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Handy-Ticket bei der KVBSmartphone macht den Unterschied zum Schwarzfahrer

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Am Automaten dürfen Fahrscheine in der Bahn gekauft werden – nicht aber per Smartphone-App.

Köln – Valentina Kerst aus der Südstadt ging fest davon aus, alles richtig zu machen. Sie stieg am Chlodwigplatz in den KVB-Bus Richtung Dom ein, suchte sich einen Sitzplatz und forderte wie üblich über ihr Mobiltelefon ein Handy-Ticket an. Im selben Moment, in dem die Bestätigung auf ihrem Display erschien, stand eine Kontrolleurin vor ihr. Kein Problem, dachte Valentina Kerst. Ganz sicher ein Problem, befand die Kontrolleurin und verlangte 40 Euro Strafe wegen Schwarzfahrens.

Im Kundenzentrum am Neumarkt der Kölner Verkehrs-Betriebe legte die ebenso verblüffte wie verärgerte Inhaberin einer Internetfirma Widerspruch ein. Schließlich dürften Barzahler ihr Ticket auch noch am Automaten in Bus und Bahn ziehen, nachdem die Fahrzeuge angerollt sind. Ihr Protest blieb erfolglos: Sie musste sich belehren lassen, dass gerade die Handy-Tickets vor Beginn der Fahrt gekauft werden müssen.

In der Tat weisen die Kölner Verkehrs-Betriebe die Nutzer der Handy-Tickets auf die Rechtslage hin; sowohl in den allgemeinen Geschäftsbindungen als auch auf der Homepage in der Rubrik „häufig gestellte Fragen“. „Sie kaufen Ihr Handy-Ticket kurz vor Fahrtantritt. Die Handy-Tickets haben eine begrenzte Gültigkeit und sind nach Erhalt sofort gültig“, heißt es.

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KVB will Kunden informieren

Es wäre allerdings weltfremd anzunehmen, dass jeder Fahrgast den Wust an Paragrafen Wort für Wort liest. Dessen scheint man sich auch in der Unternehmenszentrale an der Scheidtweiler Straße bewusst zu sein. Die KVB nähmen die Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ zum Anlass, „noch einmal einen deutlicheren Hinweis auf unsere Homepage zu stellen, ebenso in das persönliche Kundenportal, das jeder Handy-Ticket-Nutzer hat“, sagte Firmensprecher Matthias Pesch. „Außerdem schicken wir allen Kunden noch einmal eine Nachricht aufs Handy.“

Das Bezahlen mit dem Mobiltelefon erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Allein von Januar bis Juni dieses Jahres haben die Verkehrs-Betriebe 667000 Handy-Tickets verkauft, 31 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2014. Knapp 100 Mal habe es „Auffälligkeiten gegeben“, sagte Pesch. Fälle wie der von Valentina Kerst – oder auch das: Genau in dem Augenblick, in dem das Ticket bestellt wird, verliert der Handy-Akku seine allerletzte Kraft, der Besitzer steht ohne Fahrschein da. Sofern sich das im Nachhinein überprüfen lasse, verzichte die KVB auf das erhöhte Beförderungsentgelt, wie es im Amtsdeutsch heißt. Nach KVB-Angaben werden jährlich rund 2,2 Millionen Fahrgäste kontrolliert. 2014 schrieben die KVB-Mitarbeiter mehr als 61000 Schwarzfahrer auf. Wer ohne Fahrschein erwischt wird, muss ab August 60 Euro zahlen – 20 Euro mehr als bisher.