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Serie in Porz-WahnKölner Feuerwehrmann legte Brände – und spricht von weiterem Täter

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Der beschuldigte Feuerwehrmann mit seinem Verteidiger im Kölner Amtsgericht.

Köln – Seine Aufgabe war es, Brände zu löschen – doch in diesem Fall hatte der Feuerwehrmann aus Porz-Wahn sie auch selbst gelegt. Wegen einer ganzen Serie von angezündeten Autos musste sich der 20-jährige Schlosserlehrling am Donnerstag vor dem Kölner Amtsgericht verantworten. Er legte ein Geständnis ab, aber mit erheblichen Einschränkungen. Demnach habe er nicht alle acht ihm vorgeworfenen Brände gelegt, sondern lediglich drei. Demnach gäbe es einen weiteren Täter.

Wirklich erklären konnte oder wollte der Angeklagte seine Taten beim Prozess in Saal 10 des Kölner Justizgebäudes nicht. Er habe mitbekommen, dass ein Brandstifter im Veedel unterwegs sei, „und dann wollte ich das auch mal ausprobieren“, sagte er. „Und wie hat sich das für sie angefühlt?“, wollte die Staatsanwältin wissen. Jedes Mal habe er ein beklemmendes Gefühl gehabt, weil er ja fremdes Eigentum zerstörte, erklärte der junge Mann, der zum Tatzeitpunkt noch zu Hause bei seinem Vater lebte.

Kölner Feuerwehrmann gibt nur drei Brandstiftungen zu

Dass er die Brände gelegt habe, um sie hinterher als Feuerwehrmann auch löschen zu können, das sei ausdrücklich nicht seine Intention gewesen. Es habe aber sein „schlechtes Gewissen“ beruhigt, hinterher immerhin mitgeholfen zu haben, das Feuer zu löschen. Fünf Taten aus der Anklageschrift bestritt der 20-Jährige. „Ach, Sie meinen, da läuft noch einer rum, der das macht?“, fragte Richter Gerd Willi Krämer. Die Antwort des Angeklagten: „Da gehe ich von aus.“

Köln: Erst im März zum Oberfeuerwehrmann ernannt

Richter Krämer verbarg nicht seine Verwunderung, schließlich sei in Wahn und Wahnheide nach der Festnahme des Feuerwehrmannes nichts dergleichen mehr passiert. Der Angeklagte war seit 2013 Mitglied der Löschgruppe Wahn und innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr erst im März zum Oberfeuerwehrmann ernannt worden. „Das war wie eine zweite Familie“, sagte der Angeklagte und ergänzte: „Das wird nie wieder so sein.“ Er habe das Vertrauen seiner Kollegen verspielt.

Die Brandserie in Wahn und Wahnheide erstreckte sich vom 26. Mai bis zum 7. Juni. Zunächst war in der Hunoldstraße ein silbergrauer 3er BMW in Flammen aufgegangen. Drei Tage später brannten in einer Nacht drei Fahrzeuge in den Porzer Veedeln, ein Opel Meriva, ein VW Golf und ein Mercedes Sprinter. Dann an weiteren Tagen ein VW Crafter, ein Wohnmobil und ein Mercedes. Immer wieder wurden bei den Taten Grillanzünder auf die Vorderreifen gelegt und angezündet.

Polizei hatte den Angeklagten observiert

Bei der letzten Tat stand der Angeklagte bereits im Fokus der Ermittler. Kollegen aus der Löschgruppe hatten im Vorfeld verdächtiges Verhalten beobachtet und dies gemeldet. Einem 19-jährigen Feuerwehrmann war etwa aufgefallen, dass der Beschuldigte plötzlich immer vor ihm im Gerätehaus der Feuerwehr erschienen war – obwohl dieser viel weiter weg wohnte. Zivilkräfte der Polizei hatten den Mann letztlich observiert und ihn nach der letzten Tat dingfest gemacht.

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Beliebt sei der Angeklagte in der Löschgruppe Wahn gewesen und engagiert, hatten Kollegen des Mannes im Zeugenstand ausgesagt. Der 20-Jährige habe bei der Berufsfeuerwehr anfangen wollen. Das könne er jetzt vergessen.

Nachdem der Angeklagte bereits drei Monate in Untersuchungshaft saß, sprach Richter Krämer von der Möglichkeit einer Bewährungsstrafe. Offen zeigte sich die Staatsanwältin dafür zunächst nicht. Nachdem der Angeklagte bereits drei Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte, sprach Richter Krämer von der Möglichkeit einer Bewährungsstrafe. Dafür wollte er aber ein ausführliches Geständnis. Offensichtlich widerwillig bekam er das. Der Verteidiger erklärte knapp: „Alle acht Taten werden eingeräumt.“ Kurz darauf das Urteil, zwei Jahre Haft auf Bewährung. Der Angeklagte, dem eine Gutachterin ein gemindertes Selbstwertgefühl attestiert hatte, muss als Auflage eine Verhaltenstherapie machen.