Vertrag beendetChefsanierer Bernd Streitberger verlässt die Kölner Opernbaustelle

Lesezeit 3 Minuten
Baustelle Schauspielhaus und Oper am Offenbachplatz

Die Opernbaustelle am Offenbachplatz

Der ehemalige Baudezernent verabschiedet sich mit 75 Jahren in den Ruhestand. Das Sanierungsprojekt schließt er nicht ab.

Am Ende war es die Gesundheit, die es nicht zuließ, dass Bernd Streitberger die Sanierung von Oper und Schauspielhaus am Offenbachplatz abschließen konnte. Der Technische Betriebsleiter der Bühnen erlitt im Februar dieses Jahres einen Schlaganfall, weshalb der 75-Jährige seinen am 30. Juni auslaufenden Vertrag nach 2019 und 2022 nicht noch ein drittes Mal verlängerte. Am Freitag dieser Woche (28. Juni) war sein offiziell letzter Arbeitstag, am 1. Juli wird der externe Projektmanager Jürgen Marc Volm seine Aufgaben übernehmen.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker suchte einen Hauptverantwortlichen

Streitberger hatte die Verantwortung für die Großbaustelle in der Innenstadt am 1. Mai 2016 übernommen. Nachdem das Projekt im Sommer 2015 aus dem Ruder gelaufen war und die Stadt Köln die für den Herbst geplante Wiedereröffnung absagen musste, entschied Oberbürgermeisterin Henriette Reker, einen Hauptverantwortlichen einzustellen, einen „Technischen Betriebsleiter“. Erste Analysen hatten ergeben, dass es in der Projektstruktur bis dato niemanden gab, der die Gesamtverantwortung trug. Die Baustelle versank im Chaos.

Die Stadt hatte zunächst vorgesehen, einen Bauingenieur für den Posten zu engagieren. Doch aufgrund von Unklarheiten bei der Vertragsgestaltung und Beschwerden früherer Geschäftspartner kam es am Ende nicht zum Abschluss. Danach fiel die Wahl auf jemanden, der das Sanierungsprojekt einst mit aufgesetzt hatte: den früheren Baudezernenten Bernd Streitberger, zwischenzeitlich Geschäftsführer der Stadtentwicklungsgesellschaft Moderne Stadt.

„Ich habe nicht lange darüber nachgedacht, das ist ein spannendes Projekt“, sagte Streitberger 2016 im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Bei ihm sei es so, dass er das Projekt, die Beteiligten, die Stadt und den politischen Betrieb kenne. Das bereite ihm bessere Startbedingungen als jemandem, der von außen dazu käme. Es handele sich trotzdem um eine „gigantische Aufgabe“. Dass er diese nicht zu Ende bringen würde, hätte Streitberger damals wohl nicht gedacht.

Bernd Streitberger steht auf der Opernbaustelle in Köln.

Chefsanierer Bernd Streitberger verabschiedet sich in den Ruhestand.

An Engagement mangelte es dem ehemaligen Baudezernenten in den acht folgenden Jahren nicht. Langjährige Beobachter wissen, dass Streitberger mit voller Kraft versucht hat, das Ruder herumzureißen – und das trotz ständiger Rückschläge, weiterer Verzögerungen und einer beispiellosen Kostenexplosion. Und doch reichte das alles nicht, um die beiden Gebäude noch vor dem Vertragsende fertigzustellen. Die Haustechnik, die schon 2015 der maßgebliche Grund für die abgesagte Wiedereröffnung war, bereitet nach wie vor erhebliche Probleme.

Streitberger hat Verantwortung für das Kölner Operndesaster übernommen

Im Mai dieses Jahres musste Streitberger bekanntgeben, dass die für Juni geplante Fertigstellung geplatzt ist. Oberbürgermeisterin Henriette Reker bescheinigte ihm, sein Allerbestes gegeben zu haben, „um das fast Unmögliche möglich zu machen“. Doch das gelang nicht. „Der aktuelle Terminplan ist nicht mehr einzuhalten, wofür ich die Verantwortung übernehme. Mir ist sehr bewusst, wie enttäuschend diese erneute Verschiebung ist, letztlich auch für mich“, sagte er. Bernd Streitberger war und ist somit der bislang erste und einzige Beteiligte, der Verantwortung für das Operndesaster übernommen hat.

Nachtmodus
KStA abonnieren