Diverse PannenNeubau der Kölner Sporthochschule bereits 11,2 Millionen Euro teurer
Köln – Die Metall-Fassade des Naturwissenschaftlichen-Medizinischen Instituts („Nawi-Medi“) der Sporthochschule blitzt in der Sonne. Man könnte erwarten, dass jeden Moment ein Dutzend Studenten oder Wissenschaftler zur Türe hinauskommen. Doch der Schein trügt. Denn das Prestigeprojekt an der Deutschen Sporthochschule mag fertig aussehen, tatsächlich ist das 66 Millionen Euro teure Gebäude immer noch nicht eröffnet worden.
Eröffnungstermin seit 2013 immer wieder verschoben
Seit 2013 wurde der Starttermin mehrmals gerissen, der letzte wurde vom Bauherrn, dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB), im Februar zurückgezogen. Nun soll das Gebäude im dritten Quartal des Jahres in Betrieb genommen werden, so der BLB.
Das Nawi-Medi ist das Herzstück des Masterplans der Kölner Sportuniversität. Ins Gebäude sollen auf einer Fläche von 8000 Quadratmetern und sieben Etagen zehn Institute der Sporthochschule einziehen, die derzeit größtenteils im Institutsgebäude I untergebracht sind. Außer Seminarräumen und Werkstätten entstehen im Neubau unter anderem Labore für das Institut für präventive Anti-Doping-Forschung, in dem Dopingproben internationaler Sportler untersucht werden. Unter dem Bau soll außerdem ein Blockheizkraftwerk entstehen, mit dem 70 Prozent des Energiebedarfs der Sporthochschule gedeckt werden könnten.
Fast eine ganze Studentengeneration hat das Nawi-Medi nur als Baustelle erlebt. Zahlreiche Pannen hätten den BLB zurückgeworfen, erläutert Sprecher Frank Buch. Es ging offenbar schief, was schief gehen konnte. Nachdem der Bauherr die Arbeiten für den Bau öffentlich ausgeschrieben habe, habe es umgehend eine Verfahrensbeschwerde einer unterlegenden Firma gegeben.
Immer wieder neue Pannen
„Wir haben den Prozess gewonnen, aber die Bauarbeiten wurden für Monate gestoppt.“ Anschließend mussten die Planungen für die Brandschutzklappen in chemischen Laboren neu ausgearbeitet werden, weil die Pläne den neuen Bestimmungen des Landes NRW nicht genügten. Und 2015 folgte die Insolvenz der am Bau beteiligten Firma Imtech. „Das war der Super-Gau für uns“, so Buch.
Die Kosten sind seit 2012 um 11,2 Millionen Euro gestiegen. Es könnte noch schlimmer kommen. Denn im vergangenen Jahr gab es, wie jetzt bekanntwurde, offenbar Streit zwischen BLB und dem Generalplaner für die technische Gebäudeausrüstung, dem Aachener Architekturbüro Kadawittfeld-Architekten. Es geht um viel Geld, wohl um einige Millionen Euro.
„Bereits im Herbst 2016 fanden zahlreiche Gespräche zu unbegründete Nachtragsforderungen der ausführenden Firmen statt“, so Buch. Die Differenzen seien darin eskaliert, dass Baufirmen Anfang 2017 zeitweise ihre Monteure von der Baustelle abgezogen hätten. „Vereinbarte Termine zur Inbetriebnahme und Sachverständigenabnahme wurden ignoriert und abgesagt.“ Jetzt will der BLB rechtliche Schritte prüfen lassen. Der Generalplaner aus Aachen will sich zu den Vorwürfen nicht äußern.
Verzögerungen zur Unzeit
Für die Sporthochschule kommen die Verzögerungen, auf die sie keinen Einfluss hat, zur Unzeit. Eigentlich sollte der Masterplan zur Umgestaltung des Campus bis 2019 abgeschlossen sein. Ohne die Eröffnung des Neubaus kann das Institutsgebäude I nicht saniert werden, weil zunächst die dort untergebrachten Beschäftigten in das Nawi-Medi und in Interimscontainer umziehen müssen.
Das 30 Jahre alte Institutsgebäude I biete aber der Kanzlerin der Sporthochschule, Angelika Claßen zufolge, kaum zumutbare Arbeits- und Forschungsbedingungen. „Alle Nase lang platzen die Wasserrohre und im Sommer ist es im Gebäude unerträglich heiß und im Winter grenzwertig kalt“, sagt sie.
Die Ausstattung der Labore sei veraltet, modernisiert würde sie nicht mehr, weil man ja eigentlich in Kürze auf die neuen Labore im Nawi-Medi zurückgreifen möchte. Weil das alte Institutsgebäude energetisch in die Jahre gekommen ist, müsse die Hochschule erhöhte Bewirtschaftungskosten tragen.
Ebenfalls teuer ist der Ausfall des Nawi-Medi, weil die Sporthochschule Fläche zum Beispiel für das Institut für Kommunikations- und Medienforschung an der Aachener Straße anmieten muss.