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Kölner SchulenAuch in der zweiten Anmelderunde wieder viele Absagen – „eine Stunde Schulweg unzumutbar“

Lesezeit 5 Minuten
Eine Schülerin meldet sich in einem Klassenzimmer.

Schulplätze an den Gymnasien sind vor allem im Rechtsrheinischen Mangelware.

Vor allem im Rechtsrheinischen gibt es Mangel bei den Gymnasialplätzen. Betroffene Familien sind verzweifelt.

Eigentlich wollte Familie Malcherczyk in die Osterferien fahren. Die haben sie nun abgesagt. Am Dienstag lag auch in der zweiten Runde des Anmeldeverfahrens wieder eine Absage für ihren Sohn im Briefkasten. Diesmal für einen Platz am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wahn. Jetzt sei der Familie der Wunsch nach Osterurlaub vergangen. „Es raubt uns den Schlaf. Wir sind echt verzweifelt, weil wir keine Alternativen haben“, sagt Sabrina Malcherczyk.

Wie viele Kinder auch in der zweiten Runde des Anmeldeverfahrens wieder leer ausgegangen sind, sagt die Stadt nicht. Zahlen würden erst nach Abschluss des Verfahrens nach den Osterferien bekannt gegeben, hieß es auf Anfrage. Derzeit sei noch zu viel in Bewegung, so dass es sich nur um eine Momentaufnahme handeln würde. In der ersten Runde gab es mindestens 280 Ablehnungen an den Wunschschulen.

Köln: Schüler müsste täglich zwei Stunden pendeln

Schon jetzt ist aber klar, dass es erneut zahlreiche Ablehnungen gab. Besonders problematisch ist die Lage im Rechtsrheinischen: Allein am Maximilian-Kolbe-Gymnasium in Wahn wurden in der zweiten Runde 18 Kinder abgelehnt. Sie alle hatten es zuvor in der ersten Runde vergeblich an einem der beiden Gymnasien im Stadtbezirk Porz versucht, die in Summe 55 Kinder abgelehnt hatten. Das Problem für die betroffenen Familien ist: Es gibt in vertretbarer Entfernung kein Gymnasium mehr, das freie Plätze hat.

Auf der gesamten rechten Rheinseite hat lediglich das Genoveva-Gymnasium noch wenige Plätze, außerdem das Thusnelda-Gymnasium. Aber selbst das würde für ihren Sohn mit Bus und Umstieg in die Bahn plus Fußweg eine Stunde Schulweg bedeuten, hat die Familie ermittelt. Und das zwei Mal täglich. „Für einen Zehnjährigen ist das nicht machbar“, sagt Sabrina Malcherczyk. Beide Elternteile können ihn aufgrund ihrer Arbeitszeiten nicht bringen. Sie erwäge daher, jetzt ihre Arbeit zu kündigen, um ihren Sohn täglich zu fahren und so den Besuch auf dem Gymnasium zu ermöglichen.

Plötzlich gibt es neue zusätzliche Plätze an einer Kölner Gesamtschule

Auch Familie Gebhardt hatte für ihren Sohn Elias nach der Absage am Stadtgymnasium Porz eine weitere Absage des Gymnasiums in Wahn im Briefkasten. Ihr Sohn sei total enttäuscht und getroffen. Überrascht stellte die Familie nun fest, dass auf der von der Stadt mit der Absage mitgeschickten Liste der Schulen mit freien Plätzen plötzlich auch die Lise-Meitner-Schule-Gesamtschule auftaucht. Die hatte im vorgezogenen Anmeldeverfahren an den Gesamtschulen wegen Anmeldeüberhang Kinder abgelehnt.

Jetzt soll sie den Mangel an Plätzen im Rechtsrheinischen auffangen: „Im Rahmen der Erschließung weiterer notwendiger Schulplätze im rechtsrheinischen Köln können wir an der Lise-Meitner-Gesamtschule zusätzliche Regelschulplätze für die kommende Jahrgangsstufe 5 anbieten“, heißt es in einer Mitteilung auf der Homepage. Eigentlich wollten die Gebhardts für ihren Sohn keine Gesamtschule, sondern ausdrücklich ein Gymnasium. Nun setzen sie sich damit auseinander, ob sie dort anmelden, um ihrem Sohn den weiten Schulweg nicht zuzumuten.

Durch solch eine nachträgliche Maßnahme mitten im laufenden Vergabeverfahren wird der Wettbewerb verzerrt
Nathalie Binz, Vorsitzende der Kölner Stadtschulpflegschaft

„Durch solch eine nachträgliche Maßnahme mitten im laufenden Vergabeverfahren wird der Wettbewerb verzerrt“, kritisierte die Vorsitzende der Stadtschulpflegschaft, Nathalie Binz. Ganz davon abgesehen, dass die Stadt den Kindern des Stadtbezirks, die ein Gymnasium wünschen, damit quasi keine freie Wahl der Schulform ermögliche. Als Sabrina Malcherczyk in der ersten Runde im Stadtgymnasium Porz angemeldet hat, habe sie anmeldende Eltern getroffen, die zuvor an der Lise-Meitner-Gesamtschule abgelehnt wurden, erzählt sie. „Das kann doch alles nicht richtig sein“, ärgert sie sich. Für die Eltern ist unverständlich, dass die Stadt in einem Stadtgebiet wie Porz mit vielen Neubaugebieten nicht für eine entsprechende Plätze sorgt. Auch bei der Versorgung mit Grundschulplätzen gibt es im Stadtbezirk Porz große Engpässe.

Die Familien der abgelehnten Kindern stehen nun unter dem Druck, sich selbst einen der verbliebenen Plätze zu sichern. Denn: Es gibt keine dritte Anmelde- und Verteilrunde. Wer am Montag nach den Osterferien zuerst im jeweiligen Sekretariat steht und anmeldet, bekommt den Platz. „Windhundprinzip“, nennt das Sabrina Malcherczyk. „Ich sehe mich am Anmeldetag nach den Osterferien schon vor der Schule campieren“, sagt Gebhard.

Anmeldescheine müssen abgeholt werden – Schulen sind aber zu

Wobei auch hier die Voraussetzungen nicht gleich sind: Denn alle Eltern müssen zuvor noch in der Schule, von der sie eine Ablehnung bekommen haben, den noch dort befindlichen Original-Anmeldeschein für ihr Kind abholen. Trotz des zeitgleichen zentralen Versands durch die städtischen Poststellen, kamen die Absagen aber nicht zeitgleich an. Die ersten trudelten schon Samstag ein, die letzten erst Dienstag. Während Montag die Schulsekretariate noch aufhatten, und einige Eltern die Chance nutzten, um ihre Unterlagen abzuholen, hatten die mit späterem Posteingang wegen Ferien das Nachsehen. Sie müssen erstmal am Montag nach den Ferien wiederkommen, während die anderen direkt anmelden können.

Für Familie Malcherczyk, deren Sohn eine klare Gymnasialempfehlung hat, ist die Gesamtschule keine Option. Sie sind ratlos, was sie jetzt in ihrer schwierigen Situation machen sollen. Daher haben sie das Schulentwicklungsamt unter der im Absagebrief für Fragen angegebenen Mailadresse um eine telefonische Beratung gebeten. Die Antwortmail kam prompt: Statt eines Gesprächs gab es neben Verständnis für die schwierige Situation lediglich den Link zu der schon bekannten Liste mit Schulen mit freien Plätzen. Und den Tipp, doch auch bei den nicht-staatlichen Schulen noch mal nachzuhören, wo „möglicherweise“ noch was frei sei. Davon gibt es allerdings auf der rechten Rheinseite keine.