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„Sie wurde angespuckt”Kölner Regisseur sucht Spielort für Oper über Roma-Dichterin

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Sopranistin Janette Zsigova spielt die „Papusza” in der gleichnamigen Kammeroper in Wien.

Köln – Sie gehört zu den wohl schillerndsten Frauen der Roma-Geschichte. Bronislawa Wajis (1910 bis 1987), genannt Papusza, war die erste bahnbrechende Roma-Künstlerin ihrer Art. Ihre emanzipatorische Geschichte wurde zu einem Teil der Historie der polnischen Roma-Gemeinde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Lyrik war für sie auch ein Ventil, um sich zu emanzipieren und der Enge der Ehe zu entkommen, in der sie als 15-Jährige gezwungen worden war, sagt der Kölner Regisseur Bruno Berger-Gorski.

Der Regisseur und sein Verein Europäisches Musiktheater haben zusammen mit dem Kölner Roma-Autoren Ruzdija Rusoo Sejdovic vom Rom e.V. und dem Komponisten Adrian Gaspar eine Kammeroper umgesetzt, für die die Kreativen nun eine Aufführungsmöglichkeit suchen. Das Stück handelt insbesondere davon, wie Wajis, die den Nationalsozialisten entkam, in dem sie sich in den Wäldern versteckte, aus der Gemeinschaft der Roma ausgestoßen wurde, nachdem sie ihre Gedichte ins Polnische übertragen ließ. Unterstützt wurde sie dabei vom Schriftsteller Jerzy Ficowski, der als politisch Verfolgter vorübergehend bei den Roma Unterschlupf fand.

Autorin wurde verstoßen

Als Ficowski ihre Gedichte sowie ein Buch über sein Leben bei den Roma veröffentlichte, warf man Wajis vor, die Geheimnisse und Mythen ihres Volkes verraten zu haben, und verstieß sie. „Die Frauen auf der Straße haben sie ausgespuckt“, sagt Berger-Gorski. Nach diesem Schock musste sie Monate in einer Psychiatrie verbringen und schrieb erst in den späten 60er Jahren noch einmal einige Gedichte, bevor sie endgültig verstummte.

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Unterstützt vom Auswärtigen Amt sei das Werk bislang nur einmal im Theater und Jazzclub „Porgy & Bess” in Wien aufgeführt worden, so Berger-Gorski, der bereits mehr als 100 Werke weltweit aufgeführt hat. Nun hofft er, dass er auch in Köln die Oper spielen kann.

„Anne Frank” im Kulturbunker

Bevor es soweit ist, führt Berger-Gorski mit Mirjun Chuni (Rom e.V., Choreografie) und der Sängerin Miriam Hajiyev die Mono-Oper (Oper für eine Person) „Das Tagebuch der Anne Frank“ auf. Das Stück ist am Donnerstag, 23. Juni, um 17 Uhr im Kulturbunker Mülheim zu sehen. Anschließend soll es eine Diskussion mit dem Publikum geben. Eintritt: zehn Euro, Schüler und Schülerinnen und Lehrende zahlen keinen Eintritt.