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Viel Zuspruch für Torsten BurmesterOB-Kandidat der Kölner SPD will „mit Leib und Seele kämpfen“

Lesezeit 5 Minuten
OB-Kandidat Torsten Burmester verspricht der Kölner SPD beim Parteitag im Bürgerzentrum Chorweiler, „mit Leib und Seele“ zu kämpfen.

OB-Kandidat Torsten Burmester verspricht der Kölner SPD beim Parteitag im Bürgerzentrum Chorweiler, „mit Leib und Seele“ zu kämpfen.  

Claudia Walther wird auf dem Parteitag als Chefin wiedergewählt, zu ihrem Co-Vorsitzenden wird Andre Schirmer gewählt.

Zwischen Bildung und Teilhabe, den Punkten fünf und sechs seines Plans für Köln, geht Torsten Burmester die Spucke aus. Da hatte der Kandidat der Kölner SPD für das Amt des Oberbürgermeisters bereits seit knapp 30 Minuten vor den 245 stimmberechtigten Delegierten des Parteitags für sich und seine Ideen geworben. Mit einem kämpferischen, vor allem aber pragmatischen Vortrag.

Vor und nach seiner Rede am Samstag im Bürgerzentrum Chorweiler erhielt Burmester stehende Ovationen – und anschließend eine breite, mit einem roten Meer aus Stimmzetteln demonstrierte Zustimmung der Parteibasis zu seiner Kandidatur.

In diesem Moment aber ist „akuter Wassermangel“ sein größtes Problem da oben auf der Bühne, er sieht sich leicht verzweifelt um. Hilfe naht in Form einer kleinen Mineralwasserflasche, dann kann es weitergehen. Eigentlich sind die Delegierten der Kölner SPD an diesem Tag zusammengekommen, um einen neuen Vorstand zu wählen und ihr Kommunalwahlprogramm zu verabschieden. Über Burmesters Kandidatur wird erst am 3. Mai auf der Wahlkreisdelegiertenkonferenz offiziell abgestimmt. Dann werden auch die SPD-Kandidaten für den Rat der Stadt Köln rechtskonform nominiert.

„Politische Nominierung“ der SPD-Kandidaten für den Kölner Kommunalwahlkampf

Die vorgezogenen Bundestagswahlen haben den Zeitplan der SPD durcheinandergewirbelt. Der Parteitag hätte Ende des vergangenen Jahres stattfinden sollen, dann hätte man jetzt die Kandidaten legitimieren können. So verschob sich alles nach hinten, und nun müssen die Kandidaten, sowohl Burmester als auch jene SPDler, die in den 45 Kölner Wahlkreisen um ein Votum für ihre Ratsmitgliedschaft werben wollen, ohne eine offizielle Nominierung in den Kommunalwahlkampf starten. Damit sie das dennoch frohen Mutes tun können, wurde am Samstag also zumindest eine Art Unterstützungsbekundung vorgenommen. Der Vorstand der Kölner SPD taufte den Vorgang auf den Namen „politische Nominierung“.

Torsten Burmester erhielt viel Zuspruch. Er ist kein Funken sprühender Redner, aber auch keiner, der Märchenschlösser verspricht, wo bezahlbare Wohnungen vonnöten sind. Weil Samstag war und auch Burmester mal zu den Wohnungssuchenden zählte, hatte er ein paar Wohnungsanzeigen studiert. „33 Quadratmeter in Deutz, 1195 Euro kalt; Mülheim, 55 Quadratmeter, 1220 Euro warm; Studentenzimmer, 14 Quadratmeter, 955 Euro“, zählte er auf, baute das Wort „Vollkatastrophe“ ein und betonte: „Diese Entwicklung dürfen wir nicht hinnehmen. Deshalb werden wir ein städtisches Förderprogramm auflegen, damit bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird.“

Bezahlbares Wohnen war der erste Punkt auf seiner To-do-Liste. Gefolgt von der Stärkung des Wirtschaftsstandorts Köln, der Mobilitätswende, einem entschiedenen Vorgehen gegen die Verwahrlosung der Stadt, moderner Bildung – seiner kleinen Wasser-Pause – und schließlich seinem abschließenden Punkt, den er Teilhabe nennt und der den Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung genauso enthalten soll wie die Stärkung des Sports oder des Ehrenamts.

Die SPD-Delegierten halten Schilder hoch mit den Mantras ihres OB-Kandidaten Torsten Burmester für den anstehenden Kommunalwahlkampf.

Die SPD-Delegierten halten Schilder hoch mit den Mantras ihres OB-Kandidaten Torsten Burmester für den anstehenden Kommunalwahlkampf.

Burmester war nicht mit leeren Händen zu diesem Parteitag gekommen, im wahrsten Sinne des Wortes. Neben seinen Ideen hatte er Schilder mitgebracht, länglich, knallrot, und darauf in weißer Schrift Slogans wie „(O)Bürgermeister Burmester“, „Macher mit Herz“, „Köln sozial machen“, „Köln stark machen“, „Köln sicher machen“. Zweimal bat er darum, dass die Delegierten die Schilder hochhalten mögen. Zweimal taten sie es und Burmester blickte auf eine Masse seiner Mantras für diesen Wahlkampf.  

Ex-OB Jürgen Roters spürt „Aufbruchstimmung“ in Kölner SPD

Auch Jürgen Roters machte mit und spürte eine „Aufbruchstimmung“ in seiner Partei. Von 2009 bis 2015 war er der letzte SPD-Oberbürgermeister in Köln. Auf ihn folgte Henriette Reker als parteiloses Stadtoberhaupt, unterstützt von CDU und Grünen. Dieses Modell sei „nicht erfolgreich“ gewesen, befand Roters: „Man braucht Mehrheiten, mit denen man etwas bewirken kann.“ Am 14. September treten bei den Kommunalwahlen SPD, Grüne und CDU mit jeweils eigenen OB-Kandidaten an. Für die Grünen ist das die Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz, für die CDU der Kölner Baudezernent Markus Greitemann. Um im Amt erfolgreich zu sein, so der Rat von Roters, brauche es dann aber auch „das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung“. 

Seine Partei traut Torsten Burmester das alles zu, so viel wurde am Samstag deutlich. „Ich verspreche Euch, dass ich mit Leib und Seele kämpfen werde und mit euch diese Wahl gewinnen will“, sagte Burmester. Nach seiner Rede wollte der Applaus gar nicht abebben, bis Burmester den Zuversichts-Rausch seiner Partei mit einem Hinweis auf die Notwendigkeit der folgenden Tagesordnungspunkte beendete. Um nicht als Spielverderber dazustehen, lud der OB-Kandidat aber noch schnell alle Anwesenden zu seiner Wahlparty am 14. September ein. 

Die alte/neue Doppelspitze der Kölner SPD: Claudia Walther wurde wiedergewählt, Andre Schirmer folgt auf Florian Schuster.

Die alte/neue Doppelspitze der Kölner SPD: Claudia Walther wurde wiedergewählt, Andre Schirmer folgt auf Florian Schuster.

Was folgte bei diesem Parteitag der Kölner SPD, waren die Formalitäten einer Partei, die – zumindest nach außen – gerade äußerste Harmonie zelebriert. Claudia Walther wurde mit 87,75 Prozent der Stimmen als Parteivorsitzende wiedergewählt. An ihrer Seite steht künftig Andre Schirmer, der 82,78 Prozent Zustimmung erhielt. Florian Schuster, der bisherige Co-Vorsitzende, trat aus persönlichen Gründen nicht wieder an. Zu stellvertretenden Vorsitzenden wurden Sercan Bars, Berit Blümel und Heidi Irlenbusch bestimmt. Das 55 Seiten starke Kommunalwahlprogramm wurde recht geräuschlos noch mit einigen Änderungswünschen versehen und dann durchgewunken.  

Eine kleine Unstimmigkeit hatte es im Vorfeld wohl gegeben angesichts des Angebots von (Noch-)Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der Landtagsabgeordneten Lena Teschlade, als stellvertretende Parteivorsitzende zu kandidieren. Die einen sahen darin die Chance, ein wenig vom Glanz ihrer Stars in die Kölner Parteizentrale zu holen. Andere befanden, man solle die Arbeit von Ehrenamtlern wert- und das Zeitbudget der Berufspolitiker nicht überschätzen. Diese seien kraft ihres Abgeordnetenstatus ohnehin an den Parteivorstand angebunden, also über alles informiert und zu den Sitzungen eingeladen. Nur stimmberechtigt sind sie nicht. Lauterbach und Teschlade hatten ihre Kandidaturen noch vor dem Parteitag zurückgezogen.