Frauen erklären in Vorträgen ihre Arbeit als Wissenschaftlerinnen. Auch berichten sie von Hürden in der Forschung.
„Soapbox Science“Wissenschaftlerinnen halten Vorträge in der Kölner Innenstadt
Neugierig versammelten sich am Samstag Menschentrauben vor vier schwarzen Boxen in der Zeppelinstraße. Darauf standen Wissenschaftlerinnen und sprachen zum Thema „Frauen und nicht binäre Menschen in der Wissenschaft“ mit Passantinnen und Passanten. Die Aktion ist Teil der Veranstaltungsreihe „Soapbox Science“. Die Veranstalterinnen suchen dabei den Dialog mit Bürgern und wollen damit erreichen, dass Forscherinnen und Wissenschaftlerinnen mehr Anerkennung erhalten.
Isabelle Sprave ist eine dieser Wissenschaftlerinnen. Sie sprach am Wochenende über Quantencomputer, also sehr leistungsstarke Rechner. „Der Unterschied zu einem normalen Computer liegt klar darin, dass wir statt mit Nullen und Einsen uns die Gesetze der Physik zunutze machen.“ Sprave zeigte auf ein Gebilde aus Glas und goldenem Metall. „Das ist ein Modell, das zeigt, wie so ein Computer funktioniert. Ganz unten im Zylinder sind es -273 Grad kalt“, sagte sie. Immer wieder suchte sie nach einfachen Vergleichen, um ihre Wissenschaft verständlich zu erklären. „Man kann sich diesen Zylinder vorstellen, wie eine Deodose, die im unteren Bereich kalt wird, wenn man sprüht“, erklärte Sprave.
Fehlende Sichtbarkeit und Gender Pay Gap
Sara Dau hörte dem Vortrag über Quantencomputer gebannt zu. „Das war einfach erklärt, obwohl das Thema so kompliziert ist. Es macht mich als Frau stolz, andere Frauen so zu sehen.“ Dau ist Kindergärtnerin. Für sie ist das Thema Frauen in der Wissenschaft auch in der Kita präsent. „Die Kinder haben schon früh ein Bild im Kopf, wie man als Wissenschaftler auszusehen hat. Wenn ich ihnen auch mal eine Erfindung einer Frau zeigen möchte, habe ich, ohne zu googeln, echt Schwierigkeiten.“
Marina Barsoum ist Physikerin. Zusammen mit ihren Kolleginnen und Kollegen organisiert sie im Rheinland die Veranstaltung „Soapbox Science“. „Wenn man sich das Bild eines Wissenschaftlers vorstellt, dann hat man einen verrückten Professor im Kopf, mit weißen Haaren und weißer Haut.“ Ihre Kollegin Claudia Balan fügt hinzu: „Man assoziiert mit einem guten Wissenschaftler häufig einen Mann, der achtzig Stunden die Woche arbeitet und sein ganzes Leben für seine Forschung opfert. Wir wollen, dass sich dieses Bild von Wissenschaft wandelt.“
Der Ursprung von „Soapbox Science“ liegt in England, wo sich 2011 zwei Wissenschaftlerinnen zusammengetan haben, um in Parks öffentliche Vorträge zu halten. Seit sechs Jahren finden diese auch im Rheinland statt. Die Vorträge werden von Frauen gehalten, die an Universitäten etwa in Köln, Jülich oder Düsseldorf beschäftigt sind und forschen. Themen wie Pflanzenschutz, eine gestörte innere Uhr, die zu Krankheiten führen kann oder die Ähnlichkeiten und Unterschiede von Geschwistern, werden besprochen.
Die Probleme von Frauen in der Wissenschaft liegen laut Veranstalterin Barsoum „ganz klar an fehlender Sichtbarkeit, die Doppelbelastung sich um Kinder und Beruf kümmern zu müssen und dem Gender Pay Gap“. Nina S. war Zuhörerin der Vorträge und in der Pflanzenforschung aktiv. „Der Konkurrenzdruck ist klar hoch, aber meine Sorge gilt der Zukunft. Ich möchte Kinder haben und weiß noch nicht, wie ich das mit dem Beruf werde vereinbaren können. Auch wegen des Gender-Pay-Gaps verdienen die Männer oft besser und dann ist klar, dass der Mann weiter arbeiten geht, um das höhere Einkommen nach Hause zu bringen.“