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Projekt gegen sexuelle BelästigungStadt Köln will „Edelgard“ nicht mehr finanzieren – Mobil vor Aus?

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Edelgard Mobil auf der Gamescom: Die Anlaufstelle für Frauen und Mädchen nach sexualisierter Gewalt wurde auf der Messe von jungen Besuchern aufgesucht.

Edelgard-Mobil auf der Gamescom: Die Anlaufstelle für Frauen und Mädchen nach sexualisierter Gewalt wurde auf der Messe von jungen Besuchern aufgesucht.

Edelgard ist eine Anlaufstelle für Frauen nach sexualisierter Gewalt, die infolge der Kölner Silvesternacht 2015 ins Leben gerufen wurde.

Zuletzt hat man es auf der Gamescom gesehen, das Edelgard-Mobil ist aber auch an Karneval oder auf dem Summerjam präsent. Edelgard ist ein Projekt, das die Kölner Initiative gegen sexualisierte Gewalt infolge der Silvesternacht 2015 ins Leben gerufen hat. Es setzt sich seitdem für die Sicherheit von Frauen und Mädchen ein.

Seit einigen Jahren gibt es auch eine sogenannte interaktive Stadtkarte, auf der Kölner Schutzorte wie Apotheken oder Geschäfte eingetragen sind: Wenn Frauen sich bedroht fühlen, können sie diese aufsuchen und werden von geschulten Mitarbeitern vor Ort betreut. Für die Organisation dieser Maßnahmen hat Edelgard seit fast zwei Jahren eine eigene Koordinierungsstelle. Allerdings sind die städtischen Mittel für die beiden dort beschäftigten Teilzeitkräfte im nächsten, noch zu beschließenden Doppelhaushalt 2025/26 nicht mehr vorgesehen. „Wir erhalten überhaupt kein Signal, dass wir diese Mittel erhalten und fürchten das Aus“, sagt Marina Walch von der Diakonie Michaelshoven.

Edelgard: Koordinierungsstelle soll nicht weiter finanziert werden

Für Walch und viele andere Vereine wie „Lobby für Mädchen“ oder „Notruf für vergewaltigte Frauen“, die ebenfalls Teil der Initiative sind, bedeutet „Edelgard“ weiterer Aufwand zu ihrer eigentlichen Arbeit. „Das zusätzliche Angebot von Edelgard können wir nicht aus den Ressourcen der Beratungsstellen mittragen, weil es mittlerweile so groß geworden ist.“ In den sozialen Medien wie Instagram habe sich die Präsenz von Edelgard deutlich vergrößert.

„Wir brauchen die Koordinierungsstelle dafür, dass sie die Einsätze an Karneval vorbereitet und beispielsweise Dienstpläne erstellt, die Beraterinnen vorbereitet, das Material organisiert. Das können wir nicht ohne Personal.“ Dabei sieht Walch noch viel Bedarf: „Wir würden mit den Schutzorten gern auch noch mehr in den Nachtbereich gehen. Wir würden auch gern in die Schulen gehen und die Schutzmöglichkeiten inklusive der Karte vorstellen, das haben wir bisher nicht geschafft.“

Eine Statistik darüber, wie viele Frauen die Schutzorte aufsuchen, führt „Edelgard“ nicht. Immer wieder meldeten sich Mitarbeiter der Schutzorte und wünschten Nachschulungen. Daran sehe man, dass die Nachfrage da sei, so Gesine Qualitz vom Frauenberatungszentrum Köln. In der Prävention sei es immer schwierig, Erfolge zu messen.

Gegen das mögliche Aus von „Edelgard“ stellt sich die Kölner FDP, die eine Anschlussfinanzierung der Koordinierungsstelle fordert. „Es wäre ein verheerendes Signal, wenn ein derart erfolgreiches und notwendiges Projekt aufgrund fehlender finanzieller Mittel eingestellt werden müsste“, sagt Christina Dumstorff, Sprecherin für Gleichstellung.

Stadt Köln: Finanzierung von Edelgard war befristet

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sagt eine Stadtsprecherin: „Die Haushaltsplanungen sehen trotz der schwierigen Haushaltssituation grundsätzlich weitere Unterstützung von Edelgard vor. Die von Beginn an als befristet vorgesehene zusätzliche Finanzierung einer Koordinierungsstelle läuft hingegen regulär aus.“ Marina Walch bestätigt, dass das Amt für Gleichstellung Edelgard in der Organisation zwar unterstütze, aber außer für die Koordinierungsstelle keine weiteren Mittel fließen.

Weitere Initiativen seien nicht betroffen, teilt die Stadt zudem mit. Doch beim Verein „Paula“ in der Südstadt hat man ähnliche Sorgen. Hier ist mittlerweile nur noch eine Mitarbeiterin in Teilzeit für 60 Klientinnen zuständig. Der Verein betreut Frauen über 60, die an den Folgen von häuslicher Gewalt leiden oder akut betroffen sind. Bei Denise Klein melden sich mittlerweile Frauen aus ganz Deutschland. „Ältere Frauen haben nicht so eine Lobby und gehen auch nicht auf die Straße. Man baut etwas auf und lässt die Frauen dann allein“, sagt Klein, deren Stelle von städtischen Mitteln getragen wird, die zum Ende 2024 auslaufen. Sie befürchtet nun das Ende von „Paula“.