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Pilotprojekt gefordertPool-Container gegen Kölner Schwimmkurs-Mangel

Lesezeit 4 Minuten
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So sehen die Schwimm-Container aus.

Köln – Tausende Kölner Kinder können nicht schwimmen. Kurse sind hoffnungslos überlaufen, geeignete Lehrbecken Mangelware. Auf 80 bis 90 Prozent schätzt Martin Becker, Geschäftsführer des Sharky Sportclubs, der auch Schwimmkurse anbietet, die Quote der Kinder, die eingeschult werden und sich nicht über Wasser halten können. Gemeinsam mit Oliver Seeck (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses, bringt er nun die Möglichkeit von transportablen Schwimmbecken-Containern ins Spiel, die vor Schulen oder Jugendeinrichtungen aufgestellt werden könnten. Sie wären deutlich günstiger als die im Sommer diskutierten Pool-Lkw. Die Anschaffung ist bereits beauftragt.

Die Basis der mobilen Becken sind Übersee-Container. Sie werden mit einem acht mal drei Meter messenden, 1,30 Meter tiefen Bassin ausgestattet und haben zudem Umkleidekabinen, Duschen und einen Materialraum. Insgesamt wiegt die Anlage rund 33 Tonnen und kann mit einem Kran auf einen Lkw geladen und in der Stadt von Standort zu Standort herumgefahren werden. Ein Teil des Wassers müsste vor jeder Weiterfahrt abgelassen und am neuen Halt wieder aufgefüllt werden. Die Energie zum Betrieb wird zumindest teilweise über Solarpaneele erzeugt. Maximal sechs Kinder können dort gleichzeitig ins Wasser. Nach Angaben von Seeck und Becker kostet das Container-Schwimmbad, das die Aachener Firma Swimming Spot anbietet, in der Anschaffung 115.000 Euro. Das wäre deutlich weniger als spezielle Schwimmbad-Lkw, die bis zu 500.000 Euro kosten.

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Martin Becker (l.) und Oliver Seeck an einem Hotel-Pool, der der Größe des Container-Schwimmbeckens entspricht. 

Seeck und Becker regen ein Pilotprojekt in Köln an. Demnach könnte ein Container nach Ende der Osterferien 2023 bis Ende des darauf folgenden Septembers durch Köln kreuzen. An jedem Standort würde er zwei Wochen bleiben, dort von montags bis freitags Kurse anbieten und dann zum nächsten Punkt fahren. Hunderte Kinder könnten damit erreicht werden, haben Seeck und Becker errechnet. Der Container ersetzte kein vollständiges Schwimmbad; er könne aber eine erste Annäherung der Kinder ans Wasser bieten, wenngleich in ihm sogar das Seepferdchen möglich wäre, sagt Becker. Diese Annäherung jedoch sei der Grundstein fürs Schwimmenlernen. „Denn manche Kinder hatten bislang überhaupt noch keinen Kontakt zu Wasser in Bädern“, ergänzt Seeck. „Wenn komplett ungeprägte Kinder richtig Schwimmen lernen wollen, dauert das sehr lange“, weiß Schwimmtrainer Becker. Ihm zufolge brauchen Kinder etwa 1,5 Jahre um wirklich sicher schwimmen zu können.

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Der Container bietet ein Becken, Umkleiden und Duschen. 

Beckers Unternehmen schafft den Container an, stellt und bezahlt die Schwimmlehrer, achtet auf die Sicherheit. Die Stadtverwaltung müsste die Standorte organisieren, die Eltern benachrichtigen und die Kosten für Strom und Wasser tragen, die sich nach Worten von Seeck und Becker auf rund 450 Euro pro zweiwöchigem Standort belaufen. Die Container sollen vorzugsweise an Schulen und Jugendeinrichtungen in sozial benachteiligten Stadtteilen stehen, weil es dort am schwierigsten sei, Eltern von der Notwendigkeit des Schwimmenlernens ihrer Kinder zu überzeugen.

Stadt muss bis Mitte November entscheiden

„Wir haben den Container bereits beauftragt. Jetzt ist nur die Frage, ob wir ihn in Köln zum Einsatz bringen“, sagt Becker. Das wäre ihm als Kölner am liebsten, aber wenn es in Köln nicht gehen sollte, werde das Pilotprojekt in anderen Städten NRWs stattfinden. Bis Mitte November brauche er eine Zusage der Stadt, ob sie die Container-Becken unterstützt, um alles organisieren zu können. Beckers Engagement komme aus der Überzeugung, vielen Kindern Schwimmen beizubringen, erklärt er. Die Kurse im Sharky Sportclub seien permanent ausgebucht, Werbung habe er wahrlich nicht nötig. „Aber Schwimmen darf nicht nur etwas für Kinder sein, deren Eltern in den Golfclub gehen“, findet Becker.

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Ausnahmslos jedes Kind müsse die Chance auf einen Schwimmkurs haben, fordert auch Sportausschussvorsitzender Seeck. Dafür brauche Köln jedoch mehr Schwimmbäder samt Personal, die aber erst in einigen Jahren entstehen könnten. Dieser Zustand sei „völlig inakzeptabel“, sagt Seeck. Er möchte sich nun bei der Stadtverwaltung und in den politischen Gremien für die Schwimmbad-Container einsetzen. Zumindest bei der Politik sieht Seeck gute Chancen für eine Zustimmung. Es sei „überparteilicher Konsens“, dass dringend mehr Kölner Kinder schwimmen lernen müssten.