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StadtgeschichteWas von den Kölner Festungsanlagen noch übrig ist

Lesezeit 3 Minuten

Der Tag des Forts in Porz.

Köln – Einst waren sie Zeugnis militärischer Stärke, heute werden die Kölner Festungsanlagen ganz unterschiedlich genutzt – als Filmkulisse, Theaterhaus oder als Rosengarten.

Jetzt sind die Kölner gleich bei zwei Veranstaltungen eingeladen, Wälle und Festungen vom römischen Köln bis zur Preußenzeit zu erkunden. Ein Überblick, was von den historischen Anlagen heute noch zu sehen ist.

Veranstaltungen und Führungen

Die früheren Festungen stehen im Mittelpunkt zweier Veranstaltungen, die bis Sonntag stattfinden. Beim „Tag der Forts“ des Vereins des Kölner Festungsmuseum am Sonntag, 5. Juni, gibt es Führungen durch Forts, Lünetten und Zwischenwerke.

Bei den „Kölner Festungstagen“ von Freitag, 3. Juni, bis Montag, 6. Juni, werden die Grünanlagen rund um die Festungsbauwerke in den Fokus genommen. Fortis Colonia, der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz und andere Vereine veranstalten Führungen und Wanderungen nicht nur zu den Forts, sondern auch zu Anlagen aus römischer Zeit und Mittelalter.

Warum viele Forts heute in schlechtem Zustand sind

Der Putz bröckelt von den Wänden, Mauersteine sind durchnässt und Schimmel breitet sich aus. „Das Fort X ist ein Stück Zeitgeschichte, das sich in einem erschütternden Zustand befindet“, ärgert sich Bezirksbürgermeister Andreas Hupke über den Verfall der früheren Wehranlage am Neusser Wall.

Das sieht Robert Lewin vom Liegenschaftsamt ganz ähnlich: „Die Stadt hat das Bauwerk jahrzehntelang vernachlässigt.“ Weil Steine herabzufallen drohten, musste sogar eine Zinne abgetragen und ein Teil des angrenzenden Parks gesperrt werden.

Das Fort X soll aufwendig restauriert werden.

Die Bezirksvertretung Innenstadt will das Fort X nun für 3,2 Millionen Euro sanieren lassen. Das beschloss sie am Donnerstagabend und nahm zugleich einen Antrag der SPD dazu an. Mit der Sanierung soll nun auch ein Nutzungskonzept erstellt werden, das die Interessen der aktuellen Nutzer wahrt. Der Rat will Ende Juni entscheiden.

Rosengarten statt Kanonen

Der schlechte bauliche Zustand des Forts hat einen historischen Grund. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Bunker. Damals wurde – als Puffer gegen die Bomben – Sand aufgetragen, in den sich allmählich Erde mischte. „Ein idealer Nährboden für Pflanzen“, so Lewin.

Heute wachsen auf dem Dach des Forts Bäume, Büsche und Gestrüpp, deren Wurzeln tief in das Mauerwerk eingedrungen sind.

Die hohen Sanierungskosten kommen auch dadurch zustande, dass das Dach vermutlich per Hand vom Bewuchs befreit werden muss. „Wenn man schwere Maschinen aufs Dach stellt, bricht es wahrscheinlich zusammen“, sagt Lewin.

Fort X ist nur ein Beispiel für den schlechten Zustand, in dem sich einige der Kölner Forts befinden. Ähnliche Probleme gibt es auf dem Dach des Fort XI in Buchheim, sagt Lewin. Die ehemalige Stadtkonservatorin Henriette Meynen sieht auch beim Fort IX in Westhoven akuten Handlungsbedarf: Seit dem Jahr 2000 steht die Anlage, die sich in Bundesbesitz befindet, leer und wurde nur hin und wieder als Filmkulisse wie für den TV-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ vermietet.

Die preußischen Festungen wurden von 1816 bis 1880 errichtet. Sechs Jahre später waren sie bereits als veraltet: Gegen die neue Munition waren die Anlagen aus Erdwällen und Backsteinen wirkungslos. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Forts weitgehend geschleift, die Überreste später unterschiedlich genutzt.

Fort V befindet sich heute auf dem Gelände der Universität, die dort das Geografische Institut untergebracht hat. Die Lünette 3 im Volksgarten wird als Theaterhaus genutzt, Reste des Forts VI in Lindenthal wurden in einen Felsengarten integriert. Überbleibsel des Zwischenwerks VIb stehen heute im Keller des Geißbockheims des 1. FC Köln. Die traurigste Verwendung fand das Fort in Müngersdorf: Den Nationalsozialisten diente es als Lager für jüdische Kölner, die später deportiert und ermordet wurden. (mit ihi)