AboAbonnieren

Nur noch FormsacheAb wann die mobilen Schwimmbäder auch vor Kölner Grundschulen stehen

Lesezeit 3 Minuten
Schwimmlehrer Martin Becker (links) und Oliver Seeck, Vorsitzender Sportausschuss

Ein mobiles Schwimmbad wird vermutlich ab 2023 regelmäßig vor Kölner Grundschulen Halt machen.

Kinder könnten in umgebauten Überseecontainern erste Schritte im Wasser machen. Die Gespräche zwischen Schwimmverband, der Stadt Köln und Schwimmlehrern sind auf der Zielgeraden.

Im kommenden Jahr wird mit großer Wahrscheinlichkeit ein mobiles Schwimmbad vor Kölner Schulen Station machen (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Der Pool in einem umgebauten Überseecontainer soll Kindern einen Einstieg in den Schwimmunterricht bieten, nachdem in der Pandemie Tausende von ihnen nicht schwimmen lernen konnten. „Es geht nicht mehr um die Frage, ob die Schwimmcontainer kommen, sondern wann“, sagt Frank Rabe, Generalsekretär des Schwimmverbands NRW. Köln wäre die erste Kommune NRWs, in der ein solcher Container zum Einsatz käme.

Die Anschubfinanzierung sei nun gesichert, Gespräche mit der Stadtverwaltung, Kölner Schulen und den Betreibern der Schwimmschule Sharky annähernd abgeschlossen, sagt Rabe. Die Basis der mobilen Becken sind geschlossene Übersee-Container. Sie werden mit einem acht mal drei Meter messenden, 1,30 Meter tiefen Bassin ausgestattet und haben zudem Umkleidekabinen, Duschen und einen Materialraum. Insgesamt wiegt die Anlage rund 33 Tonnen und kann mit einem Kran auf einen Lkw geladen und in der Stadt von Standort zu Standort gefahren werden.

Skizze eines Schwimm-Containers. Der Schwimmverband wird eine geschlossene Variante anschaffen.

So wie in dieser Skizze sollen die Schwimm-Container aussehen. Der Schwimmverband wird eine geschlossene Variante anschaffen.

Die Energie zum Betrieb wird zumindest teilweise über Solarpaneele erzeugt. Maximal sechs Kinder können gleichzeitig ins Wasser. Nach Angaben von Rabe kostet das Container-Schwimmbad, das die Aachener Firma Swimming Spot anbietet, in der Anschaffung rund 140.000 Euro. Das wäre deutlich weniger als spezielle Schwimmbad-Lkw, die bis zu 500.000 Euro kosten. Diese Speziallastwagen waren im Sommer zeitweise im Gespräch. Unter anderem Sportausschussvorsitzender Oliver Seeck (SPD) hatte sich für mobile Schwimmmöglichkeiten für Kinder eingesetzt, damit wieder mehr von ihnen schwimmen lernen.

Spoho Köln begleitet das Projekt wissenschaftlich

Der Schwimmverband und die Schwimmschule Sharky werden mit Hilfe von Sponsoren den Container anschaffen, Sharky wird die Schwimmlehrer dafür stellen. Die Stadt muss die Organisation übernehmen, also etwa welche Schule wann angefahren und wie das Projekt in den Sportunterricht eigebunden wird, und die Betriebskosten tragen. Voraussichtlich nach Ende der Osterferien könnte der Container jeweils zwei Wochen lang vor einer Kölner Schule stehen, bevor er zur nächsten zieht, erklärt Rabe. Die Sporthochschule Köln wird das Projekt wissenschaftlich begleiten und nach einem halben Jahr Bilanz ziehen, wie viele Kinder erreicht wurden. Sollte das erfolgreich sein, könnten solche Container bundesweit zum Einsatz kommen, so Rabe: „Wir haben inzwischen schon Anfragen aus einigen anderen Kommunen.“

Schwimmlehrer Martin Becker (links) und Oliver Seeck, Vorsitzender Sportausschuss

Schwimmlehrer Martin Becker (links) und Oliver Seeck, Vorsitzender Sportausschuss

„Die Stärke dieses Pilotprojektes“ liege unter anderem darin, „dass das zugrundeliegende Konzept in Abstimmung mit dem Schwimmverband NRW und der Sporthochschule Köln entwickelt wurde und eine zusätzliche Unterstützung durch ausgebildete Schwimmtrainer vorsähe“, sagt die Verwaltung. Das ist auch für Martin Becker von Sharky bemerkenswert, der lobt, „dass der Verband, die Verwaltung und wir an einem Tisch saßen“ und konstruktiv zusammenarbeiteten. Schul- und Sportdezernent Robert Voigtsberger hatte die beteiligten zuletzt Ende vergangenen Monats zum Austausch geladen.

Durch die Pandemie haben in NRW 250.000 Kinder nicht schwimmen gelernt
Frank Rabe, Generalsekretär des Schwimmverbands NRW

Rabe betont, dass der Container „kein Schwimmbad ersetzt“. Aber er ermögliche eine erste „Wassergewöhnung“, die Voraussetzung sei, überhaupt Schwimmen zu lernen. Weil während der Corona-Pandemie die Schwimmbäder schließen mussten, sind Tausende Schwimmkurse ausgefallen. „Dadurch haben in NRW 250.000 Kinder nicht schwimmen gelernt“, mahnt Rabe. Mit der Wassergewöhnung im Container könne die Zeit, die ein Kind zur vollständigen Schwimmfähigkeit benötige, „halbiert“ werden. Das schaffe in regulären Schwimmbäder Kapazitäten, die ohnehin knapp bemessen seien. „Wir brauchen nach wie vor dringend neue Schwimmbäder“, fordert Rabe, daran ändere auch der Container nichts. „Aber er ist ein ganz wichtiger Ansatz.“ Im Übrigen gebe es auch erwachsene Nichtschwimmer, die perspektivisch den Container ebenfalls nutzen könnten. Je mehr Menschen schwimmen könnten, desto besser, sagt Rabe: „Denn im Zweifel rettet das Leben.“