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Vorstand suspendiertMachtkampf im Kölner Taxiruf eskaliert

Lesezeit 3 Minuten
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Der Taxistand am Hauptbahnhof. An der Spitze der Genossenschaft Taxiruf ist ein Machtkampf ausgebrochen.

  1. Seit Wochen schwelt offenbar ein interner Machtkampf im Kölner Taxiruf.
  2. Inzwischen sind zwei Vorstandsmitglieder suspendiert worden und erheben nun schwere Vorwürfe.
  3. Es geht um viel Geld, persönliche Fehden und gegenseitige Bedrohungen.

Köln – Mit der Suspendierung zweier Vorstandsmitglieder und dem Streit um eine Generalversammlung eskaliert im Kölner Taxiruf derzeit offenbar ein Machtkampf, der in Teilen offen geführt wird. Gegenstand des Streits sind womöglich seit langem geführte persönliche Fehden in der Führungsebene und hohe Geldsummen, die der Genossenschaft fehlen. Einen ersten Höhepunkt erreichte der Konflikt, als Mitte August der langjährige Taxiruf-Chef Aleksandar Dragicevic durch den Aufsichtsrat abgesetzt wurde.

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Von Misswirtschaft, ausufernden Personalkosten und einer chaotischen Buchhaltung war damals die Rede, die horrende Schulden verursacht haben und der Grund gewesen sein sollen, Dragicevic das Vertrauen zu entziehen. Der Taxiruf stehe kurz davor, insolvent zu sein, hieß es vor wenigen Wochen. Der Geschasste selbst wertet die Zahlen und Vorwürfe gegen ihn und seine Vorstandskollegen aber als Vorwand für seinen Rauswurf und beteuert, dass die damals genannte Summe „erstunken und erlogen, maßlos übertrieben und eine dreiste Lüge“ sei. „Der Taxiruf ist weit entfernt von einer Insolvenz“, sagt Dragicevic nun dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Ausstände beliefen sich auf 569.000 Euro, von denen 400.000 Euro ausgebliebene Einnahmen und außerplanmäßige Abschreibungen seien.

Mehrere Wochen ging dann offenbar der Machtkampf in der Taxiruf-Führung weiter, bis mit Oguzhan Ogul vor einer Woche auch noch das zweite von vormals drei Vorstandsmitgliedern durch den Aufsichtsrat rausgeworfen wurde – weil, wie ihm mitgeteilt wurde, das „Vertrauensverhältnis zerstört“ sei. Grund soll gewesen sein, dass sich Ogul hinter Dragicevic gestellt haben soll, was Teile der Führungsebene nicht geduldet haben sollen. Offenbar gibt es nämlich auch genossenschaftsintern unter den 750 Mitgliedern widerstreitende Gruppen zwischen Anhängern des ehemaligen Vorstands und solchen des Aufsichtsrats. „Wir haben damals im Taxiruf eine alte Clique im Vorstand abgelöst, die nicht auf die Interessen der Mitglieder geschaut hat. Das hat offenbar einigen nicht gefallen“, sagt Dragicevic.

Unterschriftenliste für eine Generalversammlung

Streit gibt es nun offenbar auch um mögliche Unterstützung der Taxiunternehmer für den geschassten Vorstand. „Es gibt eine Unterschriftenliste mit inzwischen 170 Namen, auf der die Mitglieder unverzüglich eine Generalversammlung fordern“, sagt Dragicevic. Auf der Versammlung solle, wie im Genossenschaftsgesetz vorgeschrieben, umgehend die Suspendierung des Vorstands nachträglich zur Abstimmung gestellt und je nach Votum der Mitglieder womöglich rückgängig gemacht werden. Dagegen mache der Aufsichtsrat Stimmung, sagt Dragicevic. Das Gerücht sei „als Vorwand benutzt worden, weil der Aufsichtsrat Angst vor einer Generalversammlung hat und weil er weiß, wie die Stimmung bei den Genossen ist.“

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Die Planungen, ein solches Gremium einzuberufen, sollen jedenfalls schon konkret geworden sein. „Wir haben eine Generalversammlung in einer Messehalle geplant, wo 3000 Mitglieder hätten Platz finden können, auch unter Corona-Bedingungen“, sagt auch Ex-Vorstand Ogul. „Mir wurde aber von einer Gruppe innerhalb des Taxirufs gedroht, dass dann das Ordnungsamt kommen und die Versammlung platzen lassen würde.“ Mit nun nur noch einem Vorstandsmitglied ist der Taxiruf laut Genossenschaftsgesetz eigentlich nicht geschäftsfähig – zwei sind das Minimum. Aufsichtsratschef Jürgen Päffgen wollte sich auf Nachfrage weder zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen noch zu den jüngsten Ereignissen oder zu konkreten Geschäftszahlen äußern. Zuletzt hieß es, auch Päffgen selbst, seine Aufsichtsratskollegen und Teile seiner Familie würden telefonisch und schriftlich bedroht.

Die Taxibranche in Köln erlebt indes auch unabhängig von Personalquerelen derzeit eine schwere Zeit. In der Corona-Krise sind den einzelnen Betreibern massiv Einnahmen weggebrochen – zwischenzeitlich gab es nur zehn Prozent der vor der Pandemie üblichen Fahrten. Außerdem machen App-gesteuerte Dienste wie Uber den Kölner Taxifahrern die Marktanteile streitig.