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„Tafel hat ausgedient”Diese Schule in Köln-Buchheim ist ein digitaler Leuchtturm

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Detlef Steppuhn führt das Trainingsgerät von Icaros vor.

Köln – Zu wenig Tablets, zu wenig Computer: Deutschland hinkt seit Jahren bei der Digitalisierung der Schulen hinterher. Laut Pisa-Studie von 2020 besuchte nur jeder Dritte Schüler eine Einrichtung, die Bildungsinhalte auf Lernplattformen bereitstellt. Zudem besitzen weniger Kinder digitale Endgeräte im Vergleich zu anderen OECD-Staaten. Besonders abgehängt waren Schüler, die in sozial benachteiligten Vierteln aufwachsen. Dass es auch anders geht, zeigt das Erich-Gutenberg-Berufskolleg (EGB) in Buchheim. Hier wird digitales Lernen seit vielen Jahren in den Schulalltag integriert, der Branchenverband der Digitalwirtschaft Bitkom kürte das Berufskolleg schon 2018 als Smart School. „In bestimmten Bereichen sind wir anderen Schulen sechs bis acht Jahren voraus“, sagt Schulleiter Rolf Wohlgemuth.

Etwa 500 Computer, 500 Tablets und 13 Datenverarbeitungsräume sind im Berufskolleg im Einsatz, das von 2300 Schülern besucht wird. Im Keller des Gebäudes an der Modemannstraße 25 befinden sich mehrere leistungsstarke Server und eine 1,25 Gigabit-Internet-Anbindung. Der Schulalltag verläuft weitgehend digital: In der Regel bereiten sich die Lehrer zu Hause per Tablet vor, das im Klassenraum an einen Touchscreen-Computer angedockt werden kann, der in jedem der 53 Klassenzimmer steht. „Die Kreidetafel hat bei uns ausgedient“, sagt Detlef Steppuhn, der für die IT-Technik am EGB verantwortlich ist. Auch die Schüler können ihre Bildschirme auf den PC im Klassenzimmer übertragen und über einen Beamer an die Wand projizieren. Über eine Plattform, die es bereits seit 2006 gibt und die seit 2013 mit Office 365 läuft, werden unter anderem Klassenräume und Termine verwaltet. Selbstredend haben Lehrer und Schüler schuleigene E-Mail-Adressen.

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Die Roboter Pepper und Nao werden zum Beispiel in der Informatik eingesetzt.

Digitalisierung hat Tradition am Berufskolleg. Bereits Ende der 1980er Jahre kaufte die Schule den ersten Computer, einen IBM-PC, der mit dem Betriebssystem MS-DOS lief. 1995 wurde eine Internet AG gegründet, ein Internet-Café folgte ein Jahr später. Damals schon übernahm das Kolleg eine Patenschaft für eine Schule im spanischen Málaga, mit der im gleichen Jahr eine erste Videokonferenz durchgeführt wurde. 2001 erhielt das Berufskolleg eine Million Euro Fördergeld vom Land NRW, mit dem der Serverraum und eine SDSL-Standleitung eingerichtet und zahlreiche Computer gekauft werden konnten.

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Schulleiter Rolf Wohlgemuth und der Server im Keller des Berufskollegs

Die digitale Expertise des Berufskollegs kommt auch im Viertel an. Mit dem Projekt E-Scouts bildet die Schule seit 1995 junge Erwachsene aus, die ihr Wissen an andere Schüler weitergeben. Die E-Scouts bieten aber auch wöchentliche Sprechstunden im Selbstlernzentrum der Schule an, die auch Nachbarn aus dem Stadtteil besuchen können. Mit dem Projektmodell „Pänz an die PCs“ hat das Berufskolleg auch eine Patenschaft für die benachbarte städtische Grundschule an der Alten Wipperführter Straße übernommen. Berufsschüler führen die Kinder hier in die Welt der digitalen Medien ein. Im Rahmen eines medienpädagogischen Konzepts lernen die Kinder 60 bis 90 Minute in der Woche etwa wie das Internet oder das Textverarbeitungsprogramm Word funktioniert.

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Im obersten Stock der Schule trifft man auf die humanoiden Roboter. PEPPER hat Menschengestalt und wird unter anderem im E-Commerce-Bereich genutzt, dazu gibt es sechs kleinere NAO-Roboter. „Wir gehen mit ihnen auch in das Kinderkrankenhaus Porz, wo die Kinder mit ihnen spielen können“, sagt Steppuhn. Anvisiert sind auch Besuche in Altenheimen. Im Erdgeschoss gibt es mehr High Tech und es wird sportlich. Denn auch auf E-Sports wird im EGB Wert gelegt. Auf zwei Fitnesstrainern kann man etwa seine Balance üben und zugleich – in Kombination mit 3D-Brillen – in verschiedene digitale Welten eintauchen. So wird aus dem Trainingsraum eine Unterwasserwelt, in der man im Wettkampfmodus durch Ringe tauchen muss.

Keine Probleme durch Corona

Bereits 2016 wurde im EGB das Konzept „School@home“ ausprobiert. Im Kern geht es darum, dass die Berufsschüler einen Tag in der Woche per Video oder Audio im Betrieb oder zu Hause unterrichtet werden. Kein Wunder, dass die Corona-Pandemie und der darauf folgende Distanzunterricht das Berufskolleg nicht kalt erwischte. Viele Lehrer seien es gewohnt gewesen, auf Distanz zu unterrichten, so Wohlgemuth. „Wir konnten unseren Unterricht eins zu eins fortsetzen.“ Einer Umfrage unter 1100 Schülern und 90 Lehrern zufolge will die Hälfte der befragten Schüler auch nach der Pandemie einen Tag in der Woche per Video lernen. 25 Prozent würden sogar an mehreren Tagen in der Woche auf Distanz lernen.

Allerdings sei digitales Lernen kein Selbstläufer, so Wohlgemuth. Der Unterricht außerhalb des Klassenzimmers komme seiner Einschätzung nach besonders motivierten und lernorientierten Schülern zugute. „Wer zielorientiert ist, für den ist digitales Lernen langfristig gut.“ Andere lassen sich möglicherweise zu Hause leicht ablenken, laufen Gefahr, an Motivation und Konzentration zu scheitern. „Insgesamt kann der Distanzunterricht die Beziehung zwischen Schülern und Lehrer aber nicht ersetzen.“ Wohlgemuth glaubt aber, dass die Leistungen und Noten der Schüler, die pandemiebedingt im Homeoffice lernen mussten insgesamt nicht schlechter seien als in den Jahrgängen zuvor.