doch wann gilt eine Person überhaupt als verschuldet? In der Creditreform-Analyse heißt es dazu: „Als überschuldet gelten Personen, wenn sie die Summe ihrer fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen können und ihnen zur Deckung ihres Lebensunterhaltes weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen.“ Zugegeben, das ist ein wenig sperrig.
Einfacher gesagt: Wer einen Kredit für ein Haus oder ein neues Auto aufnimmt oder online auf Rechnung bestellt, wird zwar zum Schuldner. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass diese Person auch überschuldet ist. Solange die nötigen Mittel vorhanden sind, um die fälligen Raten abzubezahlen, ist alles im grünen Bereich. Erst wenn das nicht mehr der Fall ist und eine fällige Forderung nicht beglichen werden kann, beginnt die sogenannte Überschuldung. Für die aktuelle Analyse wurden alle Kölnerinnen und Kölner mit einbezogen, die zum Zeitpunkt der Auswertung 18 Jahre oder älter waren.
Mit Blick auf Köln zeigt sich, dass die Schuldnerquote gegenüber dem Vorjahr in den meisten Veedeln gesunken ist. Besonders deutlich ging sie in Chorweiler zurück, und zwar um fast anderthalb Prozentpunkte auf 15,3 Prozent. Auch Raderberg konnte sich klar verbessern, um 1,4 Prozentpunkte auf eine Quote von 10,3 Prozent; ebenso Vingst um 1,3 Prozentpunkte auf eine Quote von 17,1 Prozent.
Schulden in Köln: Gründe für Verschuldung sind vielfältig
In wenigen Stadtteilen stieg die Schuldnerquote hingegen an. Die stärksten Verschlechterungen finden sich mit jeweils einem Plus von 0,2 Prozentpunkten in Raderthal auf 7,3 Prozent, in Libur auf 6,7 Prozent sowie in Volkhoven/Weiler auf 10,0 Prozent.
Die Gründe, warum sich Menschen überschulden, sind vielfältig. In der Analyse heiße es: „Arbeitslosigkeit bleibt auch 2023 der häufigste Grund für eine Überschuldung." Die Tendenz sei jedoch rückläufig. Weitere Gründe seien Erkrankungen,Süchte oder Unfälle, unwirtschaftliche Haushaltsführung sowie Trennung, Scheidung oder Tod eines Angehörigen. Auch eine gescheiterte Selbstständigkeit oder ein längerfristiges Niedrigeinkommen lassen Jahr für Jahr viele Menschen in die Verschuldung abrutschen. Insbesondere für Letztere gilt nach Angaben der Creditreform: „Die Zahlen zeigen, dass sich viele überschuldete Geringverdiener nicht aus der Überschuldungsspirale befreien konnten.“