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„Millionen Euro verbrannt“Kölner Politik fordert Aufklärung bei städtischen Kliniken

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Krankenhaus Merheim

Das Krankenhaus Merheim der städtischen Kliniken

Köln – Der Geschäftsführer der Städtischen Kliniken Köln Holger Baumann geht vorzeitig, der Chef der renommierten Lungenklinik, Erich Stoelben, verlässt Merheim und mit ihm fast sein gesamtes Chirurgenteam, am Freitag soll der Aufsichtsrat der Kliniken nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Demission des ärztlichen Direktors Horst Kierdorf sowie des Finanzdirektors Daniel Brozowski entscheiden.

Was der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Kliniken und gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Ralf Unna, schon am Mittwoch gegenüber dieser Zeitung als „Brodeln“ bezeichnete, sich aber „an Personalspekulationen nicht beteiligen“ wollte, zieht Kritik und Erstaunen von Politik und Fachärzten nach sich.

Ulrich Breite: „Das ist ein Super-GAU"

Sollte die Führungsriege tatsächlich ausgetauscht werden, „müssen wir das als komplettes Versagen in der der Unternehmensführung deuten“, sagt Ulrich Breite, Geschäftsführer der FDP-Ratsfraktion. Es seien schon viele Millionen Euro städtischen Geldes bei den Kliniken „verbrannt“ worden. „Anscheinend will nun der Aufsichtsrat die Reißleine ziehen. Eigentlich ist die Beschlusslage so, dass der städtische Beteiligungsausschuss sofort über gravierende Zustände bei den Kliniken informiert werden muss. Dies ist bisher nicht erfolgt. Die FDP erwartet hier einen sofortigen Bericht.“Die Lungenklinik sei „das Aushängeschild der städtischen Kliniken. Der Weggang großer Teile der Leistungsträger ist ein Super-GAU und beschädigt das Ansehen der städtischen Kliniken noch weiter“, so Breite. Dass vom scheidenden Lungenklinikchef Stoelben angesprochene „Kommunikationsversagen der Klinikführung macht uns fassungslos“.

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Offensichtlich sei das „vor ein paar Jahren beschlossene Sanierungskonzept für die städtischen Kliniken gar nicht umgesetzt“ worden. „Hier ist die Frage, ob der Aufsichtsrat seine Kontrollfunktion pflichtgemäß wahrgenommen hat“, sagt Breite. „Auch hier verlangen wir im Beteiligungsausschuss der Stadt Köln unverzüglich Auskunft.“ Die städtischen Kliniken müssten in der Führungsspitze „komplett neu aufgestellt werden, wenn sich die Aussagen des Chefs der Lungenklinik und das Misstrauen des Aufsichtsrates an der Unternehmführung bestätigt“. Wichtig sei nun, schnell zu handeln, „um weiteren Schaden abzuwenden“.

Christian Joisten: Interne Probleme müssen dringend gelöst werden

„Die Lage bei den Kliniken Köln erfüllt die SPD-Fraktion mit großer Sorge. Dass die Führungsriege zurücktritt oder abgelöst werden soll, zeugt von immensen internen Problemen, die dringend aufgearbeitet werden müssen“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Diese Personalentscheidungen zu treffen und „das Renommee der Kölner Kliniken jetzt nicht weiter aufs Spiel zu setzen, ist Aufgabe des Aufsichtsrates“. Die Kündigungen von Stoelben und seinem Team seien „ein herber Schlag für die Kliniken Köln. Damit verlieren wir unsere Thoraxchirugie, die deutschlandweit ein Aushängeschild ist“, so Joisten. „Es ist sehr bedauerlich, dass der Weggang von Herr Stoelben nicht verhindert werden konnte. Es wird Jahre dauern, diese Lücke zu schließen.“ Die Kölner Kliniken müssten „jetzt alle Kräfte bündeln, um sich als eigenständige Kliniken zu sanieren“.

CDU und Grüne äußern sich nicht

„Der Weggang von Prof. Dr. Stoelben ist höchst bedauerlich. Die Kliniken sind bereits mit der intensiven Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger befasst. Es besteht ein hohes Interesse daran, dass dieser Bereich auch in Zukunft mit einer entsprechend hohen Qualität fortgeführt werden kann", sagt Ursula Gärtner, Gesundheitsexpertin der CDU-Fraktion. Da sie stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats der städtischen Kliniken ist, wolle und könne sie sich zu Personalfragen der Kliniken nicht äußern. Das tun auch die Grünen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Unna nicht.

Uschi Röhrig, Gesundheitsexpertin der Fraktion Die Linke, sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat der städtischen Kliniken. „Die Situation ist nicht berühmt. Nicht nur aus der Lungenklinik, auch aus anderen Bereichen wie der Inneren verlassen Ärzte die Kliniken“, sagt sie. „Es gibt über alle Berufsgruppen hinweg eine große Unzufriedenheit. Das haben mir viele Beschäftigte bestätigt.“ Dringend notwendig sei es nun, „ein Konzept für eine wirkliche Neuaufstellung zu entwickeln“. In der Verantwortung sehe sie auch die Stadt Köln als Haupteigentümerin. Über personelle Fragen könne sie sich vor der Aufsichtsratssitzung am Freitag nicht äußern.