Der Verdacht, der im Raum steht, ist sehr schwerwiegend: Hat eine Kölner Streifenbeamtin ihren Beruf ausgenutzt, um einen Beziehungsstreit in der Familie zu klären?
Hat die Polizistin unter anderem die Herausgabe eines Autos für die künftige Schwiegermutter eines Verwandten gefordert und dabei ihre Waffe gezeigt?
Lesen Sie hier die Hintergründe.
Köln – Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gegen eine Kölner Polizeibeamtin.
Sie soll in ihrer Freizeit ihre Kompetenzen überschritten haben – womöglich, um auf Bitte eines Verwandten einen zivilrechtlichen, privaten Beziehungsstreit in der Familie zu klären. Der Hintergrund: Die zukünftige Schwiegermutter des Verwandten soll sich zurzeit im Trennungsstreit mit ihrer Ehefrau befinden. Beide wohnten bis vor einiger Zeit gemeinsam in Oberhausen, die Schwiegermutter ist inzwischen ausgezogen und soll wieder in Köln leben. Sie hat aber offenbar noch private Gegenstände in der ehemals gemeinsamen Wohnung zurückgelassen.
Gegen die Polizistin bestehe der Anfangsverdacht der Amtsanmaßung und Unterschlagung, bestätigte Jennifer König, Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Sie betonte, die Ermittlungen stünden noch am Anfang, es gelte die Unschuldsvermutung.
Grundlage für die Ermittlungen ist eine Dienstaufsichtsbeschwerde bei der Polizei Köln. Darin beklagt sich die Noch-Ehefrau, die weiterhin in Oberhausen wohnt, über einen überraschenden Besuch der Streifenbeamtin aus Köln.
An einem Dienstagabend Mitte Juli habe die Hauptkommissarin unangemeldet an der Tür geklingelt und sich als Polizeibeamtin vorgestellt. „Sie sagte, sie sei im Auftrag der Polizei Köln hier“, schildert die Mitbewohnerin der Noch-Ehefrau auf Anfrage dieser Zeitung. „Sie hat kurz ihren Dienstausweis gezeigt und dann ihre Jacke zur Seite geschoben, so dass man ihre Waffe am Hosenbund sehen konnte.“ So etwas trage ja wohl nicht jeder, soll die Beamtin mit Blick auf die Waffe gesagt haben. Sie selbst habe diese Geste und den Anblick der Pistole als bedrohlich und einschüchternd empfunden, sagt die Mitbewohnerin.
Unter anderem habe die Polizistin drei Schlüssel zurückgegeben, die die Schwiegermutter mit nach Köln genommen hatte. Anschließend habe die Beamtin die Herausgabe eines Autos gefordert, das der Schwiegermutter gehören soll, sowie die Herausgabe zweier Sonnenliegen. Die Liegen habe man übergeben, das Auto nicht, berichtet die Mitbewohnerin. Die Polizistin habe die Entgegennahme sogar quittiert. Erst im Nachhinein habe man herausgefunden, dass die Kölner Streifenbeamtin offenbar über familiäre Beziehungen mit der Schwiegermutter verbandelt ist, erzählt die Mitbewohnerin.
Polizei bestätigt Vorwürfe
Auf eine schriftliche Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat die Beamtin bislang nicht reagiert. Die Polizei Köln dagegen bestätigt die Vorwürfe gegen die eigene Mitarbeiterin und teilt mit, die Angaben in der Dienstaufsichtsbeschwerde erforderten „eine strafrechtliche Bewertung“. Man habe das Dokument daher an die Staatsanwaltschaft übergeben. Die Staatsanwalt Duisburg ermittelt in der Sache, weil sie für den Bereich Oberhausen – den mutmaßlichen „Tatort“ – zuständig ist.
Nach Auskunft von Behördensprecherin Jennifer König müsse unter anderem geprüft werden, ob die Polizistin an jenem Abend einen dienstlichen Auftrag hatte. Zweifel sind angebracht. Ein Polizeisprecher teilte mit, die Beamtin hatte am betreffenden Dienstag um 18 Uhr Feierabend. Der mutmaßlich eigenmächtige Einsatz der Hauptkommissarin in Oberhausen soll nach 19 Uhr erfolgt sein.
Die Polizistin sei zurzeit weiterhin im Dienst, berichtete Polizeisprecher Ralf Remmert. „Mögliche beamtenrechtliche Folgen“ würden – wie in vergleichbaren Fällen üblich – nach Abschluss des Strafverfahrens geprüft.