Dellé tritt in der Formation Dubmones am Freitag in der Kantine auf. Die Band covert Hits der Kultband The Ramones.
Seeed-Sänger Frank Dellé in Köln„An die Protestwähler: Würdet ihr mich auch wegschicken?“

(v.l.n.r.) Frank Dellé (l.), Sebastian Sturm, Manuel Schürholz, Shniece, Richard Jung aka Dr. Ring Ding stehen am Freitag beim Freedom Sounds Festival in Köln auf der Bühne.
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Die erste gemeinsame Probe in Deutz am Mittwoch war schonmal ein voller Erfolg. „Darum geht es im Leben. Was man da musikalisch erlebt, kann man nicht mit Geld bezahlen. Da geht einem das Herz auf“, sagt Frank Dellé einen Tag später beim Gespräch in einem Café an der Breite Straße. Der Berliner Musiker, bekannt als einer der Frontmänner der Berliner Band Seeed, ist gerade in Köln und bereitet sich mit den Musikern der neu gegründeten Formation „Dubmones“ auf das Release-Konzert im Rahmen des Freedom Sounds Festival am heutigen Freitagabend in der Kantine vor.
„Es gibt wenige Reggae- und Ska-Musiker in Deutschland, die so spielen können. Das Klischee, dass nur Schwarze es so drauf hätten, ist totaler Unsinn. Jeder kann alles lernen, auch in der Musik, unabhängig von der Hautfarbe“, sagt Dellé. Die Dubmones covern Hits der Kult-Punk-Band „The Ramones“ und haben auf ihrem neuen Album daraus Reggae-Songs gemacht: „I wanna be sedated“, „Blitzkrieg Pop“ oder „Pat Sematary“ schrieben Musikgeschichte.
Reggae und Punk: Wie passt das zusammen? Dellé mit eigenem Zugang
Wie passt das zusammen – eine amerikanische Rockband und jamaikanische Sounds? „Der Punk kommt ja nicht aus den USA, sondern aus England. Erstmal passt es ja nicht zusammen, aber früher haben Bands wie The Clash live nach ihrem Punk-Programm auch schonmal mit Reggae aufgefüllt. Sozialpolitisch passt es, weil beide Protestformen aus der Arbeiterklasse heraus waren“, sagt Richie Jung aka Dr. Ring Ding, Musiker aus Münster, der schon bei der ersten Ausgabe des Freedom Sounds Festival im Gebäude 9 vor zwölf Jahren dabei war.
„Das Festival steht für Inklusion, Antirassismus, Multikulturalität. Die Musik vereint uns, egal ob tätowierter Rude Boy, Dreadlock-Hippie oder Tänzerin im Batik-Kleid“, so Jung. Auf der Bühne am Freitag werden 14 Leute stehen, es gibt eine Kernformation und Gastmusiker für jeden Song wie die britische Sängerin Shniece, die von Köln einen ersten guten Eindruck gewonnen hat: trotz Regen, der mache ihr gar nichts aus. „Fühlt sich wie zuhause an“, sagt die 32-Jährige, die ihre Karriere mit 17 Jahren im Jazzcafé in London startete.
Dellé stieß über den Kölner Gitarristen Manuel Schürholz dazu. Dieser hatte vor Jahren ein ähnliches Projekt: die Hits der Band The Police in Dub und Reggae zu überführen, „Dubxanne“. Da hatte Dellé schonmal mitgesungen. Auch Produzent Guido Creaveiro ist mit an Bord, der Dellés Soloalben produziert hat und auch für Seeed und Peter Fox tätig war.
Dellé habe zwar nicht so viel mit den Ramones am Hut, sagt er, aber er findet seinen ganz eigenen Zugang. Den Song „The KKK took my Baby away“, der davon erzählt, dass die Freundin des Ich-Erzählers vom Ku-Klux-Klan entführt wurde, hat er umgedichtet in „The Afd took my freedom away“. „Ich habe mich gefragt, wie bringt man das in die heutige Zeit. Schon mit meinem Song ‚Verloren‘ aus dem letzten Jahr richte ich mich an die Protestwähler, die der Regierung einen Denkzettel verpassen wollen. Ein Spiel mit dem Feuer. Wo danach einige sagen könnten: So war das aber gar nicht gemeint. Die frage ich: Würdet ihr auch mich wegschicken?“
Frank Dellé: Unter Menschen mit Migrationshintergrund herrscht Angst

Frank Dellé in Köln: Hier tritt er mit den Dubmones auf.
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Seine Tochter habe ihn nach dem Potsdamer Treffen von rechten Funktionären gefragt, ob sie nun auch das Land verlassen müssten. Es kann auch im eigenen Bekanntenkreis solche geben, die sagen: „Dich meine ich doch nicht. Du bist doch integriert, ich meine doch die Messerstecher.“ Wer so etwas sagt, dem möchte Dellé mitgeben: „Es wurde und wird so viel Angst verbreitet, das können die sich nicht vorstellen. Deswegen sag ich das nicht mit erhobener Faust, sondern als Papa, der diese Angst wahrnimmt.“
Der 55-Jährige Musiker hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater, er lebte an verschiedenen Orten in Ghana und Deutschland. In Trier hat er sein Abi gemacht. Zu Köln hat er eine besondere Beziehung: „Hier wohnt mein Produzent. Und meine Schwester, die Gynäkologin ist und ihre Praxis hier hat. Ich mag die Rheinländer, die machen nicht so eine Show. Mit der Großstadtarroganz habe ich hingegen so meine Probleme“, sagt der Berliner Dellé.
Tickets für das Freedom Sounds Festival gibt es an der Abendkasse oder online