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Straßenmusikerin Monika MüllerSchwein Amanda ist der Star der Kölner Innenstadt

Lesezeit 3 Minuten

Straßenmusikerin Monika Müller zieht mit Schwein Amanda und Hund Fluffy durch Köln.

Köln – Die vielen Handykameras ist Monika Müller mittlerweile gewöhnt. Ob am Dom oder am Neumarkt, überall bleiben Passanten stehen, zücken ihre Smartphones und drücken auf den Auslöser. Alle wollen ein Foto von Amanda. Das begehrte „Model“ ist ungefähr anderthalb Jahre alt, wiegt fast 60 Kilo und ist ein schwarz-weißes Minnesota-Minischwein. Wobei die Bezeichnung Minischwein auf den ersten Blick so gar nicht passt – „mini“ ist Amanda nun wirklich nicht. In der Innenstadt ist die Sau mit der pink eingefärbten Schwanzspitze trotzdem zum Publikumsliebling geworden.

Ohne Fahrschein unterwegs

Zwei bis drei Mal in der Woche sind Straßenmusikerin Monika Müller, Minischwein Amanda und Hund Fluffy gemeinsam unterwegs. Zu Fuß, hin und wieder aber auch in der KVB. Solange sich Amanda benimmt, darf sie – in einer Transportbox wohlgemerkt, im Gegensatz zu Hunden reicht die Leine nicht – kostenlos in der Bahn mitfahren. Tiere gelten bei der KVB als „mitgenommene Gegenstände“, einen Fahrschein brauchen sie als solche nicht. Das ungewöhnliche Trio zieht viele Blicke auf sich. „Ich hab’ es einfach mit Tieren“, sagt Monika Müller, die ihren richtigen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen will. Dass ständig jemand ein Selfie mit ihrem Schwein machen will, stört die Frührentnerin nicht. Im Gegenteil – Amanda kurbelt das Geschäft auf der Straße an.Ein ulkiges Bild: Monika Müller öffnet ihren Rucksack und holt ihre Holzflöte heraus. Sie beginnt zu spielen. Amanda und Hund Fluffy legen sich daneben. Hin und wieder grunzt Amanda leise, so, als würde sie mitsingen. Ein Passant hält ihr ein Brötchen hin. „Nein!“ – Monika Müller winkt ab: Weißbrot ist für das Schwein tabu. Stattdessen gibt es tagsüber Vollkornbrot, Haferflocken mit Milch, Gras und Obst. Abends essen Tier und Mensch das Gleiche: „Ich koche Kartoffeln und Gemüse für Amanda mit“, sagt Müller.

Vor anderthalb Jahren hat Müller das Schwein im Internet gekauft. An einer Autobahnraststätte nahm sie Amanda in einer Kiste entgegen – über die Mitfahrzentrale hatte Müller einen Fahrer ausgemacht, der bereit war, das Ferkel von Berlin mit nach Köln zu transportieren. Seitdem lebt die Sau mit Monika Müller und Hund Fluffy in einer Zwei-Zimmer-Wohnung am Stadtrand. Tagsüber geht es mehrmals zum Spazieren raus, abends sitzt die Sau mit auf dem Sofa vor dem Fernseher. Nachts darf sie mit ins Bett. „Amanda schläft an meinem Fußende“, sagt Müller. Dass ein Schweineleben so normalerweise nicht aussieht – die 53-Jährige winkt ab. „Amanda ist das von klein auf so gewöhnt“, sagt sie.Der Kölner Kleintierarzt Ralf Unna beurteilt die Situation anders. „Das ist keine artgerechte Haltung“, sagt Unna. „Schweine sind hochintelligente und sehr soziale Tiere.“ Was Amanda zu essen bekomme, sei aus tierärztlicher Sicht unbedenklich. Und suhlen könne sich das Tier im Zweifel zumindest hin und wieder beim Spazieren. Aber: „Die sozialen Kontakte fehlen. Ein Hund kann die Artgenossen nicht ersetzen“, so der Arzt und Grünen-Politiker. Darüber hinaus brauche eine Sau auch einen Sexualpartner. „Ich rate, das Tier abzugeben. Schweine müssen unter ihresgleichen leben.“ Nachdrücklich warnt Ralf Unna zudem davor, lebende Tiere im Internet zu kaufen.

Eigene Facebook-Seite

Müller hatte dabei keine Bedenken. Immerhin habe es Amanda bei ihr ja jetzt „besser als auf jedem Bauernhof“, geschlachtet werde sie am Ende auch nicht. Mit Hund Fluffy komme sie gut zurecht – „außer, wenn es um das Futter geht.“ Sterilisiert ist die Sau nicht.

Eine Passantin will Amanda streicheln. Das Schwein lässt sich entspannt anfassen. Noch ein Foto. Müller zieht eine Visitenkarte mit einer Facebook-Adresse aus der Tasche. Unter dem Namen „Amanda Minischwein“ hat sie ihrer Sau eine Seite im sozialen Netzwerk eingerichtet. „Da können die Leute ihre ganzen Fotos hochladen. Das sind ja auch für mich schöne Andenken.“