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Erst Lehrer, jetzt ComedianWas denken Sie wirklich über das Schulsystem, Herr Schröder?

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann sitzt an einem Lehrerpult.

Johannes Schröder ist ehemaliger Lehrer, heute tritt er als Comedian auf.

Johannes Schröder war Gymnasiallehrer, heute steht er auf Deutschlands Comedy-Bühnen - und findet dabei deftige Worte für unser Schulwesen.

Physische und psychische Gewalt unter den Schülerinnen und Schülern, erschöpfte Lehrerinnen und Lehrer: Das neue Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung zeichnet ein trauriges Bild. „Das ist höchst besorgniserregend“, sagt auch Johannes Schröder.

Der Wahlkölner hat selbst noch bis 2014 an einem Gymnasium in Offenburg Deutsch und Englisch unterrichtet. Heute steht er als „Herr Schröder“ auf der Comedy-Bühne. Für seinen Abschied vom Lehrerberuf habe es damals zwei Gründe gegeben: Einerseits habe er, so gerne er auch als Lehrer gearbeitet habe, unter der Schulverwaltung gelitten, das Administrative habe ihm zugesetzt. „Sobald ich im Klassenzimmer war, war ich guter Laune.“ Die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern habe ihm stets Kraft gegeben, „aber das andere hat überwogen.“

Wer Comedian werden will, geht nach Köln oder Berlin
Johannes Schröder

Gleichzeitig sei die Entscheidung, in seinem Sabbatjahr 2014 nach Kanada zu gehen und sich dort als Stand-up-Comedian zu versuchen, ein Befreiungsschlag und die Erfüllung eines über Jahre gereiften Traums gewesen. „Ich war neugierig auf etwas, was ich mich früher nicht getraut hätte.“ Nach seinem Jahr in Kanada hat er sich in seiner Heimat Berlin weiter als Stand-up ausprobiert, ist aber nach kurzer Zeit nach Köln gekommen. „Wer Comedian werden will, geht nach Köln oder Berlin. Berlin war für mich ein wenig belegt, da ich von dort komme und meine Eltern dort leben. Und wer möchte mit 40 Jahren vor der Tür der eigenen Eltern nochmal in ein WG-Zimmer ziehen. Das wollte ich ihnen nicht zumuten.“

In Köln unterrichtete Schröder an einer Berufsschule in Hürth Englisch – bis die Comedy-Auftritte keine Nebenbeschäftigung mehr zuließen und zum Leben reichten. Seit etwa acht Jahren arbeitet er nicht mehr als Lehrer. Trotz allem vermisse Schröder den Beruf sehr: „Die Ehrlichkeit, die Unbestechlichkeit der Schüler, das geballte Leben, das einem dort begegnet.“

Neues Comedy-Programm „Der Rest ist Hausaufgabe“ ab 2025

Der ehemalige Gymnasiallehrer sagt, er sei weiter mit vielen Lehrerinnen und Lehrern in Kontakt und höre überall von Überforderung. In den Klassen gebe es einen steigenden Anteil von Schülerinnen und Schülern mit höherem Bedarf – ob nun aufgrund einer Lernschwäche, Problemen im familiären Umfeld oder fehlender Deutschkenntnisse.

„Wir können aber nicht nur pessimistisch sein, diese Wahl haben wir nicht.“ Man könne sich nicht über die Schülerschaft beklagen. „Das sind unsere Kinder, unsere Gesellschaft. Wir müssen unsere Arme aufmachen und sie willkommen heißen.“ Trotz aller Herausforderungen adäquat auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen, nicht nur eine gute Bildung, sondern auch ein behütetes und inspirierendes Aufwachsen zu ermöglichen, das sei die größte Baustelle im Schulwesen. „In der Bildungswelt steht uns noch wahnsinnig viel bevor, es gibt noch viel zu tun.“

Diese noch ausstehenden Aufgaben des deutschen Bildungssystems sollen Thema seines nächsten Comedyprogramms namens „Der Rest ist Hausaufgabe“ sein. Damit ist Schröder im kommenden Jahr unterwegs. Bis Ende Juni steht der Kabarettist noch mit seinem Programm „Instagrammatik“ auf der Bühne.

Dabei geht es um die Digitalisierung in Schulen. „Es wurde da mit Sicherheit viel verschlafen durch administrative Hürden“, sagt Schröder. Er selbst sehe zwar Chancen in der Digitalisierung, auf manches würde er aber nicht verzichten wollen, wäre er noch Lehrer: „Ich würde darauf bestehen, dass die Schüler ein Buch in die Hand nehmen.“ Allein die Haptik würde die Schülerinnen und Schüler ins Hier und Jetzt befördern. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht auch im Digitalen arbeiten können. Ich würde mir zum Beispiel die Sozialen Medien in den Unterricht holen. Dann würde Faust in Goethes Faust etwa eine Instagram-Story machen, nachdem er Gretchen kennengelernt hat.“

Vom aktuellen Programm „Instagrammatik“ sind fast alle Termine ausverkauft. Nur in Oberhausen am 21. Juni in der Rudolf-Weber-Arena sind noch Tickets erhältlich. Mehr Informationen dazu gibt es auf der Webseite von Johannes Schröder.